Hufrehe ist eine der gefürchtetsten Erkrankungen beim Pferd – und eine der häufigsten. Sie ist extrem schmerzhaft und kann im schlimmsten Fall zur Euthanasie führen. Die gute Nachricht: Mit dem richtigen Wissen lässt sich Hufrehe oft vermeiden. Und selbst betroffene Pferde können mit konsequentem Management ein gutes Leben führen. Dieser Ratgeber erklärt, was bei Hufrehe im Huf passiert, wie Du sie erkennst und was wirklich hilft.
Hufrehe ist ein Notfall!
Bei Verdacht auf akute Hufrehe sofort den Tierarzt rufen! Hufrehe ist extrem schmerzhaft und kann innerhalb von Stunden zu irreversiblen Schäden führen. Je schneller behandelt wird, desto besser die Prognose. Dieser Artikel ersetzt keine tierärztliche Behandlung.
Was ist Hufrehe?
Hufrehe (Laminitis) ist eine schmerzhafte Entzündung der Huflederhaut – der Verbindungsschicht zwischen Hufbein und Hufkapsel. Diese Verbindung ist lebenswichtig: Sie hält das gesamte Pferdegewicht.
Was passiert im Huf?
Bei Hufrehe wird die Durchblutung der Huflederhaut gestört. Die feinen Blättchen (Lamellen), die Hufbein und Hufkapsel verbinden, werden geschädigt und können sich lösen. Im schlimmsten Fall "sinkt" oder "rotiert" das Hufbein – es bewegt sich innerhalb der Hufkapsel nach unten und kann sogar durch die Sohle durchbrechen.
Formen der Hufrehe
| Form | Beschreibung | Prognose |
|---|---|---|
| Akute Hufrehe | Plötzlicher Beginn, starke Schmerzen, Notfall | Bei schneller Behandlung oft gut |
| Subakute Hufrehe | Milderer Verlauf, schleichend | Gut bei konsequentem Management |
| Chronische Hufrehe | Dauerhafte Veränderungen im Huf, wiederkehrend | Lebenslange Anpassung nötig |
Symptome erkennen: Wann ist es Hufrehe?
Je früher Hufrehe erkannt wird, desto besser die Prognose. Diese Anzeichen solltest Du kennen:
Typische Symptome
Sägebock-Stellung
Vorderbeine nach vorn gestreckt, Hinterbeine unter den Körper – das Pferd versucht, die Vorderhufe zu entlasten
Heiße Hufe
Hufe fühlen sich warm bis heiß an, oft mit verstärkter Pulsation an den Fesselarterien
Klammer Gang
Steifer, vorsichtiger Gang, Trippeln, Entlastungsbewegungen, ungern auf hartem Boden
Vermehrtes Liegen
Das Pferd legt sich häufiger hin, um die Hufe zu entlasten
Bewegungsunlust
Pferd will nicht laufen, bleibt stehen, dreht sich ungern
Pulsation fühlbar
Verstärkter Puls an den Arterien oberhalb der Fessel tastbar
Notfall Check: Pulsation fühlen
Lege zwei Finger seitlich an die Fessel, knapp oberhalb des Hufes. Normalerweise ist der Puls kaum fühlbar. Bei Hufrehe: Deutlich pochender, kräftiger Puls. Das ist ein Alarmzeichen – sofort Tierarzt rufen!
Vorsicht: Nicht immer offensichtlich!
Nicht jede Hufrehe zeigt alle Symptome. Besonders bei leichteren Fällen oder chronischer Rehe können die Anzeichen subtil sein:
- Leichte Fühligkeit auf hartem Boden
- Unwilligkeit, sich zu bewegen
- Häufiges Gewichtsverlagerung
- Veränderte Hufform über Zeit (Rehe-Ringe, flache Sohle)
Ursachen verstehen: Warum bekommt ein Pferd Hufrehe?
Hufrehe hat viele mögliche Auslöser. Das Verständnis der Ursache ist entscheidend für Behandlung und Vorbeugung.
Die häufigsten Ursachen
Stoffwechselbedingte Rehe
EMS (Equines Metabolisches Syndrom) und Cushing (PPID) sind für die große Mehrheit aller Hufrehe-Fälle verantwortlich. Insulinresistenz schädigt die Huflederhaut.
Fütterungsbedingte Rehe
Zu viel Zucker, Stärke oder Fruktane: Ausbruch auf fette Weide, zu viel Kraftfutter, Brot, Obst. Oft bei leichtfuttrigen Rassen.
Belastungsrehe
Durch übermäßige Belastung auf hartem Boden, lange Transporte, einseitige Überlastung bei Lahmheit des anderen Beins.
Vergiftungsrehe
Durch Giftpflanzen, verdorbenes Futter, bestimmte Medikamente (Kortison), Nachgeburtsverhaltung bei Stuten.
Risikofaktoren
Manche Pferde sind besonders Rehe-gefährdet:
- Übergewicht – der größte Risikofaktor überhaupt
- Leichtfuttrige Rassen: Ponys, Haflinger, Tinker, Iberier, Morgans
- Vorgeschichte: Einmal Rehe – immer Rehe-gefährdet
- EMS oder Cushing – oft noch nicht diagnostiziert
- Bewegungsmangel – verschlechtert die Insulinsensitivität
- Unkontrollierter Weidegang – besonders im Frühjahr
⚠️ Die versteckte Gefahr: Unerkanntes EMS/Cushing
Viele Pferde mit "unerklärlicher" Hufrehe haben in Wirklichkeit ein unerkanntes EMS oder Cushing. Bei jedem Rehe-Schub sollte der Tierarzt auf Stoffwechselstörungen testen! Die Behandlung der Grunderkrankung ist entscheidend für die Vorbeugung weiterer Schübe.
Akute Hufrehe: Was tun?
Akute Hufrehe ist ein Notfall. Schnelles Handeln kann den Unterschied zwischen Heilung und dauerhafter Schädigung machen.
Sofortmaßnahmen bei Verdacht auf Hufrehe
- Tierarzt rufen – sofort, nicht abwarten!
- Pferd nicht bewegen – jeder Schritt kann schaden
- Von der Weide holen – falls dort, vorsichtig in die Box
- Weiche Einstreu – dick einstreuen (Späne, Sand)
- Hufe kühlen – Eimer mit kaltem Wasser, Kühlpads
- Kein Kraftfutter – nur Heu und Wasser
- Ruhe – Stress vermeiden
Was macht der Tierarzt?
- Schmerzbehandlung: Entzündungshemmer (NSAIDs wie Phenylbutazon)
- Diagnose: Röntgen zur Beurteilung der Hufbeinstellung
- Ursachenforschung: Bluttest auf EMS/Cushing
- Hufbearbeitung: Entlastung durch spezielle Beschläge oder Polster
- Therapieplan: Fütterung, Haltung, Nachsorge
Die kritische Phase
Die ersten 48-72 Stunden sind entscheidend. In dieser Zeit kann sich entscheiden, ob das Hufbein stabil bleibt oder absinkt/rotiert. Deshalb:
- Absolute Ruhe – Box mit weicher Einstreu
- Regelmäßige Schmerzkontrolle durch Tierarzt
- Kühlung fortsetzen (nach Anweisung)
- Engmaschige Kontrolle der Hufbeinposition (Röntgen)
Fütterung bei Hufrehe: Der Schlüssel zur Vorbeugung
Die Fütterung ist bei Rehe-gefährdeten Pferden absolut entscheidend. Falsche Fütterung kann Schübe auslösen – richtige Fütterung kann sie verhindern.
✅ Das darf gefüttert werden
- Spät geschnittenes Heu (analysiert, < 10% Zucker+Fruktane)
- Heu gewässert (30-60 Min.) oder bedampft
- Stroh zur Beschäftigung (max. 0,5 kg)
- Mineralfutter ohne Getreide
- Wasser – immer verfügbar
- Salzleckstein
❌ Das ist verboten
- Kraftfutter jeder Art
- Müsli – auch "zuckerarm"
- Getreide (Hafer, Gerste, Mais)
- Brot, Brötchen
- Leckerlis
- Obst (Äpfel, Bananen, Karotten in Mengen)
- Melasse-haltige Produkte
- Fetter Weidegang
Heu: Die Basis
Heu ist das Grundfutter – aber nicht jedes Heu ist geeignet. Für Rehe-Pferde gilt:
- Analysieren lassen: Zucker + Fruktane zusammen unter 10%
- Spät geschnitten: Enthält weniger Zucker als junges Heu
- Wässern: 30-60 Minuten reduziert Zucker um bis zu 30%
- Menge begrenzen: Ca. 1,5% des Körpergewichts bei Übergewicht
Heu analysieren
Eine Heuanalyse kostet ca. 30-50€ und gibt Sicherheit. Labore wie LUFA analysieren den Zucker- und Fruktangehalt. Für Rehe-Pferde unverzichtbar!
Weidegang: Die größte Gefahr
Gras ist für Rehe-Pferde hochproblematisch. Es enthält Fruktane – Speicherzucker, der Hufrehe auslösen kann. Der Fruktangehalt schwankt stark:
- Am höchsten: Nachmittags an sonnigen Tagen, Frühjahr, Herbst, bei Frost
- Am niedrigsten: Nachts, früh morgens, bei bedecktem Himmel
Für viele Rehe Pferde gilt: Kein Weidegang. Wenn doch, dann:
- Nur nachts oder früh morgens
- Mit Fressbremse/Maulkorb
- Zeitlich streng begrenzt (30-60 Minuten)
- Nicht bei Frost nach Sonnentagen
- Nicht im Frühjahr beim ersten Aufwuchs
- Abgefressene Weiden meiden (kurzes Gras = mehr Fruktane)
Die Frühjahrs Gefahr
Im Frühjahr, wenn das Gras sprießt, steigen die Hufrehe Fälle dramatisch an. Viele Pferdebesitzer unterschätzen, wie gefährlich "nur ein bisschen Gras" für empfindliche Pferde sein kann. Ein einziger Nachmittag auf der Weide kann einen schweren Rehe-Schub auslösen!
Vorbeugung: Hufrehe verhindern
Die beste Behandlung ist die, die nicht nötig wird. Bei Rehe-gefährdeten Pferden ist Vorbeugung lebenswichtig.
Die wichtigsten Maßnahmen
- Gewicht kontrollieren: Übergewicht ist der größte Risikofaktor
- Fütterung anpassen: Zucker- und stärkearm, Heu analysiert
- Weidegang einschränken: Oder mit Maulkorb
- Regelmäßige Bewegung: Verbessert Insulinsensitivität
- Auf EMS/Cushing testen: Besonders bei Rehe ohne erkennbare Ursache
- Regelmäßige Hufpflege: Alle 6-8 Wochen
- Stress vermeiden: Kann Stoffwechsel belasten
Checkliste für Rehe gefährdete Pferde
- Heu analysiert (Zucker+Fruktane < 10%)
- Kein Kraftfutter, kein Müsli
- Weidegang eingeschränkt oder mit Maulkorb
- Gewicht regelmäßig kontrolliert
- Tägliche Bewegung
- Bluttest auf EMS/Cushing gemacht
- Tierarzt über Rehe-Vorgeschichte informiert
- Hufschmied kennt die Situation
Prognose: Leben mit Hufrehe
Die Prognose hängt stark vom Ausmaß der Schädigung ab – und davon, wie konsequent das Management umgesetzt wird.
Heilungschancen
| Schweregrad | Beschreibung | Prognose |
|---|---|---|
| Leicht | Keine Hufbeinrotation, schnelle Behandlung | Sehr gut – oft vollständige Erholung |
| Mittel | Leichte Rotation, keine Senkung | Gut bei konsequentem Management |
| Schwer | Deutliche Rotation und/oder Senkung | Vorsichtig – lebenslange Einschränkungen |
| Sehr schwer | Hufbeindurchbruch | Schlecht – oft Euthanasie |
Wichtig zu verstehen
⚠️ Einmal Rehe – immer gefährdet
Auch wenn ein Rehe-Schub abheilt: Die Anfälligkeit bleibt meist lebenslang. Das bedeutet nicht, dass Dein Pferd kein gutes Leben haben kann – aber die Fütterung und Haltung müssen dauerhaft angepasst bleiben. Ein "Rückfall in alte Gewohnheiten" kann jederzeit einen neuen Schub auslösen.
Viele Pferde mit Hufrehe-Vorgeschichte leben noch viele glückliche Jahre – mit:
- Konsequent angepasster Fütterung
- Regelmäßiger, angepasster Bewegung
- Spezieller Hufbearbeitung/Beschlag
- Behandlung der Grunderkrankung (EMS, Cushing)
- Aufmerksamkeit für frühe Warnzeichen
Kräuter bei Hufrehe: Was können sie wirklich?
Hier kommt der ehrliche Teil – auch wenn wir selbst Kräuterprodukte herstellen.
Kräuter können Hufrehe NICHT behandeln
Akute Hufrehe gehört in tierärztliche Behandlung. Kein Kraut kann einen akuten Rehe Schub stoppen, Schmerzen ausreichend lindern oder das Hufbein stabilisieren. Wer bei akuter Rehe auf Kräuter statt Tierarzt setzt, riskiert das Leben seines Pferdes.
Was Kräuter NICHT können
- ❌ Akute Hufrehe behandeln
- ❌ Schmerzen bei Rehe ausreichend lindern
- ❌ Hufbeinrotation verhindern oder rückgängig machen
- ❌ Falsche Fütterung ausgleichen
- ❌ EMS oder Cushing heilen
Was Kräuter ergänzend können
Nach überstandenem Schub, wenn das Management stimmt, können Kräuter ergänzend eingesetzt werden:
| Kraut | Traditioneller Einsatz | Hinweis |
|---|---|---|
| Mariendistel | Stoffwechsel, Leber | Traditionell zur Stoffwechselunterstützung |
| Artischocke | Stoffwechsel, Leber | Traditionell zur Stoffwechselunterstützung |
| Löwenzahn | Stoffwechsel, Leber | Traditionelles Bitterkraut |
Wichtig: Diese Kräuter sind kein Ersatz für tierärztliche Behandlung, korrekte Fütterung und Hufbearbeitung. Sie können allenfalls ergänzend eingesetzt werden – bei stabilem Zustand und nach Rücksprache mit dem Tierarzt.
LEBERWOHL – Traditionelle Leberkräuter
Nach überstandenem Rehe-Schub kann eine Stoffwechselunterstützung sinnvoll sein. LEBERWOHL enthält Mariendistel, Artischocke und Löwenzahn – bewährte Kräuter aus der traditionellen Kräuterkunde. Nur ergänzend zum korrekten Management.
Zu LEBERWOHL →Häufige Fragen zu Hufrehe
Woran erkenne ich Hufrehe bei meinem Pferd?
Typische Anzeichen sind: Sägebock-Stellung (Vorderbeine nach vorn, Hinterbeine unter den Körper), Trippeln und Entlastungsbewegungen, warme bis heiße Hufe, verstärkte Pulsation an den Fesselarterien, Bewegungsunlust bis hin zur Bewegungsverweigerung, vermehrtes Liegen. Bei Verdacht sofort den Tierarzt rufen!
Was sind die häufigsten Ursachen für Hufrehe?
Die häufigsten Ursachen sind: Stoffwechselstörungen (EMS, Cushing) – verantwortlich für etwa 90% aller Fälle, Fütterungsfehler (zu viel Zucker, Stärke, Fruktane), Belastungsrehe durch harten Boden, Vergiftungen sowie Geburtsrehe bei Stuten. Seltener: Medikamente (Kortison) oder schwere Infektionen.
Was tun bei akuter Hufrehe?
Sofort den Tierarzt rufen! Bis er kommt: Pferd in die Box auf weiche Einstreu stellen, nicht mehr bewegen, von der Weide holen falls dort, Hufe kühlen (kaltes Wasser, Eimer), kein Kraftfutter geben, nur Heu und Wasser. Hufrehe ist ein Notfall – jede Verzögerung kann die Prognose verschlechtern.
Wie sollte ein Pferd mit Hufrehe gefüttert werden?
Strikt zucker- und stärkearm: Nur spät geschnittenes, analysiertes Heu (unter 10% Zucker+Fruktane), kein Kraftfutter, kein Müsli, keine Leckerlis, kein Obst. Heu kann gewässert werden um Zucker zu reduzieren. Mineralfutter ohne Getreide. Weidegang nur sehr eingeschränkt oder mit Maulkorb – oder gar nicht.
Kann Hufrehe geheilt werden?
Ein akuter Reheschub kann abheilen, aber die Anfälligkeit bleibt meist lebenslang bestehen. Einmal Rehe – immer Rehe-gefährdet. Die Prognose hängt vom Ausmaß der Hufbeinschädigung ab. Mit konsequentem Management können viele Pferde beschwerdefrei leben, aber die Fütterungs- und Haltungsanpassungen müssen dauerhaft beibehalten werden.
Darf ein Pferd mit Hufrehe auf die Weide?
Nur sehr eingeschränkt und kontrolliert – oder gar nicht. Gras enthält Fruktane (Zucker), die Rehe auslösen können. Wenn Weidegang, dann: Nur nachts oder früh morgens, mit Fressbremse/Maulkorb, zeitlich streng begrenzt, nicht im Frühjahr beim ersten Aufwuchs, nicht bei Frost nach Sonnentagen. Viele Rehe-Pferde vertragen gar keinen Weidegang.
Welche Pferde sind besonders Rehe-gefährdet?
Besonders gefährdet sind: Übergewichtige Pferde, Pferde mit EMS oder Cushing, leichtfuttrige Rassen (Ponys, Haflinger, Tinker, Iberier), Pferde mit vorheriger Hufrehe, Pferde nach Koliken oder schweren Infektionen, Stuten nach der Geburt. Bei diesen Pferden ist besondere Vorsicht bei der Fütterung geboten.
Können Kräuter bei Hufrehe helfen?
Kräuter können Hufrehe nicht behandeln oder heilen. Die Therapie gehört in tierärztliche Hände. Nach überstandenem Schub können Kräuter wie Mariendistel oder Brennnessel ergänzend zur Stoffwechselunterstützung eingesetzt werden – aber nur zusätzlich zum korrekten Management, niemals als Ersatz für tierärztliche Behandlung oder Fütterungsanpassung.