Glycyrrhizin – 50x süßer als Zucker und seit Jahrtausenden für Magen und Atemwege geschätzt
Pflanzenportrait & Geschichte
Die Süßholzwurzel stammt von der Pflanze Glycyrrhiza glabra, einem mehrjährigen Schmetterlingsblütler aus dem Mittelmeerraum und Westasien. Der botanische Name leitet sich aus dem Griechischen ab: glykys (süß) und rhiza (Wurzel) – die „süße Wurzel".
Eine Pflanze erobert die Welt
Kaum eine andere Heilpflanze kann auf eine so lange und gut dokumentierte Geschichte zurückblicken wie die Süßholzwurzel. Du wurde in praktisch allen großen Heiltraditionen der Welt verwendet – von der traditionellen chinesischen Medizin über das Ayurveda bis zur europäischen Klostermedizin.
Erste schriftliche Erwähnung auf sumerischen Tontafeln. Die Sumerer verwendeten Süßholz als Universalheilmittel.
Im altägyptischen „Papyrus Ebers" als Heilmittel dokumentiert. Süßholzwurzel wurde im Grab von Tutanchamun gefunden.
In der traditionellen chinesischen Medizin als „Gan Cao" eines der wichtigsten Harmonisierungskräuter – bis heute in über 50% aller TCM-Rezepturen enthalten.
Hippokrates und später Theophrast beschreiben die Verwendung bei Husten und Magenbeschwerden.
Hildegard von Bingen empfiehlt Süßholz bei „Brustleiden" und zur „Klärung der Stimme". Anbau in europäischen Klostergärten.
Erste moderne wissenschaftliche Studien zur Wirkung bei Magengeschwüren durch den niederländischen Arzt F.E. Revers.
Eine der am besten erforschten Heilpflanzen mit über 400 identifizierten Inhaltsstoffen. Offizielle Arzneipflanze im Europäischen Arzneibuch.
Wusstest Du schon?
In der traditionellen chinesischen Medizin wird Süßholzwurzel „Gan Cao" genannt und gilt als „König der Kräuter" oder „großer Vermittler". Sie wird in über der Hälfte aller klassischen Rezepturen verwendet – nicht primär wegen ihrer eigenen Wirkung, sondern weil sie die Wirkung anderer Kräuter harmonisiert und verstärkt.
Die Pflanze
Glycyrrhiza glabra ist eine ausdauernde Staude, die 1-2 Meter hoch wird. Die Pflanze bildet ein ausgedehntes Wurzelsystem mit einer Hauptwurzel (Pfahlwurzel) und zahlreichen Ausläufern (Stolonen). Medizinisch verwendet werden die getrockneten, ungeschälten Wurzeln und Ausläufer – geerntet wird im Herbst des 3.-4. Standjahres, wenn der Glycyrrhizin-Gehalt am höchsten ist.
Die Wurzel hat einen charakteristischen, intensiv süßen Geschmack mit einer leicht bitteren Note. Dieser Geschmack stammt vom Glycyrrhizin, das 30-50 Mal süßer ist als Rohrzucker – daher auch der Name „Süßholz" und die Verwendung als natürlicher Süßstoff in Lakritze.
Die Wirkstoffe der Süßholzwurzel
Die Süßholzwurzel ist phytochemisch außerordentlich komplex. Über 400 verschiedene Inhaltsstoffe wurden bisher identifiziert. Diese lassen sich in mehrere Hauptgruppen einteilen:
Glycyrrhizin
2-15% der Wurzel
Hauptwirkstoff, 50x süßer als Zucker
Flavonoide
1-2% der Wurzel
Liquiritin, Isoliquiritin, Glabridin
Isoflavonoide
ca. 0,5%
Glabren, Glabriol, Formononetin
Cumarine
Spurenmengen
Umbelliferon, Herniarin
Polysaccharide
ca. 10%
Schleimbildende Substanzen
Ätherisches Öl
0,03-0,05%
Anethol, Estragol
Glycyrrhizin – der Star unter den Inhaltsstoffen
Glycyrrhizin (auch Glycyrrhizinsäure genannt) ist ein Triterpensaponin und der Hauptwirkstoff der Süßholzwurzel. Es macht den größten Teil der pharmakologischen Wirkung aus und ist für den charakteristischen süßen Geschmack verantwortlich.
Glycyrrhizin im Detail
Im Körper wird Glycyrrhizin durch Darmbakterien zu Glycyrrhetinsäure (auch 18β-Glycyrrhetinsäure) umgewandelt. Diese aktive Form hat strukturelle Ähnlichkeit mit körpereigenen Kortikosteroiden und kann deren Abbau hemmen. Dies erklärt sowohl die entzündungshemmenden Eigenschaften als auch die Notwendigkeit einer dosierten Anwendung.
Flavonoide – die sanften Helfer
Neben dem Glycyrrhizin enthält Süßholzwurzel eine Vielzahl von Flavonoiden, die eigenständige positive Eigenschaften haben. Besonders hervorzuheben sind:
- Liquiritin: Unterstützt die Magenschleimhaut, krampflösende Eigenschaften
- Glabridin: Starkes Antioxidans, schützt Zellen vor oxidativem Stress
- Isoliquiritigenin: Entzündungshemmend, unterstützt die Verdauung
Das Gesamtpaket macht's
Die Wirkung der Süßholzwurzel ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile. Die verschiedenen Inhaltsstoffe arbeiten synergistisch zusammen. Während Glycyrrhizin die Hauptwirkung trägt, modulieren die Flavonoide und anderen Substanzen diese Wirkung und tragen zur guten Verträglichkeit bei. Deshalb ist der Gesamtextrakt oft wirksamer als isolierte Einzelsubstanzen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse
Die Süßholzwurzel gehört zu den am besten wissenschaftlich untersuchten Heilpflanzen überhaupt. Tausende von Studien haben ihre traditionellen Anwendungen untersucht und vielfach bestätigt. Die moderne Forschung hat dabei viele der traditionellen Anwendungen wissenschaftlich untermauert und die zugrundeliegenden Mechanismen aufgeklärt.
Magenschutzwirkung
Die Wirkung von Süßholz auf die Magenschleimhaut ist wissenschaftlich gut dokumentiert. Bereits in den 1940er Jahren beobachtete der niederländische Apotheker F.E. Revers, dass Patienten, die Süßholzextrakt gegen Magengeschwüre einnahmen, erstaunliche Heilungserfolge zeigten. Diese Beobachtung war der Startschuss für intensive Forschungen.
Mehrere Mechanismen tragen zur magenschützenden Wirkung bei:
Wissenschaftlich belegte Mechanismen
- Erhöhung der Prostaglandin-Produktion: Prostaglandine schützen die Magenschleimhaut und fördern die Schleimproduktion. Süßholzextrakt kann die Synthese dieser körpereigenen Schutzsubstanzen steigern.
- Steigerung der Muzin-Sekretion: Mehr Schutzschleim auf der Magenwand bedeutet besseren Schutz vor der aggressiven Magensäure. Studien zeigen eine erhöhte Muzin-Produktion unter Süßholz-Einfluss.
- Verlängerung der Lebensdauer von Schleimhautzellen: Die Zellen der Magenschleimhaut leben länger und regenerieren besser. Dies beschleunigt die Heilung von Läsionen.
- Entzündungshemmung: Glycyrrhetinsäure hemmt bestimmte Enzyme (11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase), was zu einer verstärkten lokalen Wirkung körpereigener Kortikosteroide führt – ohne systemische Nebenwirkungen.
- Antioxidative Wirkung: Die Flavonoide der Süßholzwurzel fangen freie Radikale ab und schützen die Zellen vor oxidativem Stress.
Vergleich mit synthetischen Magenschutzpräparaten
Interessant ist der Vergleich mit modernen Medikamenten: Während Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol die Säureproduktion blockieren, wirkt Süßholz über einen anderen Mechanismus – es stärkt die Abwehr der Schleimhaut gegen die Säure. Beide Ansätze ergänzen sich und können bei Bedarf kombiniert werden.
Carbenoxolon – ein Süßholz-Derivat als Medikament
In den 1960er Jahren wurde aus Glycyrrhetinsäure das Medikament Carbenoxolon entwickelt, das zur Behandlung von Magengeschwüren zugelassen wurde. Es war eines der ersten wirksamen Medikamente gegen Magenulzera. Obwohl es heute durch modernere Medikamente weitgehend ersetzt wurde, zeigt seine Erfolgsgeschichte das therapeutische Potenzial der Süßholzwurzel.
Atemwegsunterstützung
Auch die traditionelle Anwendung bei Atemwegsproblemen ist wissenschaftlich plausibel und durch verschiedene Untersuchungen gestützt:
- Schleimlösend (expektorierend): Süßholz fördert die Verflüssigung von zähem Schleim und erleichtert dessen Abtransport. Dies geschieht durch Stimulation der Bronchialdrüsen und Erhöhung der Sekretmenge bei gleichzeitiger Viskositätsreduktion.
- Reizlindernd (demulzierend): Die enthaltenen Schleimstoffe und Polysaccharide legen sich schützend auf gereizte Schleimhäute und lindern den Hustenreiz.
- Entzündungshemmend: Glycyrrhizin und seine Metaboliten reduzieren Entzündungsreaktionen in den Atemwegen durch Hemmung von Entzündungsmediatoren.
- Antimikrobiell: Bestimmte Inhaltsstoffe zeigen im Labor Aktivität gegen verschiedene Bakterien und Viren. Besonders interessant ist die nachgewiesene Wirkung gegen bestimmte Influenzaviren.
- Krampflösend (spasmolytisch): Die Flavonoide der Süßholzwurzel können Verkrampfungen der Bronchialmuskulatur lösen und so das Atmen erleichtern.
Weitere erforschte Eigenschaften
Die Forschung hat noch weitere interessante Eigenschaften der Süßholzwurzel identifiziert:
- Leberunterstützend: Glycyrrhizin zeigt in Studien leberschützende Eigenschaften und wird in Asien zur Unterstützung der Leberfunktion eingesetzt.
- Immunmodulierend: Bestimmte Polysaccharide der Süßholzwurzel können das Immunsystem beeinflussen und die körpereigene Abwehr unterstützen.
- Antiallergisch: Die kortikosteroid-ähnliche Wirkung kann allergische Reaktionen abschwächen.
Studienlage beim Pferd
Die meisten Studien wurden am Menschen oder in Laborversuchen durchgeführt. Spezifische Studien an Pferden sind begrenzt, aber die pharmakologischen Mechanismen sind speziesübergreifend ähnlich. Die jahrtausendelange erfolgreiche Anwendung bei verschiedenen Tierarten – einschließlich Pferden in der traditionellen Veterinärmedizin – unterstützt die Übertragbarkeit der Erkenntnisse. In der modernen Pferdephytotherapie wird Süßholz seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt.
Anwendung beim Pferd
Für Pferde wird die Süßholzwurzel traditionell in mehreren Bereichen eingesetzt. Die wichtigsten Anwendungsgebiete sind die Unterstützung der Magengesundheit und der Atemwege. Darüber hinaus schätzen Pferdehalter und Therapeuten die Süßholzwurzel als wertvolles Harmonisierungskraut in Kräutermischungen.
Magenunterstützung
Die Süßholzwurzel ist eines der klassischen Magenkräuter in der Phytotherapie und wird in praktisch jeder traditionellen Magenkräutermischung verwendet. Die Anwendungsgebiete beim Pferd sind vielfältig:
- Zur Unterstützung der Magenschleimhaut bei erhöhter Beanspruchung – beispielsweise bei Sportpferden, die regelmäßig intensiv trainiert werden
- Bei Pferden mit empfindlichem Magen, die auf Futterwechsel oder Stress mit Verdauungsproblemen reagieren
- Als begleitende Unterstützung bei diagnostizierten Magenproblemen – immer in Absprache mit dem Tierarzt und nicht als Ersatz für notwendige Medikamente
- In der Nachsorge nach Magenerkrankungen, wenn die akute Phase überstanden ist und die langfristige Regeneration unterstützt werden soll
- Bei Fütterungsumstellungen oder stressigen Situationen wie Stallwechsel, Transport oder Turnierteilnahme
- Als präventive Unterstützung bei Pferden mit bekannter Magenempfindlichkeit – beispielsweise in der Turniersaison oder bei geplanten Belastungen
Süßholz bei Magengeschwüren?
Bei diagnostizierten Magengeschwüren (EGUS) ist Süßholzwurzel kein Ersatz für Omeprazol. Die wissenschaftliche Evidenz zeigt klar, dass Protonenpumpenhemmer bei akuten Magengeschwüren das Mittel der Wahl sind. Süßholzwurzel kann aber eine sinnvolle begleitende Unterstützung sein – besonders in der Nachsorge nach abgeschlossener Omeprazol-Behandlung, um Rückfälle zu vermeiden. Die Kombination mehrerer Magenkräuter – wie in GASTROPLUS – bietet einen breiteren Ansatz als einzelne Kräuter.
Atemwegsunterstützung
In der kalten Jahreszeit oder bei Pferden mit empfindlichen Atemwegen wird Süßholzwurzel traditionell zur Unterstützung eingesetzt. Die Anwendung ist besonders sinnvoll:
- Bei trockenem Reizhusten – die Schleimstoffe beruhigen gereizte Schleimhäute und lindern den Hustenreiz. Dies ist besonders bei unproduktivem Husten hilfreich, wo der Körper keine Erreger abhusten muss.
- Bei verschleimten Atemwegen – Süßholz fördert die Verflüssigung von zähem Sekret und erleichtert dessen Abtransport. Dies unterstützt die natürliche Reinigungsfunktion der Atemwege.
- Zur allgemeinen Unterstützung der Atemwege in der Stallsaison, wenn Pferde vermehrt Staub und trockener Luft ausgesetzt sind
- Bei wiederkehrenden Atemwegsproblemen als Teil einer umfassenden Managementstrategie – natürlich neben optimierter Haltung, staubarmer Einstreu und guter Belüftung
- Als Unterstützung während der Rekonvaleszenz nach Atemwegsinfektionen
Als Harmonisierungskraut
Eine besondere Rolle spielt Süßholzwurzel als „Harmonisierer" in Kräutermischungen. Diese Tradition stammt aus der chinesischen Medizin, wo Süßholz („Gan Cao") in über 50% aller klassischen Rezepturen verwendet wird – nicht primär wegen seiner eigenen Wirkung, sondern weil es die Gesamtrezeptur verbessert:
- Die Wirkung anderer Kräuter wird verstärkt – Süßholz scheint die Bioverfügbarkeit und Aufnahme anderer Pflanzenwirkstoffe zu verbessern. Besonders gut dokumentiert ist dies für Curcumin aus Kurkuma.
- Unverträglichkeiten werden reduziert – Süßholz mildert die Schärfe und Aggressivität anderer Kräuter ab und macht Mischungen magenverträglicher.
- Der Geschmack wird verbessert – der süße Geschmack überdeckt bittere oder unangenehme Noten anderer Kräuter. Dies ist besonders bei mäkeligen Fressern wichtig und erhöht die Akzeptanz von Kräutermischungen erheblich.
- Die Resorption anderer Wirkstoffe kann verbessert werden – bestimmte Inhaltsstoffe des Süßholzes wirken als natürliche „Verstärker" für andere Pflanzensubstanzen.
Praktischer Vorteil bei der Fütterung
Der süße Geschmack der Süßholzwurzel wird von den meisten Pferden nicht nur toleriert, sondern richtig gerne angenommen. Das macht Kräutermischungen mit Süßholz besonders bei wählerischen Fressern beliebt – ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn die beste Kräutermischung nützt nichts, wenn das Pferd sie im Futtertrog liegen lässt. In unserer Erfahrung ist die Akzeptanz von Süßholz-haltigen Mischungen ausgesprochen hoch.
Weitere traditionelle Anwendungsgebiete
Über die Hauptanwendungen hinaus wird Süßholzwurzel in der traditionellen Pferdephytotherapie auch eingesetzt:
- Zur allgemeinen Unterstützung der Verdauung – die leicht abführenden Eigenschaften können bei träger Verdauung helfen
- Bei Appetitlosigkeit – der süße Geschmack kann futterverweigernde Pferde zum Fressen animieren
- In der Rekonvaleszenz nach Erkrankungen – traditionell gilt Süßholz als „stärkendes" Kraut
Dosierung & Zubereitung
Die Dosierung der Süßholzwurzel beim Pferd hängt von der Anwendungsform und dem Verwendungszweck ab. Grundsätzlich gilt: lieber niedriger dosieren und dafür über einen längeren Zeitraum geben. Die Süßholzwurzel ist keine Pflanze für hohe Einzeldosen, sondern entfaltet ihre Wirkung am besten bei moderater, regelmäßiger Gabe.
| Pferdegröße | Tagesdosis (getrocknete Wurzel) | Anmerkung |
|---|---|---|
| Großpferd (500-600 kg) | 10-20 g | Bei Daueranwendung eher 10 g, bei akutem Bedarf bis 20 g |
| Warmblut (450-550 kg) | 8-15 g | Standarddosierung für mittlere Pferde |
| Kleinpferd/Pony (300 kg) | 5-10 g | Proportional anpassen |
| Shetty/Minipony (100-150 kg) | 2-5 g | Vorsichtig dosieren |
| In Fertigmischungen | Herstellerangaben | Meist niedriger, da kombiniert und optimiert |
Zubereitungsformen
Süßholzwurzel kann auf verschiedene Arten zubereitet werden. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile:
Pulver/Geschnitten
Einfachste Anwendung: Direkt unter das Futter mischen – die meisten Pferde fressen es problemlos.
Vorteil: Unkompliziert, keine Vorbereitung nötig, sehr gute Akzeptanz durch süßen Geschmack
Nachteil: Wirkstoffe werden möglicherweise nicht optimal freigesetzt
Dosierung: 10-20 g täglich
Tipp: Am besten unter angefeuchtetes Futter oder Mash mischen
Tee/Aufguss
Traditionelle Zubereitung: 10-15 g mit 500 ml heißem (nicht kochendem) Wasser übergießen, 15-20 Minuten ziehen lassen, abseihen.
Vorteil: Bessere Extraktion der Wirkstoffe, angenehm süßer Geschmack
Nachteil: Mehr Aufwand, muss abkühlen
Anwendung: Abgekühlt über das Futter gießen oder ins Mash einrühren
Tipp: Der Tee kann auch pur angeboten werden – viele Pferde trinken ihn gerne
Kaltauszug (Mazerat)
Schonende Extraktion: 10-15 g in 500 ml kaltem Wasser über Nacht (8-12 Stunden) einweichen.
Vorteil: Schont hitzeempfindliche Inhaltsstoffe, extrahiert mehr Schleimstoffe
Nachteil: Zeitaufwändig, muss vorausgeplant werden
Ideal für: Magenunterstützung – die Schleimstoffe werden besonders gut gelöst
Tipp: Abends ansetzen, morgens füttern
Fütterungstipps
- Zeitpunkt: Süßholz kann zu jeder Mahlzeit gegeben werden. Bei Magenempfindlichkeit ist die Gabe vor der Kraftfuttergabe sinnvoll.
- Aufteilung: Die Tagesdosis kann auf 2 Gaben verteilt werden – morgens und abends.
- Kombination: Süßholz lässt sich gut mit anderen Kräutern kombinieren und verbessert deren Akzeptanz.
- Einschleichen: Bei der ersten Gabe mit der halben Dosis beginnen und innerhalb einer Woche auf die volle Dosis steigern.
⚠️ Anwendungsdauer beachten
Kurweise anwenden: Süßholzwurzel sollte nicht unbegrenzt dauerhaft in hoher Dosierung gegeben werden. Empfohlen werden Kuren von 4-6 Wochen mit anschließender Pause von mindestens 2-4 Wochen. Dies gibt dem Körper Zeit, sich zu regulieren, und verhindert eine Gewöhnung.
Bei Fertigprodukten: Den Herstellerangaben folgen – diese sind oft für Dauergabe konzipiert und entsprechend niedriger dosiert. In ausgewogenen Mischungen wie GASTROPLUS ist der Süßholz-Anteil so bemessen, dass eine längerfristige Anwendung unproblematisch ist.
DGL – Süßholz ohne Glycyrrhizin
DGL steht für Deglycyrrhizinated Licorice – also Süßholzextrakt, dem das Glycyrrhizin weitgehend entzogen wurde. Diese spezielle Form wurde entwickelt, um die magenschützenden Eigenschaften zu erhalten, aber die potenziellen Nebenwirkungen des Glycyrrhizins zu vermeiden.
Warum DGL?
Glycyrrhizin kann bei längerer hochdosierter Anwendung zu unerwünschten Effekten führen (siehe Abschnitt Sicherheit). DGL umgeht dieses Problem, indem das Glycyrrhizin auf unter 3% reduziert wird, während die anderen Wirkstoffe – insbesondere die Flavonoide – erhalten bleiben.
Vollwurzel / normaler Extrakt
- ✓ Enthält alle Wirkstoffe inkl. Glycyrrhizin
- ✓ Breiteres Wirkspektrum
- ✓ Traditionelle Form
- ⚠️ Bei Daueranwendung Vorsicht
- ⚠️ Nicht für Pferde mit Herz-/Nierenproblemen
DGL (entglycyrrhiziniert)
- ✓ Magenschutz ohne Glycyrrhizin-Risiken
- ✓ Für Langzeitanwendung geeignet
- ✓ Sicherer bei Vorerkrankungen
- ⚠️ Reduziertes Wirkspektrum
- ⚠️ Teurer, weniger verfügbar
Welche Form für welchen Zweck?
Vollwurzel: Für kurweise Anwendung (4-6 Wochen), bei Atemwegsproblemen, als Harmonisierer in Mischungen.
DGL: Wenn reine Magenunterstützung gewünscht ist, bei Langzeitanwendung, bei Pferden mit Vorerkrankungen.
In der Praxis: Bei Verwendung in ausgewogenen Kräutermischungen wie GASTROPLUS ist die Süßholz-Dosierung so gewählt, dass eine längerfristige Anwendung unproblematisch ist.
Kombination mit anderen Kräutern
Die Süßholzwurzel ist ein klassisches Kombinationskraut. In der Phytotherapie wird sie selten allein verwendet, sondern meist zusammen mit anderen Kräutern, deren Wirkung sie verstärkt und harmonisiert.
Bewährte Kombinationen für den Magen
| Kombination | Wirkprinzip |
|---|---|
| Süßholz + Eibischwurzel | Doppelter Schleimhautschutz: Eibisch liefert Schleimstoffe, Süßholz fördert die körpereigene Schleimproduktion |
| Süßholz + Kamille | Entzündungshemmung + Krampflösung. Klassische Magenkombination. |
| Süßholz + Fenchel | Magenschutz + Verdauungsförderung. Fenchel unterstützt zusätzlich bei Blähungen. |
| Süßholz + Schafgarbe | Schleimhautschutz + Bitterstoffe. Schafgarbe regt die Verdauung an. |
| Süßholz + Kurkuma | Traditionelle Kombination: Süßholz verbessert die Bioverfügbarkeit von Curcumin. |
Bewährte Kombinationen für die Atemwege
| Kombination | Wirkprinzip |
|---|---|
| Süßholz + Thymian | Schleimlösung + antimikrobielle Wirkung. Klassiker bei Husten. |
| Süßholz + Spitzwegerich | Reizlindernd + hustenstillend. Ideal bei trockenem Reizhusten. |
| Süßholz + Eibisch | Doppelte Schleimstoff-Power. Beruhigt gereizte Schleimhäute. |
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Süßholzwurzel kombiniert mit Thymian, Anis, Spitzwegerich und weiteren traditionellen Atemwegskräutern. Reich an ätherischen Ölen und Schleimstoffen – ideal bei akuten Atemwegsproblemen.
Mehr über ATEMFREI →PULMOPLUS – Bei Equinem Asthma
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Kurzfristiger Bedarf → MAGENWOHL: Nach Stress, Turnier, Transport, Futterwechsel. Anwendung 2-4 Wochen.
Langfristiger Bedarf → GASTROPLUS: Bei dauerhaft empfindlichem Magen, begleitend zur tierärztlichen Betreuung. Anwendung 6-8 Wochen und länger.
Qualitätsmerkmale
Die Qualität von Süßholzwurzel kann stark variieren. Für eine zuverlässige Wirkung solltest Du auf folgende Merkmale achten:
✓ Qualitätskriterien für Süßholzwurzel
- Arzneibuchqualität (Ph. Eur.): Garantiert mindestens 4% Glycyrrhizinsäure
- Botanische Identität: Glycyrrhiza glabra (nicht verwechseln mit anderen Glycyrrhiza-Arten)
- Herkunftsangabe: Seriöse Anbieter nennen die Herkunft (z.B. Türkei, Iran, China)
- Sensorische Prüfung: Intensiv süßer Geschmack, leicht bitter im Abgang
- Geruch: Charakteristisch aromatisch, an Lakritze erinnernd
- Farbe: Außen graubraun, innen gelblich (Wurzel)
- Laborprüfung: Auf Schwermetalle, Pestizide, mikrobielle Belastung
Verschiedene Qualitätsstufen
| Qualität | Glycyrrhizin-Gehalt | Verwendung |
|---|---|---|
| Arzneibuchqualität (Ph. Eur.) | mind. 4% | Therapeutische Anwendung, Premium |
| Lebensmittelqualität | variabel | Tees, Nahrungsergänzung |
| Industriequalität | oft niedrig | Aromastoffe, nicht für Therapie |
⚠️ Nicht verwechseln!
Süßholzwurzel ≠ Lakritze: Lakritze ist ein verarbeitetes Produkt, das neben Süßholzextrakt auch Zucker, Stärke und andere Zutaten enthält. Für die Pferdefütterung nur reine Süßholzwurzel verwenden!
Sicherheit & Kontraindikationen
Die Süßholzwurzel ist bei korrekter Anwendung eine der sichersten Heilpflanzen und wird seit Jahrtausenden ohne größere Probleme eingesetzt. Dennoch gibt es einige wichtige Punkte zu beachten, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten.
Mögliche Nebenwirkungen bei Überdosierung
Bei längerer hochdosierter Anwendung (mehr als 6 Wochen mit hohen Dosen) kann Glycyrrhizin zu folgenden Effekten führen:
- Mineralstoff-Verschiebung: Glycyrrhizin hemmt ein Enzym (11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase), das normalerweise Kortisol inaktiviert. Dies führt zu einer erhöhten Kortisol-Wirkung in der Niere, was wiederum eine Natrium-Retention und einen verstärkten Kalium-Verlust zur Folge haben kann.
- Wassereinlagerungen (Ödeme): Durch die Natrium-Retention kann es zu Wassereinlagerungen kommen, besonders in den Beinen.
- Blutdruckerhöhung: Bei empfindlichen Individuen kann der erhöhte Natriumspiegel zu einer Erhöhung des Blutdrucks führen.
- Muskelschwäche: Der Kaliumverlust kann in extremen Fällen zu Muskelschwäche führen.
Diese Effekte werden in der Literatur als „Pseudoaldosteronismus" bezeichnet, weil sie den Symptomen einer Aldosteron-Überproduktion ähneln. Wichtig zu wissen: Diese Effekte sind dosisabhängig und vollständig reversibel – sie treten bei normaler Dosierung und kurweiser Anwendung in der Regel nicht auf und verschwinden nach Absetzen der Süßholzwurzel innerhalb weniger Tage.
Schwellenwerte beim Menschen
Beim Menschen gelten Tagesdosen von mehr als 50 mg Glycyrrhizin über längere Zeit als potenziell problematisch. Bei 4% Glycyrrhizin-Gehalt entspricht das etwa 1,25 g Süßholzwurzel – weit unter der für Pferde üblichen Dosierung. Allerdings: Pferde haben ein anderes Körpergewicht und einen anderen Stoffwechsel. Die empfohlenen Dosierungen für Pferde (10-20 g) sind entsprechend angepasst und bei kurweiser Anwendung unbedenklich.
🚫 Kontraindikationen – Wann Süßholz NICHT gegeben werden sollte
Süßholzwurzel sollte NICHT oder nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt gegeben werden bei:
- Pferden mit Herzerkrankungen: Die mögliche Wasser- und Natriumretention kann das Herz zusätzlich belasten.
- Pferden mit Nierenerkrankungen: Die Nieren müssen die veränderten Elektrolytverhältnisse ausgleichen – bei eingeschränkter Nierenfunktion ist das problematisch.
- Pferden mit bekanntem Bluthochdruck: Die potenziell blutdrucksteigernde Wirkung ist hier kontraindiziert.
- Trächtigen Stuten: Als Vorsichtsmaßnahme, da nicht ausreichend Daten zur Sicherheit in der Trächtigkeit vorliegen.
- Bei gleichzeitiger Gabe von Diuretika: Diuretika (entwässernde Medikamente) können den Kaliumverlust verstärken.
- Bei gleichzeitiger Gabe von Herzglykosiden: Ein niedriger Kaliumspiegel verstärkt die Wirkung von Herzglykosiden und erhöht das Risiko für Nebenwirkungen.
- Bei bekannter Hypokaliämie: Pferde mit bereits niedrigem Kaliumspiegel sollten kein Süßholz bekommen.
Bei Unsicherheit immer den Tierarzt fragen!
Sichere Anwendung in der Praxis
So wendest Du Süßholzwurzel sicher an
- Dosierung einhalten: Nicht mehr als 20 g/Tag für ein Großpferd bei Einzelkrautgabe
- Kurweise anwenden: 4-6 Wochen, dann mindestens 2-4 Wochen Pause
- Fertigprodukte nutzen: Bei ausgewogenen Mischungen ist die Süßholz-Dosierung so gewählt, dass auch eine Dauergabe möglich ist
- Beobachten: Bei ungewöhnlichen Symptomen (Mattigkeit, Schwellungen, Leistungsabfall) absetzen und Tierarzt konsultieren
- Vorerkrankungen beachten: Bei Herz-/Nieren-Patienten DGL verwenden oder Süßholz ganz meiden
- Nicht mit bestimmten Medikamenten kombinieren: Bei Dauertherapie mit Diuretika oder Herzmedikamenten kein Süßholz
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Süßholzwurzel kann mit bestimmten Medikamenten interagieren:
| Medikament | Wechselwirkung | Empfehlung |
|---|---|---|
| Diuretika (Entwässerung) | Verstärkter Kaliumverlust | Nicht kombinieren |
| Herzglykoside (Digoxin) | Verstärkte Wirkung durch Kaliummangel | Nicht kombinieren |
| Kortikosteroide | Verstärkte Kortikoid-Wirkung | Vorsicht, ggf. Dosis anpassen |
| NSAIDs (Schmerzmittel) | Keine relevante Wechselwirkung bekannt | Kann kombiniert werden |
| Omeprazol | Keine relevante Wechselwirkung bekannt | Kann kombiniert werden |
Dopingrelevanz
Süßholzwurzel ist nach aktuellem Stand nicht dopingrelevant gemäß der ADMR-Liste (Anti-Doping und Medikamentenkontroll-Regeln) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Du kann auch bei Turnierpferden eingesetzt werden.
Dennoch gilt: Die Dopingbestimmungen können sich ändern und variieren je nach Verband. Bei wichtigen Wettkämpfen immer die aktuellen Regeln des jeweiligen Verbands prüfen und im Zweifel beim Verband oder Turniertierarzt nachfragen. Bei internationalen Wettkämpfen (FEI) gelten möglicherweise andere Regeln.
Häufig gestellte Fragen
Ist Süßholzwurzel das Gleiche wie Lakritze?
Nein. Lakritze ist ein Süßwarenprodukt, das neben Süßholzextrakt auch Zucker, Stärke, Mehl und andere Zutaten enthält. Für die Pferdefütterung wird die reine, getrocknete Süßholzwurzel verwendet – ohne Zusätze.
Wie schmeckt Süßholzwurzel und fressen Pferde sie gerne?
Süßholzwurzel hat einen intensiv süßen Geschmack (50x süßer als Zucker!) mit einer leicht bitteren Note. Die meisten Pferde nehmen sie sehr gerne an. Der süße Geschmack macht Süßholz auch zu einem beliebten Bestandteil von Kräutermischungen, um die Akzeptanz zu verbessern.
Kann ich meinem Pferd dauerhaft Süßholzwurzel geben?
Reine Süßholzwurzel sollte kurweise gegeben werden (4-6 Wochen mit Pause). Bei Fertigprodukten mit niedrigerer Süßholz-Dosierung ist oft eine Dauergabe möglich – hier den Herstellerangaben folgen. DGL (entglycyrrhiziniertes Süßholz) kann auch längerfristig gegeben werden.
Hilft Süßholzwurzel bei Magengeschwüren?
Süßholzwurzel kann die Magenschleimhaut unterstützen und wird traditionell bei Magenproblemen eingesetzt. Bei diagnostizierten Magengeschwüren ist sie jedoch kein Ersatz für Omeprazol, sondern kann als begleitende Unterstützung sinnvoll sein. Bei Verdacht auf Magengeschwüre immer den Tierarzt aufsuchen!
Was ist DGL und wann sollte ich es verwenden?
DGL (Deglycyrrhizinated Licorice) ist Süßholzextrakt, dem das Glycyrrhizin weitgehend entzogen wurde. Es behält die magenschützenden Eigenschaften, aber ohne die potenziellen Nebenwirkungen des Glycyrrhizins. DGL ist sinnvoll für Langzeitanwendung oder bei Pferden mit Herz-/Nierenproblemen.
Ist Süßholzwurzel dopingrelevant?
Nach aktuellem Stand ist Süßholzwurzel nicht dopingrelevant und kann auch bei Turnierpferden eingesetzt werden. Die ADMR-Liste der FN enthält Süßholz nicht als verbotene Substanz. Dennoch: Bei wichtigen Wettkämpfen immer die aktuellen Regeln prüfen.
Kann ich Süßholzwurzel mit anderen Kräutern kombinieren?
Ja, Süßholzwurzel ist ein klassisches Kombinationskraut! Sie verstärkt und harmonisiert die Wirkung anderer Kräuter. Bewährte Kombinationen für den Magen sind Eibisch, Kamille und Fenchel. Für die Atemwege passt sie gut zu Thymian und Spitzwegerich.
Woran erkenne ich gute Qualität?
Achte auf: Arzneibuchqualität (Ph. Eur.) mit mindestens 4% Glycyrrhizinsäure, Herkunftsangabe, intensiv süßen Geschmack und charakteristischen Geruch. Die Wurzel sollte außen graubraun und innen gelblich sein. Seriöse Anbieter haben Laboranalysen auf Schadstoffe.
Welche Pferde sollten kein Süßholz bekommen?
Süßholzwurzel sollte nicht gegeben werden bei: Herzerkrankungen, Nierenerkrankungen, Bluthochdruck, trächtigen Stuten (Vorsicht), oder bei gleichzeitiger Gabe von Diuretika/Herzmedikamenten. Im Zweifel den Tierarzt fragen oder auf DGL ausweichen.
Wie unterscheidet sich Süßholzwurzel von Eibischwurzel?
Beide sind traditionelle Magenkräuter, wirken aber unterschiedlich: Eibischwurzel enthält bis zu 35% Schleimstoffe, die sich direkt schützend auf die Schleimhaut legen. Süßholzwurzel fördert dagegen die körpereigene Schutzschleimproduktion und hat zusätzlich entzündungshemmende Eigenschaften. Die Kombination beider Kräuter ist besonders wirkungsvoll!