Kolik ist der Albtraum jedes Pferdebesitzers – und eine der häufigsten Todesursachen beim Pferd. Das Tückische: Kolik ist keine einzelne Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für Bauchschmerzen unterschiedlichster Ursachen. Manche Koliken lösen sich von selbst, andere sind lebensbedrohlich. Die gute Nachricht: Mit dem richtigen Wissen kannst Du Koliken früh erkennen, richtig handeln und vieles tun, um sie zu verhindern.
KOLIK IST EIN NOTFALL!
Bei Verdacht auf Kolik sofort den Tierarzt rufen!
Nicht abwarten, ob es besser wird. Je schneller behandelt wird, desto besser die Chancen. Kolik kann innerhalb von Stunden lebensbedrohlich werden.
Was ist Kolik?
Kolik bedeutet wörtlich übersetzt einfach "Bauchschmerzen". Es ist ein Sammelbegriff für alle Erkrankungen im Bauchraum, die Schmerzen verursachen – vom harmlosen Blähbauch bis zur lebensbedrohlichen Darmverschlingung.
Warum sind Pferde so anfällig?
Der Pferdedarm ist ein Konstruktionsproblem der Natur:
- Über 30 Meter lang – viel Potenzial für Probleme
- Komplizierter Verlauf – viele Engstellen und Windungen
- Pferde können nicht erbrechen – was rein geht, muss durch
- Empfindliche Darmflora – reagiert sensibel auf Veränderungen
- Frei aufgehängt – der Darm kann sich verdrehen
Kolik ist häufig
Etwa 10% aller Pferde erleiden mindestens einmal im Leben eine Kolik. Die meisten Koliken (80-90%) sind zum Glück leichterer Natur und sprechen auf Behandlung gut an. Aber: Jede Kolik muss ernst genommen werden, da sie sich verschlechtern kann.
Symptome erkennen: Wann ist es Kolik?
Pferde zeigen Schmerzen anders als Menschen. Diese Anzeichen solltest Du kennen:
Typische Kolik-Symptome
Scharren
Wiederholtes Scharren mit den Vorderhufen
Flehmen/Umschauen
Zum Bauch schauen, Flehmen, Zähnefletschen
Gegen Bauch treten
Mit Hinterbeinen gegen den Bauch treten
Hinlegen/Aufstehen
Häufiges Hinlegen und wieder Aufstehen
Wälzen
Heftiges, unkontrolliertes Wälzen
Schwitzen
Starkes Schwitzen ohne Anstrengung
Appetitlosigkeit
Kein Interesse am Futter
Kein Kotabsatz
Wenig oder kein Kot, keine Darmgeräusche
Schweregrad einschätzen
| Schweregrad | Symptome | Verhalten |
|---|---|---|
| Leicht | Scharren, Flehmen, Unruhe, zum Bauch schauen | Pferd lässt sich ablenken, frisst evtl. noch |
| Mittel | Hinlegen, Aufstehen, gegen Bauch treten, kein Appetit | Pferd deutlich unwohl, aber kontrollierbar |
| Schwer | Heftiges Wälzen, Schwitzen, Zittern, Stöhnen | Pferd außer sich, nicht mehr kontrollierbar |
| Kritisch | Apathie, eingefallene Augen, kalte Ohren, Schock | Lebensgefahr! Sofort Klinik! |
Achtung: Stille Kolik!
Manche Pferde zeigen kaum Symptome, obwohl sie starke Schmerzen haben. Besonders stoische Pferde oder solche mit sehr schweren Koliken können apathisch wirken statt unruhig. Im Zweifel immer den Tierarzt rufen!
Notfall: Was tun bei Kolik?
Du hast Kolik-Symptome erkannt. Jetzt zählt schnelles, richtiges Handeln.
Sofortmaßnahmen
-
Tierarzt anrufen – SOFORT!
Nicht abwarten, nicht "mal schauen". Lieber einmal zu viel anrufen als zu spät. -
Futter entfernen
Kein Heu, kein Kraftfutter, keine Leckerlis. Kann die Situation verschlimmern! -
Pferd ruhig führen
Im Schritt führen kann helfen, die Darmtätigkeit anzuregen – aber nur wenn das Pferd sich führen lässt und nicht zu sehr wälzen will. -
Wälzen verhindern (wenn möglich)
Unkontrolliertes Wälzen kann zu Darmverschlingung führen. Aber: Dich selbst nicht in Gefahr bringen! -
Vitalwerte notieren
Puls, Atmung, Temperatur, Schleimhautfarbe – wichtige Infos für den Tierarzt. -
Auf Kotabsatz achten
Hat das Pferd Kot abgesetzt? Wie sieht er aus? Darmgeräusche hörbar?
Vitalwerte: Normal vs. Kolik
| Puls | Normal: 28-40/min | Kolik: oft erhöht (über 50 = ernst!) |
| Atmung | Normal: 8-16/min | Kolik: oft beschleunigt |
| Temperatur | Normal: 37,5-38,2°C | Erhöht kann auf Entzündung hindeuten |
| Schleimhäute | Normal: rosa, feucht | Blass/bläulich/dunkelrot = Alarm! |
| Kapilläre Füllzeit | Normal: unter 2 Sek. | Länger = Kreislaufproblem |
| Darmgeräusche | Normal: gurgelnde Geräusche | Stille = verdächtig! |
✅ Das solltest Du tun
- Tierarzt sofort anrufen
- Futter wegnehmen
- Ruhig führen (wenn möglich)
- Vitalwerte messen
- Ruhe bewahren
- Pferd beobachten
- Box dick einstreuen
❌ Das solltest Du NICHT tun
- Abwarten und hoffen
- Futter geben
- Selbst Medikamente geben
- Pferd zwingen aufzustehen
- Dich selbst in Gefahr bringen
- Massieren oder "Einläufe" machen
- Öl eingeben (ohne Tierarzt!)
⚠️ Wann in die Klinik?
Der Tierarzt entscheidet, ob eine Klinik nötig ist. Zeichen, die für Klinik sprechen:
- Keine Besserung nach Schmerzmittel
- Verschlechterung trotz Behandlung
- Puls dauerhaft über 60
- Schleimhäute verfärbt
- Verdacht auf Darmverschlingung
- Reflux bei Nasenschlundsonde
Klinik-Transport: Wenn der Tierarzt Klinik empfiehlt – nicht zögern! Jede Stunde zählt.
Kolik-Arten: Nicht jede Kolik ist gleich
Es gibt viele verschiedene Kolik-Formen mit unterschiedlichen Ursachen und Prognosen. Nur der Tierarzt kann die Art feststellen.
Krampfkolik (Spastische Kolik) Häufig, meist mild
Darmkrämpfe durch Stress, Futterwechsel, Wetter. Kommt häufig vor, spricht meist gut auf krampflösende Medikamente an. Pferd unruhig, scharrt, schaut zum Bauch.
Gaskolik (Blähungskolik) Häufig, meist mild
Übermäßige Gasbildung im Darm, aufgetriebener Bauch. Oft durch Futter (frisches Gras, Klee, verdorbenes Futter). Meist gute Prognose.
Verstopfungskolik (Obstipation) Mittel bis ernst
Darminhalt staut sich, oft im Blinddarm oder Grimmdarm. Ursachen: zu wenig Wasser, zu wenig Bewegung, schlechtes Heu. Kann Einläufe und Infusionen erfordern.
Sandkolik Ernst
Sandansammlung im Darm durch Fressen auf sandigen Böden. Oft schleichend, wiederkehrend. Behandlung langwierig (Flohsamen, Paraffinöl).
Vergiftungskolik Ernsthaft
Durch Aufnahme giftiger Pflanzen (Eibe, Jakobskreuzkraut, Robinie), verdorbenes Futter oder toxische Substanzen. Neben Kolik-Symptomen oft auch Speicheln, Durchfall, Kreislaufprobleme. Tierarzt sofort informieren, was gefressen wurde!
Magenüberladung Ernsthaft
Magen überfüllt (Pferde können nicht erbrechen!). Lebensgefahr durch Magenruptur. Schnelle tierärztliche Hilfe nötig (Nasenschlundsonde).
Vergiftungskolik Ernsthaft bis lebensbedrohlich
Durch Giftpflanzen (Eibe, Jakobskreuzkraut, Buchsbaum), verdorbenes Futter oder Chemikalien. Oft mit weiteren Vergiftungssymptomen (Speicheln, Zittern, Durchfall). Sofort Tierarzt – Giftquelle wenn möglich identifizieren!
Darmverschlingung / Verlagerung Lebensbedrohlich
Darmteile verdrehen sich oder werden eingeklemmt. Blutversorgung abgeschnitten, Gewebe stirbt ab. Notfall-OP erforderlich! Zeit ist kritisch.
Ursachen & Risikofaktoren
Kolik hat viele mögliche Auslöser. Oft kommen mehrere Faktoren zusammen.
Häufige Ursachen
| Bereich | Risikofaktoren |
|---|---|
| Fütterung | Schneller Futterwechsel, verdorbenes Futter, zu viel Kraftfutter, zu wenig Raufutter, unregelmäßige Fütterungszeiten |
| Wasser | Zu wenig Wasser, zu kaltes Wasser, verschmutztes Wasser |
| Haltung | Bewegungsmangel (Boxenhaltung), Sandböden (Sandkolik) |
| Stress | Transport, Stallwechsel, Rangordnungskämpfe, Turniere |
| Parasiten | Wurmbefall kann Darmschäden verursachen |
| Zähne | Schlechte Zähne = schlechtes Kauen = Verstopfungsgefahr |
| Wetter | Wetterumschwünge erhöhen statistisch das Kolik-Risiko |
Pferde mit erhöhtem Risiko
- Pferde mit Kolik-Vorgeschichte
- Ältere Pferde
- Pferde mit Zahnproblemen
- Pferde auf Sandpaddocks
- Pferde mit viel Kraftfutter und wenig Raufutter
- Pferde mit wenig Bewegung
- Gestresste Pferde
Vorbeugung: Kolik verhindern
Viele Koliken lassen sich vermeiden. Die wichtigsten Maßnahmen:
Fütterung optimieren
- Raufutter first: Mindestens 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht
- Regelmäßige Zeiten: Immer zur gleichen Zeit füttern
- Futterwechsel langsam: Neue Futtermittel über 1-2 Wochen einschleichen
- Kraftfutter portionieren: Nicht mehr als 0,5 kg pro Mahlzeit
- Kein Kraftfutter auf leeren Magen: Erst Heu, dann Kraftfutter
- Qualität prüfen: Kein schimmeliges oder verdorbenes Futter
Wasser & Bewegung
- Immer frisches Wasser: Sauber, nicht zu kalt, immer verfügbar
- Im Winter aufpassen: Pferde trinken bei Kälte oft zu wenig
- Tägliche Bewegung: Weidegang, Paddock, Reiten – Hauptsache Bewegung
- Keine reine Boxenhaltung: Pferde brauchen Auslauf
Weitere Maßnahmen
- Regelmäßige Zahnkontrolle: Mindestens 1x jährlich
- Entwurmung: Nach Kotprobe oder strategischem Plan
- Stress minimieren: Ruhige Umgebung, feste Routinen
- Sandaufnahme vermeiden: Nicht auf Sand füttern, Heu in Raufen
✓ Die goldene Regel
Viel Raufutter, immer Wasser, tägliche Bewegung, wenig Stress. Wer diese Grundsätze beherzigt, senkt das Kolik-Risiko erheblich. Ergänzend kann die Verdauung durch traditionelle Kräuter unterstützt werden.
Kräuter bei Kolik: Was können sie – und was nicht?
Hier kommt der wichtigste Punkt dieses Artikels. Bitte aufmerksam lesen:
Bei akuter Kolik: KEINE Kräuter!
Kolik ist ein Notfall. Nur der Tierarzt kann helfen. Kein Kraut, kein Hausmittel, keine "natürliche Behandlung" kann eine akute Kolik behandeln. Wer bei Kolik-Symptomen Kräuter gibt statt den Tierarzt zu rufen, riskiert das Leben seines Pferdes. Das ist keine Übertreibung – das ist Realität.
Unsere ehrliche Einschätzung
Wir verkaufen Kräuter für Pferde – und trotzdem sagen wir klar: Bei akuter Kolik haben Kräuter nichts verloren. Das wäre fahrlässig und gefährlich.
Was Kräuter können: Vorbeugend Magen und Darm unterstützen. Eine gute Verdauung ist weniger anfällig für Probleme. Aber das ist Prophylaxe, keine Therapie.
Was Kräuter NICHT können
- ❌ Akute Kolik behandeln
- ❌ Darmverschlingungen lösen
- ❌ Verstopfungen bei akuter Kolik beheben
- ❌ Schmerzen bei Kolik ausreichend lindern
- ❌ Den Tierarzt ersetzen
Was Kräuter zur Vorbeugung beitragen können
Zwischen den Koliken, bei gesunden Pferden, können traditionelle Kräuter die Verdauung unterstützen:
| Kraut | Traditioneller Einsatz |
|---|---|
| Fenchel | Klassiker bei Blähungen, verdauungsfördernd |
| Süßholz | Traditionell bei Magenproblemen, schleimhautschützend |
| Melisse | Beruhigend auf Magen und Nerven |
| Schafgarbe | Traditionelles Magen-Darm-Kraut |
| Eibisch | Schleimstoffe, schützend für die Schleimhaut |
| Wegwarte | Bitterstoffe, traditionell verdauungsfördernd |
Wichtig: Diese Kräuter zur vorbeugenden Unterstützung einsetzen – bei gesunden Pferden. Nicht bei akuten Beschwerden!
🌿 MAGENWOHL – Kurzfristige Unterstützung
MAGENWOHL mit Fenchel, Süßholzwurzel, Melisse und Gänsefingerkraut – zur kurzfristigen Unterstützung bei empfindlichem Magen.
Zu MAGENWOHL →🛡️ GASTROPLUS – Langfristige Unterstützung
GASTROPLUS mit Eibischwurzel, Süßholzwurzel und Ringelblume – zur langfristigen Unterstützung bei empfindlichem Magen. Schleimstoffreiche Kräuter für sensible Pferdemägen.
Zu GASTROPLUS →🌱 DARMWOHL – Für Darmschleimhaut & Darmflora
DARMWOHL mit Wegwartenwurzel, Schafgarbe und Andornkraut – zur Unterstützung von Darmschleimhaut und Darmflora. Besonders geeignet nach Antibiotikagaben.
Zu DARMWOHL →Häufige Fragen zu Kolik beim Pferd
Woran erkenne ich eine Kolik beim Pferd?
Typische Kolik Anzeichen: Scharren mit den Vorderhufen, Flehmen, wiederholtes Umschauen zum Bauch, Treten gegen den Bauch, Hinlegen und Aufstehen, Wälzen, Schwitzen ohne Anstrengung, Appetitlosigkeit, keine oder wenig Kotabsatz, aufgeblähter Bauch. Bei diesen Anzeichen sofort den Tierarzt rufen!
Was muss ich bei einer Kolik tun?
Sofort den Tierarzt rufen! Bis er kommt: Pferd nicht fressen lassen, ruhig führen (wenn das Pferd sich nicht zu sehr wälzen will), nicht hinlegen lassen wenn möglich, bei starkem Wälzdrang: in der Box lassen (Verletzungsgefahr beim Führen), Vitalwerte notieren (Puls, Atmung, Temperatur), auf Kotabsatz und Darmgeräusche achten.
Welche Arten von Kolik gibt es?
Es gibt verschiedene Kolik Arten: Krampfkolik (Darmkrämpfe, häufig), Gaskolik (Blähungen, aufgetriebener Bauch), Verstopfungskolik (Darmverstopfung), Sandkolik (Sandansammlung im Darm), Magenüberladung, Vergiftungskolik (Giftpflanzen, verdorbenes Futter), Darmverschlingung (Notfall-OP). Nur der Tierarzt kann die Art feststellen und entsprechend behandeln.
Wie kann ich Kolik beim Pferd vorbeugen?
Die wichtigsten Maßnahmen: Regelmäßige Fütterungszeiten einhalten, Futterwechsel langsam durchführen, ausreichend Raufutter (Heu), immer frisches Wasser verfügbar, regelmäßige Bewegung, Stressvermeidung, regelmäßige Entwurmung, Zahnkontrolle, kein Kraftfutter auf leeren Magen, Sand- und Erdaufnahme minimieren.
Wie gefährlich ist eine Kolik?
Kolik kann lebensbedrohlich sein. Sie ist eine der häufigsten Todesursachen bei Pferden. Die Gefährlichkeit hängt von der Art ab: Leichte Krampfkoliken können sich schnell lösen, Darmverschlingungen sind Notfälle, die sofortige OP erfordern. Deshalb: Jede Kolik ernst nehmen und sofort den Tierarzt rufen!
Darf ein Pferd bei Kolik fressen oder trinken?
Nein, bei Kolik Verdacht kein Futter geben! Das kann die Situation verschlimmern, besonders bei Verstopfung oder Magenüberladung. Wasser in kleinen Mengen ist meist erlaubt, aber am besten den Tierarzt fragen. Erst nach tierärztlicher Freigabe wieder füttern.
Können Kräuter bei Kolik helfen?
Bei akuter Kolik: NEIN! Kolik ist ein Notfall – nur der Tierarzt kann helfen. Kräuter können aber vorbeugend Magen und Darm unterstützen und so das Kolik-Risiko senken. Traditionelle Magenkräuter wie Fenchel, Kamille oder Süßholz werden zur Unterstützung der Verdauung eingesetzt – aber nur prophylaktisch, nicht bei akuten Beschwerden.
Wie lange dauert eine Kolik?
Das hängt von der Art und Schwere ab. Leichte Krampfkoliken können nach Gabe von Schmerzmitteln/Krampflösern innerhalb von 30-60 Minuten abklingen. Verstopfungskoliken können Stunden bis Tage dauern. Bei schweren Koliken mit OP-Bedarf ist der Klinikaufenthalt oft 1-2 Wochen. Wichtig: Nicht abwarten, sondern sofort den Tierarzt rufen!