EMS und Cushing gehören zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen beim Pferd – und zu den am meisten missverstandenen. Die ehrliche Wahrheit: Ohne konsequentes Management bei der Fütterung und Haltung helfen weder Kräuter noch Nahrungsergänzungen. Bei Cushing können Kräuter sogar gefährlich werden, wenn sie dazu führen, dass notwendige Medikamente abgesetzt werden.
⚠️ Wichtiger Hinweis vorab
Dieser Artikel ersetzt keine tierärztliche Diagnose und Behandlung. EMS und Cushing sind ernste Erkrankungen, die professionelle Betreuung erfordern. Wenn Du vermutest, dass Dein Pferd betroffen ist: Tierarzt rufen, Blutbild machen lassen, Diagnose stellen. Erst dann über Management sprechen.
EMS vs. Cushing: Der Unterschied
Bevor wir ins Detail gehen: EMS und Cushing sind zwei verschiedene Erkrankungen, die oft verwechselt werden. Beide können zu Hufrehe führen, haben aber unterschiedliche Ursachen und brauchen unterschiedliche Behandlungen.
| Merkmal | EMS | Cushing (PPID) |
|---|---|---|
| Ursache | Stoffwechselstörung, Insulinresistenz | Tumor der Hirnanhangsdrüse |
| Typisches Alter | 5-15 Jahre | Über 15 Jahre |
| Typischer Körperbau | Übergewichtig, Fettpolster | Muskelschwund, Hängebauch |
| Fell | Normal | Lang, lockig, fällt nicht aus |
| Behandlung | Fütterung + Bewegung (kein Medikament) | Prascend (Pergolid) + Fütterung |
| Heilbar? | Kontrollierbar durch Management | Nicht heilbar, nur behandelbar |
Wichtig zu wissen
Manche Pferde haben beides gleichzeitig – EMS und Cushing. Das ist besonders bei älteren, übergewichtigen Pferden häufig. In diesem Fall müssen beide Erkrankungen behandelt werden.
EMS verstehen: Das Equine Metabolische Syndrom
EMS ist im Grunde das Pferde-Äquivalent zum metabolischen Syndrom beim Menschen: Übergewicht führt zu Insulinresistenz, Insulinresistenz führt zu noch mehr Gewichtszunahme – ein Teufelskreis. Und am Ende steht oft die gefürchtete Hufrehe.
Symptome bei EMS
Fettpolster
Speckhals (Mähnenkamm), Fettdepots über den Augen, an der Kruppe, am Schlauch/Euter
Übergewicht
Trotz wenig Futter, "gute Futterverwerter", Rippen nicht fühlbar
Hufrehe
Wiederkehrend, oft ohne erkennbare Ursache (keine Überfütterung, kein Stress)
Bewegungsunlust
Pferd bewegt sich ungern, wirkt träge, wenig Motivation
Diagnose
Die Diagnose erfolgt über Bluttests beim Tierarzt:
- Nüchtern-Insulin: Erhöht bei Insulinresistenz
- Glukose: Kann normal oder erhöht sein
- Oraler Glukosetoleranztest (OGT): Goldstandard für die Diagnose
- EMS-Profil: Kombinierte Blutuntersuchung
⚠️ Nicht selbst diagnostizieren!
Ein dicker Hals allein bedeutet nicht automatisch EMS. Manche Rassen (Iberier, Tinker, Ponys) neigen zu Fetteinlagerungen am Hals, ohne insulinresistent zu sein. Die Diagnose gehört in die Hände des Tierarztes.
Cushing verstehen: PPID beim Pferd
Cushing (PPID = Pituitary Pars Intermedia Dysfunction) ist eine Erkrankung der Hirnanhangsdrüse. Ein gutartiger Tumor führt dazu, dass zu viele Hormone (vor allem ACTH) ausgeschüttet werden. Das bringt den gesamten Hormonhaushalt durcheinander.
Symptome bei Cushing
Hirsutismus
Langes, lockiges Fell, das nicht ausfällt – DAS Leitsymptom für Cushing
Verzögerter Fellwechsel
Im Frühjahr fällt das Winterfell nicht oder sehr spät aus
Muskelschwund
Besonders am Rücken, Kruppe erscheint spitz, Hängebauch
Viel Trinken & Urinieren
Polydipsie/Polyurie – typisches Cushing-Symptom
Infektanfälligkeit
Häufige Infekte, schlechte Wundheilung, wiederkehrende Hautprobleme
Hufrehe
Ohne erkennbare Ursache, wiederkehrend
Diagnose
Die Diagnose erfolgt über den ACTH Bluttest beim Tierarzt. Wichtig: Die Referenzwerte sind jahreszeitlich unterschiedlich (im Herbst natürlicherweise höher). Manche Tierärzte empfehlen zusätzlich einen TRH-Stimulationstest.
Cushing ist NICHT heilbar
Cushing ist eine fortschreitende, nicht heilbare Erkrankung. Sie kann aber mit Medikamenten (Prascend/Pergolid) gut kontrolliert werden. Mit richtiger Behandlung können betroffene Pferde noch viele gute Jahre leben. Ohne Behandlung ist die Prognose deutlich schlechter.
Fütterung: Was wirklich zählt
Hier kommt der unbequeme Teil: Die Fütterung ist bei EMS (und auch bei Cushing) der absolut entscheidende Faktor. Und ja – das bedeutet oft drastische Änderungen, die nicht einfach umzusetzen sind.
Die unbequeme Wahrheit
Wir erleben es immer wieder: Pferdebesitzer kaufen Kräutermischungen für ihr EMS-Pferd – und füttern weiter Müsli, Leckerlis und lassen es auf die fette Weide. Das funktioniert nicht. Keine Kräutermischung der Welt kann eine falsche Fütterung ausgleichen.
Fütterung bei EMS
✅ Das darf gefüttert werden
- Spät geschnittenes Heu (Zucker+Fruktane < 10%)
- Heu gewässert (30-60 Min.) reduziert Zucker
- Mineralfutter ohne Getreide
- Stroh zur Beschäftigung (max. 0,5 kg)
- Wasser – immer verfügbar
❌ Das ist verboten
- Kraftfutter jeder Art
- Müsli – auch "zuckerarm"
- Brot, Brötchen
- Leckerlis (auch Möhrenstückchen in Mengen)
- Obst (Äpfel, Bananen)
- Fetter Weidegang
- Melasse-haltige Produkte
Heu analysieren lassen!
Bei EMS-Pferden sollte das Heu auf den Gehalt an Zucker und Fruktanen analysiert werden. Zielwert: Unter 10% (Zucker + Fruktane zusammen). Viele Heuchargen liegen deutlich darüber – besonders frühes, saftig-grünes Heu.
Heu wässern
Durch 30-60 Minuten Wässern können bis zu 30% der wasserlöslichen Kohlenhydrate (Zucker) ausgewaschen werden. Das gewässerte Heu sofort verfüttern und Reste entsorgen. Alternative: Heu bedampfen (tötet zusätzlich Pilzsporen ab).
Weidegang bei EMS
Weidegang ist das größte Problem bei EMS-Pferden. Gras – besonders im Frühjahr und bei Sonnenschein – enthält enorme Mengen Fruktane. Ein EMS Pferd unkontrolliert auf die Weide zu lassen ist wie einem Diabetiker unbegrenzt Zugang zum Süßigkeitenregal zu geben.
Wenn Weidegang, dann:
- Nur nachts oder früh morgens (niedrigster Fruktangehalt)
- Maulkorb mit Fressöffnung
- Zeitlich streng begrenzt (30-60 Minuten)
- Nicht bei Frost nach Sonnentagen (Fruktanspitzen!)
- Nicht im Frühjahr beim ersten Aufwuchs
Fütterung bei Cushing
Cushing-Pferde haben oft das gegenteilige Problem: Sie nehmen ab statt zu. Trotzdem gelten ähnliche Einschränkungen bei Zucker und Stärke, da viele Cushing-Pferde eine sekundäre Insulinresistenz entwickeln.
- Heu ad libitum (wenn kein Übergewicht)
- Zuckerarmes Kraftfutter wenn nötig (Reiskleie, Luzerne)
- Öl als Energiequelle (Leinöl)
- Kein Getreide, kein Zucker
- Hochwertiges Mineralfutter
Bewegung: Der unterschätzte Faktor
Bei EMS ist Bewegung fast genauso wichtig wie die Fütterung. Bewegung verbessert die Insulinsensitivität – das Insulin kann wieder besser arbeiten. Ein EMS-Pferd, das den ganzen Tag in der Box steht und nur Heu frisst, wird trotz korrekter Fütterung kaum Fortschritte machen.
Bewegung bei EMS
Täglich mindestens 30-60 Minuten kontrollierte Bewegung: Longieren, Reiten, Spazierengehen, Laufband. Zusätzlich Bewegungsanreize im Paddock (Heu an verschiedenen Stellen, Paddock Trail). Wichtig: Langsam steigern, nicht überfordern – besonders wenn bereits Hufrehe-Schübe waren.
Bei Cushing-Pferden ist Bewegung ebenfalls sinnvoll, aber an den Zustand angepasst. Viele Cushing-Pferde haben Muskelschwund und sind nicht mehr so belastbar. Hier geht es um Erhalt der Beweglichkeit, nicht um Höchstleistung.
Ehrlich über Kräuter: Was können sie – und was nicht?
Jetzt kommt der Teil, den Du vielleicht nicht erwartet hast von einem Hersteller von hochwertigen Kräutermischungen. Aber wir halten Ehrlichkeit für wichtiger als Verkaufszahlen.
Unsere ehrliche Einschätzung
Bei EMS: Kräuter können die Fütterungs- und Bewegungstherapie nicht ersetzen. Punkt. Es gibt keine Kräutermischung, die ein falsch gefüttertes Pferd gesund macht. Kräuter wie Zimt, Bockshornklee oder Brennnessel werden zwar traditionell bei Stoffwechselproblemen eingesetzt – aber nur ergänzend, nicht stattdessen.
Bei Cushing: Hier ist es noch kritischer. Cushing-Pferde brauchen in der Regel Prascend (Pergolid). Kräuter wie Mönchspfeffer haben zwar dopaminerge Eigenschaften – aber sie sind kein Ersatz für das Medikament. Wer Prascend eigenmächtig absetzt und auf Kräuter umstellt, riskiert das Leben seines Pferdes.
Was Kräuter können
- Ergänzend unterstützen: Neben korrektem Management, nicht stattdessen
- Stoffwechsel begleiten: Brennnessel, Mariendistel – traditionell bei Stoffwechselkuren
- Wohlbefinden fördern: Wenn das Management stimmt, können Kräuter zusätzlich unterstützen
Was Kräuter NICHT können
- ❌ Falsche Fütterung ausgleichen
- ❌ Insulinresistenz "heilen"
- ❌ Prascend bei Cushing ersetzen
- ❌ Übergewicht reduzieren ohne Diät
- ❌ Hufrehe verhindern wenn weiter falsch gefüttert wird
🚨 Warnung: Prascend NICHT absetzen!
Wir erleben es leider immer wieder: Pferdebesitzer setzen Prascend ab, weil sie "lieber natürlich" behandeln wollen oder weil das Medikament teuer ist. Das ist gefährlich! Cushing ist eine fortschreitende Erkrankung. Ohne Medikamente steigt das Risiko für Hufrehe, schwere Infektionen und andere lebensbedrohliche Komplikationen massiv. Mönchspfeffer und Co. können Prascend nicht ersetzen. Jede Änderung der Medikation nur in Absprache mit dem Tierarzt!
Wenn Du trotzdem Kräuter einsetzen möchtest
Wenn das Management stimmt (Fütterung, Bewegung, bei Cushing Medikamente) und Du ergänzend Kräuter einsetzen möchtest, hier einige Optionen, die traditionell verwendet werden:
| Kraut | Traditioneller Einsatz | Hinweis |
|---|---|---|
| Brennnessel | Stoffwechsel, Ausleitung | Klassiker bei Stoffwechselkuren |
| Mariendistel | Leber, Stoffwechsel | Kann begleitend sinnvoll sein |
| Mönchspfeffer | Dopaminerge Eigenschaften | Bei Cushing nur ZUSÄTZLICH zu Prascend, nie stattdessen! |
| Zimt | Traditionell bei Stoffwechsel | Nur Ceylon-Zimt (kein Cassia) |
Zusammenarbeit mit dem Tierarzt
EMS und Cushing gehören in tierärztliche Betreuung. Das Internet kann informieren – aber nicht diagnostizieren und nicht behandeln.
Was der Tierarzt macht
- Diagnose: Bluttests, Ausschluss anderer Erkrankungen
- Therapieplan: Individuelle Empfehlungen für Fütterung und Haltung
- Medikation: Bei Cushing Prascend Einstellung und Kontrolle
- Monitoring: Regelmäßige Kontrollen (ACTH, Insulin)
- Hufrehe-Management: Bei akuter Hufrehe Schmerztherapie, Hufbearbeitung
Regelmäßige Kontrollen
Bei EMS: Alle 3-6 Monate Insulin und Gewicht kontrollieren. Bei Verbesserung können die Abstände größer werden.
Bei Cushing: ACTH-Kontrolle 4-6 Wochen nach Therapiebeginn, dann alle 6 Monate. Eventuell Dosisanpassung von Prascend nötig (Cushing ist fortschreitend).
Kosten
Ja, Prascend ist teuer (ca. 80-120€ pro Monat). Aber: Ein Hufrehe-Schub mit Klinikaufenthalt kostet schnell 2.000-5.000€ – von dem Leid des Pferdes ganz abgesehen. Die Medikamente sind eine Investition in Lebensqualität und Lebensdauer.
Häufige Fragen zu EMS & Cushing
Was ist der Unterschied zwischen EMS und Cushing?
EMS (Equines Metabolisches Syndrom) ist eine Stoffwechselstörung mit Insulinresistenz, meist bei übergewichtigen Pferden mittleren Alters. Cushing (PPID) ist eine Erkrankung der Hirnanhangsdrüse, die vor allem ältere Pferde betrifft. Beide können zu Hufrehe führen, haben aber unterschiedliche Ursachen und Behandlungen. Manche Pferde haben beides gleichzeitig.
Kann ich EMS mit Kräutern behandeln?
Kräuter allein können EMS nicht behandeln. Die Basis der EMS-Therapie ist konsequentes Fütterungs- und Bewegungsmanagement: Kein Kraftfutter, kein Müsli, zuckerarmes Heu, kontrollierter Weidegang, mehr Bewegung. Ohne diese Grundlagen helfen auch die besten Kräuter nichts. Kräuter können allenfalls ergänzend eingesetzt werden – aber sie sind kein Ersatz für das richtige Management.
Kann ich Prascend durch Kräuter ersetzen?
Nein! Prascend (Pergolid) bei Cushing eigenmächtig abzusetzen ist gefährlich. Cushing ist eine fortschreitende Erkrankung – ohne Medikamente steigt das Risiko für Hufrehe, Infektionen und andere schwere Komplikationen. Kräuter wie Mönchspfeffer können allenfalls ergänzend gegeben werden, niemals als Ersatz. Jede Änderung der Medikation nur in Absprache mit dem Tierarzt!
Wie erkenne ich EMS bei meinem Pferd?
Typische EMS-Anzeichen: Übergewicht trotz wenig Futter, Fettpolster am Mähnenkamm (Speckhals), über den Augen, an der Kruppe und am Schlauch/Euter, wiederkehrende Hufrehe ohne erkennbare Ursache, Bewegungsunlust. Die Diagnose erfolgt über Bluttests (Insulin, Glukose) beim Tierarzt – nicht selbst diagnostizieren!
Wie erkenne ich Cushing bei meinem Pferd?
Das Leitsymptom ist das lange, lockige Fell, das nicht ausfällt (Hirsutismus). Weitere Anzeichen: Verzögerter Fellwechsel, Muskelschwund besonders am Rücken, Hängebauch, vermehrtes Trinken und Urinieren, Infektanfälligkeit, Hufrehe. Die Diagnose erfolgt über den ACTH-Bluttest beim Tierarzt.
Was darf ein EMS-Pferd fressen?
EMS-Pferde brauchen: Spät geschnittenes, zuckerarmes Heu (idealerweise analysiert, unter 10% Zucker+Fruktane), Mineralfutter ohne Getreide, Wasser. Verboten: Kraftfutter, Müsli, Brot, Leckerlis, Obst, Karotten in großen Mengen, fetter Weidegang. Streng kontrollierter Weidegang nur zu bestimmten Zeiten möglich (nachts, mit Maulkorb).
Kann mein EMS-Pferd geheilt werden?
EMS kann nicht "geheilt" werden, aber sehr gut kontrolliert. Mit konsequentem Management (Diät + Bewegung) können die Insulinwerte normalisiert werden und das Pferd ein normales Leben führen. Das erfordert aber lebenslanges Management – eine "Kur" von ein paar Wochen reicht nicht. Bei Rückfall in alte Fütterungsgewohnheiten kommt auch das EMS zurück.
Ist Hufrehe bei EMS und Cushing vermeidbar?
Mit konsequentem Management ist das Hufrehe-Risiko deutlich reduzierbar: Bei EMS durch strikte Diät und Bewegung, bei Cushing durch medikamentöse Einstellung plus angepasste Fütterung. Aber: 100% Sicherheit gibt es nicht. Regelmäßige Tierarztkontrollen und konsequentes Management sind entscheidend – und sofort handeln bei ersten Anzeichen (Klammergang, warme Hufe).
Zusammenfassung: Was wirklich hilft
Bei EMS:
- Strikte Diät: Kein Kraftfutter, kein Müsli, zuckerarmes Heu
- Kontrollierter Weidegang oder Maulkorb
- Tägliche Bewegung (mindestens 30-60 Minuten)
- Regelmäßige Tierarztkontrollen
- Kräuter nur ergänzend, wenn das Management stimmt
Bei Cushing:
- Prascend (Pergolid) – NICHT absetzen!
- Angepasste Fütterung (zuckerarm, stärkearm)
- Regelmäßige ACTH-Kontrollen
- Gute Pflege (Fell scheren, Hufpflege)
- Kräuter nur ZUSÄTZLICH zu Medikamenten
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