Befund verstehen, Behandlung begleiten, Management optimieren – der komplette Ratgeber
Zusammenfassung: Nach der Gastroskopie beginnt die eigentliche Arbeit: Den Befund verstehen (Grad 0-4, ESGD vs. EGGD), die Behandlung konsequent durchführen (Omeprazol mind. 28 Tage) und vor allem das Management optimieren. Ohne Änderung der Ursachen liegt die Rückfallquote bei 50-70%! Der Heilungserfolg hängt von drei Säulen ab: Medikation + Management + Geduld. Begleitende Kräuterunterstützung mit GASTROPLUS kann die Schleimhaut zusätzlich unterstützen.
Die Gastroskopie ist geschafft, der Befund liegt vor – und jetzt? Viele Pferdebesitzer stehen nach der Magenspiegelung vor vielen Fragen: Was bedeuten die Ergebnisse? Wie lange dauert die Heilung? Was muss ich ändern?
Dieser Ratgeber begleitet Dich durch den gesamten Heilungsprozess – vom Verstehen des Befunds über die Behandlungsphase bis zur langfristigen Nachsorge. Denn eines ist klar: Die Gastroskopie ist nur der Anfang, nicht das Ende.
Den Befund verstehen
Nach der Gastroskopie erhältst Du vom Tierarzt einen Befund – meist mit Bildern und einer Einstufung. Dieser Befund ist die Grundlage für alles Weitere.
Was steht im Befund?
Typische Bestandteile eines Gastroskopie-Befunds
- Lokalisation: Wo wurden Veränderungen gefunden? (Kutane Schleimhaut, Drüsenschleimhaut, Margo plicatus)
- Art der Läsionen: Rötungen, Erosionen, Ulzera, Blutungen
- Schweregrad: Einstufung nach Grad 0-4
- Diagnose: ESGD, EGGD oder beides
- Therapieempfehlung: Medikation und Dauer
- Bilder: Dokumentation der Befunde
Die zwei Magenbereiche
Der Pferdemagen besteht aus zwei völlig unterschiedlichen Bereichen – und das ist entscheidend für Diagnose und Behandlung:
Kutane Schleimhaut (oben)
Drüsenloser Bereich
Hat KEINEN natürlichen Säureschutz! Hier entstehen die meisten Ulzera (ESGD).
→ Spricht gut auf Omeprazol an
Drüsenschleimhaut (unten)
Drüsenhaltiger Bereich
Produziert Säure UND Schutzschleim. Ulzera hier (EGGD) sind seltener, aber hartnäckiger.
→ Schwieriger zu behandeln
Die Grenze zwischen beiden Bereichen heißt Margo plicatus – eine gezackte Linie, die besonders anfällig für Läsionen ist.
Die Grade 0-4 erklärt
Die Schwere der Magenläsionen wird international einheitlich in Grade von 0-4 eingeteilt. Diese Einstufung bestimmt die Behandlung.
Gesunde Schleimhaut
Keine Veränderungen sichtbar. Die Schleimhaut ist intakt und gut durchblutet.
Behandlung: Keine nötig
Management: Weiter optimieren
Leichte Veränderungen
Rötungen, leichte Verdickungen der Schleimhaut. Keine echten Ulzera.
Behandlung: Management optimieren, ggf. kurze Omeprazol-Kur
Heilung: 2-4 Wochen
Moderate Läsionen
Kleine, oberflächliche Ulzera. Einzelne oder mehrere Erosionen sichtbar.
Behandlung: Omeprazol 28 Tage Standard
Heilung: 4-6 Wochen
Schwere Läsionen
Große oder tiefe Ulzera. Mehrere zusammenfließende Läsionen möglich.
Behandlung: Omeprazol 60-90 Tage
Heilung: 8-12 Wochen
Sehr schwere Läsionen
Tiefe, ausgedehnte Ulzera. Blutungen möglich. Große Flächen betroffen.
Behandlung: Omeprazol 90+ Tage, intensive Betreuung
Heilung: 3-4 Monate
⚠️ Wichtig zu wissen
Der Schweregrad korreliert nicht immer mit den Symptomen! Manche Pferde mit Grad 4 zeigen kaum Anzeichen, während andere mit Grad 1 deutlich reagieren. Die Gastroskopie ist daher unverzichtbar für eine sichere Diagnose.
ESGD vs. EGGD – Was ist der Unterschied?
Der Überbegriff EGUS (Equine Gastric Ulcer Syndrome) wird in zwei Hauptformen unterteilt:
| Merkmal | ESGD | EGGD |
|---|---|---|
| Name | Equine Squamous Gastric Disease | Equine Glandular Gastric Disease |
| Lokalisation | Oberer, drüsenloser Bereich | Unterer, drüsenhaltiger Bereich |
| Häufigkeit | 60-90% aller Fälle | 10-40% (oft zusammen mit ESGD) |
| Hauptursache | Direkte Säureexposition | Gestörte Schleimhautbarriere, Stress |
| Risikofaktoren | Fresspausen, Training, Kraftfutter | Chronischer Stress, NSAIDs |
| Omeprazol-Ansprechen | Sehr gut (70-90% Heilung) | Weniger gut (40-60% Heilung) |
| Behandlungsdauer | 28-60 Tage | 60-120 Tage |
| Prognose | Gut bei Managementänderung | Vorsichtiger, oft chronischer |
Warum ist die Unterscheidung wichtig?
ESGD und EGGD haben unterschiedliche Ursachen und brauchen unterschiedliche Ansätze:
- ESGD: Fokus auf Säurereduktion (Omeprazol) + Fresspausen vermeiden
- EGGD: Fokus auf Stressreduktion + Schleimhautschutz + längere Therapie
Viele Pferde haben beide Formen gleichzeitig – dann muss die Behandlung beide Aspekte berücksichtigen.
Die Behandlung: Was jetzt passiert
Die Behandlung von Magengeschwüren basiert auf zwei Säulen: Medikation und Managementänderung. Beides ist unverzichtbar!
Medikamentöse Behandlung
Omeprazol – Der Goldstandard
Wirkung: Blockiert die Säureproduktion um bis zu 90%
Produkte: GastroGard® (Behandlung), UlcerGard® (Prophylaxe)
Dosierung: 4 mg/kg täglich (bei 500 kg = 1 Tube GastroGard®)
Anwendung: Täglich, am besten morgens auf nüchternen Magen
Behandlungsdauer nach Schweregrad
| Befund | Minimaldauer | Typische Dauer | Kosten (ca.) |
|---|---|---|---|
| Grad 1 | 14 Tage | 14-28 Tage | 42-340 € |
| Grad 2 | 28 Tage | 28-42 Tage | 85-500 € |
| Grad 3 | 28 Tage | 60-90 Tage | 180-1.080 € |
| Grad 4 | 60 Tage | 90+ Tage | 270-1.400+ € |
| EGGD | 60 Tage | 90-120 Tage | 270-1.500 € |
⚠️ Die Behandlung nicht zu früh abbrechen!
Auch wenn die Symptome nach 1-2 Wochen besser werden – die Ulzera brauchen Zeit zur vollständigen Abheilung. Ein zu früher Abbruch führt häufig zu Rückfällen!
- Nie eigenmächtig absetzen
- Nie die Dosis reduzieren ohne Rücksprache
- Mindestdauer immer einhalten
Der Heilungsverlauf: Was Du erwarten kannst
Die Heilung von Magengeschwüren ist ein Prozess, der Zeit braucht. Hier ist ein typischer Verlauf:
-
Tag 1-3: Behandlungsbeginn
Omeprazol beginnt zu wirken. Die volle Wirkung auf die Säureproduktion ist nach 2-3 Tagen erreicht. Erste subtile Verbesserungen können spürbar sein.
-
Woche 1-2: Erste Besserung
Symptome bessern sich oft deutlich. Das Pferd frisst besser, ist entspannter, Gurtempfindlichkeit lässt nach. ABER: Die Ulzera sind noch nicht geheilt!
-
Woche 3-4: Heilung beginnt
Die Schleimhaut beginnt sich zu regenerieren. Oberflächliche Läsionen heilen ab. Bei Grad 1-2 oft schon gute Ergebnisse.
-
Woche 5-8: Konsolidierung
Tiefere Ulzera heilen ab. Bei Grad 3-4 ist diese Phase entscheidend. Management muss konsequent bleiben!
-
Woche 9-12+: Abschluss
Schwere Fälle brauchen diese Zeit. Kontroll-Gastroskopie sinnvoll. Übergang zur Nachsorge planen.
Zeichen, dass es besser wird
- Besserer Appetit, entspannteres Fressen
- Gewichtszunahme, bessere Kondition
- Glänzenderes Fell
- Weniger Gurtempfindlichkeit
- Bessere Rittigkeit, mehr Leistungsbereitschaft
- Entspannteres Verhalten insgesamt
- Normalisierter Kotabsatz
Management optimieren: Der Schlüssel zum Erfolg
Omeprazol heilt die Ulzera – aber ohne Managementänderung kommen sie zurück. 50-70% der Pferde haben ohne Änderung binnen 60 Tagen erneut Magengeschwüre!
Die 5 Management Säulen
Diese fünf Bereiche müssen optimiert werden – ohne Ausnahme:
1. Raufutter optimieren
✓ Das Ziel: Raufutter (fast) rund um die Uhr
- Menge: Mind. 1,5-2 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht
- Verfügbarkeit: Fresspausen unter 4 Stunden
- Nachts: Heunetz mit genug Vorrat bis zum Morgen
- Qualität: Staubfrei, schimmelfrei, gut strukturiert
2. Fresspausen eliminieren
- Kritisch: Nachtpausen oft 8-10 Stunden!
- Lösung: Engmaschige Heunetze, späte Abendfütterung, frühe Morgenfütterung
- Vor dem Reiten: Immer mindestens Heu anbieten
3. Kraftfutter anpassen
- Nie auf leeren Magen! Immer erst 15-30 Min. Heu
- Kleine Portionen: Max. 0,5 kg pro Mahlzeit
- Struktur bevorzugen: Heucobs, Luzerne statt stärkereiche Müslis
- Menge reduzieren: Braucht Dein Pferd wirklich so viel Kraftfutter?
4. Stress reduzieren
- Routinen: Feste Zeiten für Fütterung, Arbeit, Ruhe
- Herde: Stabile Gruppe ohne ständige Konflikte
- Haltung: So viel Bewegungsfreiheit und Sozialkontakt wie möglich
- Training: Nicht überfordern, Pausen einplanen
5. Training anpassen
- Nie nüchtern reiten! Vor dem Training Heu füttern
- Intensität reduzieren: Bei aktiven Ulzera weniger fordern
- Pausen einbauen: Regeneration ermöglichen
Die Statistik spricht für sich
Ohne Managementänderung: 50-70% Rückfallquote binnen 60 Tagen
Mit optimalem Management: Rückfallquote sinkt auf unter 30%
Management ist keine Option – es ist die halbe Behandlung!
Begleitende Unterstützung
Neben Omeprazol und Management können traditionelle Kräuter die Heilung unterstützen.
Wann sind Kräuter sinnvoll?
- Begleitend zur Omeprazol-Behandlung: Zusätzliche Schleimhautunterstützung
- Nach erfolgreicher Behandlung: Zur Nachsorge und Rezidivprophylaxe
- Bei Grad 1: Manchmal ausreichend zusammen mit Management
- Langfristig: Zur kontinuierlichen Unterstützung bei Risikopferden
⚠️ Was Kräuter nicht können
- Die Säureproduktion um 90% reduzieren wie Omeprazol
- Schwere Ulzera (Grad 3-4) alleine heilen
- Die medikamentöse Therapie bei akuten Fällen ersetzen
Bei diagnostizierten Magengeschwüren Grad 2+ ist Omeprazol der wissenschaftlich belegte Standard!
Bewährte Magenkräuter
| Kraut | Traditionelle Eigenschaft |
|---|---|
| Eibischwurzel | Bis zu 35% Schleimstoffe, bildet schützende Schicht |
| Süßholzwurzel | Schleimstoffe + Glycyrrhizin, traditionelles Magenkraut |
| Ringelblume | Klassisches Wundheilungskraut, Flavonoide |
| Gänseblümchen | Reich an Saponinen, traditionell bei Schleimhautproblemen |
| Melisse | Beruhigend, traditionell bei stressbedingten Beschwerden |
GASTROPLUS – 8 Kräuter zur langfristigen Unterstützung
GASTROPLUS kombiniert 8 traditionelle Magenkräuter – darunter Eibischwurzel, Süßholz, Gänseblümchen und Ringelblume – zur langfristigen Unterstützung bei Magengeschwüren.
Ideal für:
- Begleitend zur tierärztlichen Behandlung
- Nachsorge nach erfolgreicher Omeprazol-Kur
- Langfristige Unterstützung bei Risikopferden
Empfohlene Anwendung: 8-12 Wochen oder länger
Mehr über GASTROPLUS erfahrenKontroll-Gastroskopie: Wann und warum?
Eine Kontroll-Gastroskopie ist nicht immer nötig – aber in manchen Fällen sehr sinnvoll.
Wann ist eine Kontrolle empfohlen?
- Bei Grad 3-4: Um Heilung zu bestätigen
- Bei EGGD: Da schwerer zu behandeln
- Wenn Symptome bleiben: Trotz voller Behandlungsdauer
- Bei Rückfall-Verdacht: Symptome kehren zurück
- Bei Hochrisiko-Pferden: Sport-, Turnierpferde
Zeitpunkt der Kontrolle
Empfohlener Zeitrahmen
4-8 Wochen nach Behandlungsende – so hat die Schleimhaut Zeit sich zu stabilisieren, aber ein möglicher Rückfall wird früh erkannt.
Was tun bei negativem Kontrollbefund?
Wenn die Kontroll-Gastroskopie zeigt, dass die Ulzera nicht vollständig abgeheilt sind:
- Behandlung verlängern: Weitere 4-6 Wochen Omeprazol
- Management überprüfen: Werden alle Empfehlungen umgesetzt?
- EGGD beachten: Braucht oft längere Therapie
- Andere Ursachen: Tierarzt konsultieren
Langfristige Nachsorge
Die Behandlung ist abgeschlossen, die Ulzera sind geheilt – aber das Risiko bleibt. Nachsorge ist entscheidend!
Der Übergang nach Omeprazol
Empfohlene Strategie
- Letzte 2 Wochen der Omeprazol-Gabe: GASTROPLUS dazugeben
- Omeprazol absetzen: Kann ohne Ausschleichen erfolgen
- GASTROPLUS weitergeben: 8-12 Wochen Nachsorgekur
- Management beibehalten: Keine Rückkehr zu alten Gewohnheiten!
- Beobachten: Auf Symptome achten
Dauerhaft beachten
- Fresspausen konsequent unter 4 Stunden halten
- Raufuttermenge nicht reduzieren
- Kraftfutter immer nach Heu füttern
- Stressoren minimieren
- Nie nüchtern arbeiten
- Bei ersten Anzeichen reagieren
Wann zurück zum Tierarzt?
Bei diesen Anzeichen sofort handeln
- Rückkehr der ursprünglichen Symptome
- Kolikanzeichen
- Starker Gewichtsverlust
- Deutlicher Leistungsabfall
- Futterverweigerung
Häufig gestellte Fragen
Was bedeuten die Grade 0-4 bei Magengeschwüren?
Grad 0 = gesunde Schleimhaut, Grad 1 = leichte Rötungen/Verdickungen, Grad 2 = kleine oberflächliche Ulzera, Grad 3 = große oder tiefe Ulzera, Grad 4 = sehr schwere, ausgedehnte Ulzera mit möglichen Blutungen. Ab Grad 2 ist eine Omeprazol-Behandlung Standard.
Wie lange dauert die Heilung von Magengeschwüren?
Mit Omeprazol: Grad 1-2 etwa 28 Tage, Grad 3-4 etwa 60-90 Tage. EGGD braucht oft 90-120 Tage. Die Heilung hängt stark davon ab, ob das Management gleichzeitig optimiert wird.
Muss ich eine Kontroll-Gastroskopie machen?
Bei Grad 3-4, EGGD oder wenn Symptome bleiben, wird eine Kontroll-Gastroskopie 4-8 Wochen nach Behandlungsende empfohlen. Bei leichteren Fällen mit guter klinischer Besserung ist sie oft nicht zwingend nötig.
Was kostet eine Gastroskopie beim Pferd?
Eine Gastroskopie kostet je nach Region und Klinik 200-400 Euro. Dazu kommen ggf. Kosten für Sedierung, Anfahrt und Beratung.
Kann mein Pferd während der Behandlung geritten werden?
Leichte Arbeit ist meist möglich – aber nie auf nüchternen Magen! Vor dem Reiten immer mindestens Heu anbieten. Intensives Training sollte bei aktiven Ulzera reduziert werden.
Was ist der Unterschied zwischen ESGD und EGGD?
ESGD betrifft den oberen, drüsenlosen Magenbereich – häufiger und spricht gut auf Omeprazol an. EGGD betrifft den unteren Drüsenbereich – seltener, aber schwieriger zu behandeln und braucht längere Therapie.
Wie unterstütze ich die Heilung zusätzlich?
Management optimieren ist essenziell: Raufutter ad libitum, Fresspausen unter 4 Stunden, Stress reduzieren, nie nüchtern arbeiten. Begleitend können Magenkräuter wie GASTROPLUS die Schleimhaut zusätzlich unterstützen.
Wann sollte ich den Tierarzt erneut rufen?
Bei Verschlechterung der Symptome, Kolikanzeichen, Gewichtsverlust trotz Behandlung, Futterverweigerung oder wenn nach 4 Wochen keine Besserung eintritt.
Wie hoch ist die Rückfallquote?
Ohne Managementänderung 50-70% innerhalb von 60 Tagen! Mit optimiertem Management und konsequenter Nachsorge sinkt die Quote auf unter 30%.
Wie lange muss mein Pferd vor der Gastroskopie nüchtern sein?
12-18 Stunden Futterkarenz, Wasser kann bis 4 Stunden vorher angeboten werden. Der Magen muss leer sein für optimale Sicht.