Schluss mit Symptombehandlung – systematische Ursachendiagnostik für nachhaltige Lösungen
Schnellantwort: Kotwasser ist die Abgabe von wässrigem Sekret vor, während oder nach der normalen Kotabgabe. Die 7 Hauptursachen sind: Fütterungsfehler (45%), Stress (25%), Mikrobiom-Dysbiose (15%), Parasiten (8%), anatomische/entzündliche Ursachen (4%), Toxine (2%) und idiopathische Fälle (1%). 80% der üblichen "Lösungen" behandeln nur Symptome – nachhaltige Besserung erfordert systematische Ursachendiagnostik. Mit der richtigen Herangehensweise sind über 90% der Fälle erfolgreich behandelbar!
⚠️ Wichtiger Hinweis
Dieser Ratgeber dient der Information und ersetzt nicht die tierärztliche Diagnose. Bei starkem Durchfall, Fieber, Futterverweigerung oder Koliksymptomen sofort den Tierarzt rufen! Kotwasser kann viele Ursachen haben – eine systematische Abklärung ist wichtig.
Kotwasser ist eines der frustrierendsten Probleme in der Pferdehaltung. Verschmutzte Beine, verklebte Schweife, gereizte Haut – und trotz aller Bemühungen will das Problem nicht verschwinden. Die meisten "Lösungen" behandeln nur Symptome, nicht Ursachen. In diesem Ratgeber erfährst Du, wie Du die wahre Ursache findest und das Problem an der Wurzel packst.
Die gute Nachricht: Mit systematischer Herangehensweise lassen sich über 90% der Kotwasserfälle erfolgreich behandeln!
Was ist Kotwasser? Definition & Abgrenzung
Wissenschaftliche Definition
Kotwasser ist die Abgabe von wässrigem, oft gelblich-braunem Sekret vor, während oder nach der normalen Kotabgabe, ohne dass der Kot selbst zwingend verändert sein muss. Das unterscheidet Kotwasser grundlegend von Durchfall.
Kotwasser vs. Durchfall – Der wichtige Unterschied
Kotwasser
- • Kot meist normal geformt
- • Zusätzliche wässrige Flüssigkeit
- • Oft chronisch (Wochen/Monate)
- • Pferd meist munter
- • Selten lebensbedrohlich
Durchfall (Diarrhoe)
- • Kot breiig bis flüssig
- • Grundsätzlich veränderte Konsistenz
- • Oft akut (Tage)
- • Pferd oft matt, appetitlos
- • Kann lebensbedrohlich sein!
Wann sofort zum Tierarzt?
- Wässriger Durchfall (nicht nur Kotwasser)
- Fieber (über 38,5°C)
- Futterverweigerung
- Koliksymptome (Wälzen, Scharren, zum Bauch schauen)
- Blut oder Schleim im Kot
- Starke Mattigkeit oder Apathie
- Dehydratation (stehende Hautfalte)
Die Pathophysiologie verstehen
Um Kotwasser effektiv zu behandeln, musst Du verstehen, wie es entsteht. Kotwasser ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom verschiedener zugrundeliegender Störungen.
Die drei Entstehungsmechanismen
1. Wasserresorptionsstörung
Im gesunden Dickdarm wird Wasser aus dem Darminhalt resorbiert. Störungen führen dazu, dass zu viel Wasser im Darm verbleibt:
- Osmotisch: Unverdaute Kohlenhydrate ziehen Wasser
- Sekretorisch: Toxine regen Wassersekretion an
- Motilitätsstörung: Zu schnelle Passage
2. Mikrobiom Ungleichgewicht
Die Darmflora ist entscheidend für die Verdauung. Dysbiose führt zu:
- Verschiebung der Bakterienpopulationen
- pH-Wert-Änderungen im Darminhalt
- Veränderte Fermentationsmuster
- Gestörte kurzkettige Fettsäuren-Produktion
3. Neuroendokrine Dysregulation
Das Nervensystem steuert die Darmfunktion. Stress führt zu:
- Veränderte Darmmotilität
- Gestörte Elektrolytresorption
- Erhöhte Darmpermeabilität ("Leaky Gut")
- Verminderte Durchblutung der Darmwand
Das Problem mit Symptombehandlung
Die 3 häufigsten Fehler in der Kotwasserbehandlung:
- Stopfende Mittel ohne Ursachenklärung: Leinsamen, Flohsamen & Co. können kurzfristig helfen, lösen aber nicht das Problem.
- Einfaktorielles Denken: "Es ist das Heu" oder "Es ist Stress" – die Realität ist oft multifaktoriell.
- Probiotika-Gießkanne: Lebende Kulturen ohne Mikrobiom-Analyse können das Ungleichgewicht verstärken.
Systematische Diagnostik: Der 4-Stufen-Plan
Bevor Du behandelst, musst Du die Ursache kennen. Mit diesem systematischen Plan findest Du sie:
Diagnostischer Ablauf: Vom Symptom zur Ursache
Stufe 1: Anamneseerhebung (70% der Diagnose!)
Die gründliche Befragung ist der wichtigste Schritt:
- Fütterungsprotokoll der letzten 4 Wochen (Was? Wieviel? Wann?)
- Managementänderungen dokumentieren (Stallwechsel, neue Weide, Herdenwechsel)
- Stressfaktoren identifizieren (Transport, Turnier, soziale Konflikte)
- Medikamentenhistorie (besonders Antibiotika)
- Wurmkuren und Entwurmungsstrategie
- Zeitlicher Verlauf (Seit wann? Saisonal? Nach bestimmten Ereignissen?)
Stufe 2: Klinische Untersuchung
- Allgemeinuntersuchung mit Vitalparametern (Temperatur, Puls, Atmung)
- Abdominale Auskultation (Darmgeräusche in 4 Quadranten)
- Beurteilung der Dehydratation (Hautfaltentest)
- Body Condition Score (BCS)
- Kotkonsistenz und -geruch beurteilen
Stufe 3: Basisdiagnostik (für 85-90% der Fälle ausreichend!)
- Parasitologische Kotuntersuchung (Wurmeier, Strongyliden)
- Großes Blutbild + Differentialblutbild
- Klinische Chemie (Elektrolyte, Proteine, Leberwerte)
- Bei Verdacht: Kotkultur auf Clostridien/Salmonellen
Stufe 4: Spezialdiagnostik (nur bei therapieresistenten Fällen)
- Mikrobiom-Analyse (nur bei negativer Basisdiagnostik UND therapierefraktär)
- Mykotoxin-Screening im Futter (bei Verdacht auf Schimmel)
- Darmbiopsie (bei chronisch-entzündlichen Prozessen)
- Allergietest (nur bei begründetem Verdacht auf Futtermittelallergie)
Wichtig zu wissen
In 85-90% der Kotwasserfälle reicht die Basisdiagnostik (Stufe 1-3) völlig aus. Teure Spezialdiagnostik ist nur bei unklaren, therapieresistenten Fällen nach Ausschluss aller anderen Ursachen sinnvoll.
Ursache Nr. 1: Fütterungsinduziertes Kotwasser 45%
Die häufigste Ursache – und oft übersehen!
Fütterungsfehler sind mit Abstand die häufigste Kotwasserursache. Etwa 45% aller Fälle lassen sich direkt auf Fütterungsungleichgewichte zurückführen.
Mechanismus: Stärkeüberschuss im Dickdarm
Das Pferd kann Stärke nur im Dünndarm verdauen – und das nur in begrenzter Menge. Was passiert bei Überschuss?
- Kapazitätsüberschreitung: Pferde können maximal 0,4-0,5 g Stärke pro kg Körpergewicht pro Mahlzeit verdauen.
- Überschuss im Caecum: Unverdaute Stärke gelangt in den Blinddarm.
- Fehlgärung: Lactobacillus-Fermentation → Milchsäureproduktion.
- pH-Abfall: Saures Milieu schädigt die normale Darmflora.
- Osmotischer Wassereinstrom: Wasser wird in den Darm gezogen → Kotwasser!
Kritische Stärkegrenzen
Für ein 600 kg Pferd gilt pro Mahlzeit:
- Maximal 300 g Stärke pro Mahlzeit
- Entspricht: ~600 g Hafer ODER ~500 g Gerste ODER ~400 g Mais
- Überschreitung um nur 20%: Bereits Kotwasserrisiko!
Weitere Fütterungsfehler
| Fütterungsfehler | Mechanismus | Lösung |
|---|---|---|
| Zu viel Kraftfutter auf einmal | Stärkeüberlauf ins Caecum | Max. 0,5 kg pro Mahlzeit, mind. 3x täglich |
| Zu wenig Raufutter | Fehlende Rohfaser für Mikrobiom | Mind. 1,5 kg Heu pro 100 kg KGW |
| Lange Fresspausen | Gestörter Gallefluss, Magenprobleme | Heu ad libitum oder Slowfeeder |
| Silage/Heulage | Hoher Wassergehalt, andere Keimflora | Langsam umstellen, Qualität prüfen |
| Plötzliche Futterumstellung | Mikrobiom kann sich nicht anpassen | Über 2-3 Wochen langsam umstellen |
Therapieprotokoll: Fütterungskotwasser
Phase 1: Sofortmaßnahmen (Tag 1-3)
- Kraftfutter halbieren, maximal 3 × 0,3 kg täglich
- Heu ad libitum anbieten (sofern Qualität stimmt)
- Futteraufnahme verlangsamen (Slowfeeder-Netz)
- Elektrolytergänzung: 30-50 g Salz täglich
Phase 2: Systematische Anpassung (Woche 1-4)
- Heuanalyse beauftragen (Zucker, Fruktane, Protein)
- Ration neu berechnen (max. 10% Kraftfutteranteil)
- Stärkearmes Kraftfutter bevorzugen (Rübenschnitzel, Heucobs)
- Darmflora unterstützen mit Kräutern (z.B. DARMWOHL)
Ursache Nr. 2: Stressbedingtes Kotwasser 25%
Der unterschätzte Faktor
Stress ist die zweithäufigste Kotwasserursache und wird oft übersehen, weil die Zusammenhänge nicht offensichtlich sind. Die Darm-Hirn-Achse ist wissenschaftlich gut belegt!
Die Stresskotwasser-Achse verstehen
HPA Achse
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse:
- Chronischer Stress → erhöhte Cortisolausschüttung
- Cortisol → verminderte Darmmotilität
- Gestörte Elektrolytresorption
- → Osmotisches Kotwasser
Sympathikus Dominanz
Adrenalin/Noradrenalin-Wirkung:
- Aktivierung der α₂-Rezeptoren
- Verminderte Durchblutung der Darmwand
- Gestörte Tight Junctions
- → Erhöhte Darmpermeabilität ("Leaky Gut")
Stressfaktoren identifizieren
| Kategorie | Akute Stressoren | Chronische Stressoren | Versteckte Stressoren |
|---|---|---|---|
| Management | Stallwechsel, Transport | Boxenhaltung, Isolation | Unregelmäßige Fütterungszeiten |
| Sozial | Neues Pferd in der Gruppe | Rangkämpfe, Mobbing | Zu kleine/große Herdengruppe |
| Umwelt | Gewitter, Feuerwerk, Baulärm | Schlechte Luftqualität im Stall | Lichtmangel im Winter |
| Training | Turnierstress | Überforderung, Drill | Unpassendes Equipment |
Therapieprotokoll: Stresskotwasser
- Stressoren identifizieren: Tagebuch führen (Kotwasser wann? Nach welchen Ereignissen?)
- Haltung optimieren: Sozialkontakt, Bewegungsfreiheit, Routine
- Ruhephasen einplanen: Nach Turnieren, Transporten mindestens 2-3 Ruhetage
- Adaptogene Kräuter: Taigawurzel kann bei Stress unterstützen (IMMUNSTARK)
- Darmflora stabilisieren: Stress-induzierte Dysbiose mit Kräutern behandeln
Ursache Nr. 3: Mikrobiom-Dysbiose 15%
Wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät
Das Darmmikrobiom besteht aus Billionen von Bakterien, die für die Verdauung essentiell sind. Antibiotika, Wurmkuren oder andere Faktoren können dieses empfindliche Gleichgewicht stören.
Antibiotika assoziiertes Kotwasser (AAK)
Besonders häufig tritt Kotwasser nach Antibiotikagabe auf – oft wird der Zusammenhang nicht erkannt, weil das Kotwasser erst Tage oder Wochen später beginnt.
Risiko-Antibiotika für Kotwasser
| Risiko | Antibiotika | Kotwasser-Inzidenz |
|---|---|---|
| Sehr hoch | Enrofloxacin, Marbofloxacin (Fluorchinolone) | 40-60% |
| Hoch | Amoxicillin/Clavulansäure | 25-40% |
| Mittel | Doxycyclin, Oxytetracyclin | 15-25% |
| Niedrig | Penicillin G, Ampicillin | 5-15% |
Was passiert bei Dysbiose?
- Reduktion der Diversität: Breitspektrum-Antibiotika reduzieren die Vielfalt der Darmbakterien.
- Verlust wichtiger Bakterien: Besonders betroffen sind Firmicutes (die Butyrat produzieren).
- Überwucherung: Enterobakterien und Clostridien können sich ausbreiten.
- Reduzierte SCFA: Weniger kurzkettige Fettsäuren = schlechtere Wasserresorption.
- pH-Verschiebung: Erhöhter pH-Wert im Dickdarm stört die Verdauung.
Therapieprotokoll: Dysbiose Kotwasser
- Nach Antibiotika: 4-6 Wochen Darmaufbau mit DARMWOHL
- Präbiotika: Inulin reiche Kräuter (Wegwarte) als "Futter" für gute Bakterien
- Raufutter optimieren: Hochwertiges Heu als Rohfaserquelle
- Geduld: Vollständige Regeneration kann 6-12 Wochen dauern
Weitere Ursachen: Parasiten, Entzündungen, Toxine
Parasiten 8%
Besonders kleine Strongyliden können Kotwasser verursachen, auch bei niedrigen Eizahlen. Larvenstadien in der Darmwand sind per Kotprobe nicht nachweisbar!
Lösung: Selektive Entwurmung nach Kotprobe, bei Verdacht auf eingekapselte Larven: Tierarzt konsultieren.
Entzündungen 4%
Chronische Darmentzündungen (IBD) oder "Leaky Gut" können zu persistierendem Kotwasser führen. Oft sind weitere Symptome vorhanden.
Lösung: Tierärztliche Abklärung, ggf. Darmbiopsie, entzündungshemmende Therapie.
Toxine 2%
Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) im Futter oder Giftpflanzen können die Darmflora und -funktion stören.
Lösung: Futterqualität prüfen, Schimmelquellen eliminieren, Weide auf Giftpflanzen kontrollieren.
Idiopathisch 1%
In seltenen Fällen bleibt die Ursache trotz umfassender Diagnostik unklar. Genetische Faktoren werden diskutiert.
Lösung: Symptomatische Therapie, Management optimieren, Lebensqualität im Fokus behalten.
Natürliche Unterstützung mit Kräutern
In der traditionellen Phytotherapie werden verschiedene Kräuter zur Unterstützung der Darmfunktion eingesetzt. Zwei Wirkstoffgruppen stehen bei Kotwasser im Vordergrund:
Bitterstoffe
Bitterstoffe können die Verdauungssäfte anregen und die Darmtätigkeit unterstützen. Sie finden sich in Andorn und Wegwarte.
Gerbstoffe
Gerbstoffe (Tannine) haben adstringierende (zusammenziehende) Eigenschaften. Sie finden sich in Odermennig und Schafgarbe.
Die wichtigsten Darmkräuter bei Kotwasser
Wegwarte (Cichorium intybus)
Das präbiotische Kraut – besonders wertvoll!
Reich an InulinPräbiotikum – dient als "Futter" für nützliche Darmbakterien wie Bifidobakterien und Laktobazillen (bis 40% in der Wurzel). Inulin kann das Wachstum nützlicher Darmbakterien fördern und so die Regeneration des Mikrobioms unterstützen.
Odermennig (Agrimonia eupatoria)
Das Gerbstoffkraut.
Enthält bis zu 10% Gerbstoffe (Tannine) und Flavonoide. Die adstringierenden Eigenschaften der Gerbstoffe werden in der traditionellen Kräuterkunde bei Verdauungsproblemen geschätzt.
Andorn (Marrubium vulgare)
Das Bitterstoffkraut.
Enthält bis zu 1% Marrubiin (Diterpen-Bitterstoff). In der traditionellen Pflanzenheilkunde seit Jahrhunderten bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt.
Schafgarbe (Achillea millefolium)
Das vielseitige Verdauungskraut.
Enthält ätherisches Öl (Chamazulen), Gerbstoffe und Bitterstoffe. Vielseitiges Kraut mit breitem Einsatzspektrum in der Kräuterkunde.
Erdrauchkraut (Fumaria officinalis)
Das traditionelle Leber-Darm-Kraut.
Enthält Alkaloide und Flavonoide. Traditionell zur Unterstützung von Leber und Verdauung eingesetzt – die Leber-Darm-Achse ist wichtig!
Sanikelkraut (Sanicula europaea)
Das traditionelle Darmkraut.
Enthält Saponine, Gerbstoffe und ätherische Öle. Traditionelles Kraut der europäischen Pflanzenheilkunde bei Verdauungsproblemen.
Anwendungsempfehlung bei Kotwasser
- Akutes Kotwasser: 4-6 Wochen durchgehend füttern
- Nach Antibiotika/Wurmkur: 4-6 Wochen zur Mikrobiom-Regeneration
- Chronisches Kotwasser: 8-12 Wochen, ggf. längerfristig
- Dosierung: Nach Herstellerangaben, abhängig vom Körpergewicht
- Kombination: Parallel Fütterung und Management optimieren!
DARMWOHL – 6 Kräuter für die Darmflora
Unsere bewährte Kräutermischung vereint Andorn, Wegwarte, Odermennig, Schafgarbe, Erdrauch und Sanikel – zur Unterstützung der Darmfunktion bei Kotwasser, nach Wurmkuren oder Antibiotika.
Mehr über DARMWOHL erfahrenHäufig gestellte Fragen
Die 7 Hauptursachen sind: 1) Fütterungsinduziertes Kotwasser durch Stärkeüberschuss (45% aller Fälle), 2) Stressbedingtes Kotwasser durch Sympathikus-Dominanz und Cortisol (25%), 3) Mikrobiom-Dysbiose nach Antibiotika oder Wurmkuren (15%), 4) Parasitenassoziiertes Kotwasser durch kleine Strongyliden (8%), 5) Anatomisch/entzündlich bedingtes Kotwasser (4%), 6) Toxininduziertes Kotwasser durch Mykotoxine oder Giftpflanzen (2%), 7) Idiopathisches Kotwasser als Ausschlussdiagnose (1%).
Kotwasser ist die Abgabe von wässrigem Sekret vor, während oder nach der normalen Kotabgabe, wobei der Kot selbst meist normal geformt bleibt. Bei Durchfall hingegen ist die Kotkonsistenz grundsätzlich verändert – der Kot ist breiig bis flüssig. Kotwasser ist oft ein chronisches Problem (Wochen bis Monate), Durchfall meist akut (Tage). Die Unterscheidung ist wichtig für die richtige Behandlung.
Pferde können maximal 0,4-0,5 g Stärke pro kg Körpergewicht pro Mahlzeit im Dünndarm verdauen. Bei einem 600 kg Pferd sind das maximal 300 g Stärke pro Mahlzeit – entspricht etwa 600 g Hafer oder 500 g Gerste oder 400 g Mais. Überschüsse gelangen unverdaut ins Caecum, wo sie zu Milchsäuregärung, pH-Abfall und osmotischem Wassereinstrom führen – Kotwasser entsteht.
Stress aktiviert die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) und führt zu erhöhter Cortisolausschüttung. Cortisol beeinflusst die Darmmotilität und Elektrolytresorption negativ. Zusätzlich führt die Sympathikus-Dominanz (Adrenalin/Noradrenalin) zu verminderter Darmwanddurchblutung und gestörten Tight Junctions – die Darmbarriere wird durchlässiger. Dies erklärt, warum manche Pferde bei Turnieren, Transporten oder nach Herdenwechseln Kotwasser entwickeln.
Traditionell werden bei Kotwasser Kräuter mit Bitterstoffen (Andorn, Wegwarte) und Gerbstoffen (Odermennig, Schafgarbe) eingesetzt. Besonders wertvoll ist Wegwarte mit ihrem hohen Inulin-Gehalt – ein Präbiotikum, das als "Futter" für die guten Darmbakterien dienen kann. Ergänzend werden Erdrauch und Sanikel als traditionelle Verdauungskräuter verwendet. Diese Kräuter können die Darmfunktion und das Mikrobiom unterstützen.
Bei fütterungsbedingtem Kotwasser zeigen sich erste Verbesserungen meist nach 1-2 Wochen konsequenter Futterumstellung. Die vollständige Regeneration der Darmflora und Normalisierung der Verdauung kann 4-8 Wochen dauern. Bei stressbedingtem oder antibiotika-assoziiertem Kotwasser kann die Regeneration länger dauern (6-12 Wochen). Geduld und Konsequenz sind entscheidend – keine vorschnellen Wechsel!
Leinsamen (gekocht als Schleim) kann kurzfristig die Symptome lindern, indem er überschüssige Flüssigkeit bindet. Er behandelt aber nicht die Ursache! Leinsamen ist eine symptomatische Maßnahme, die parallel zur Ursachensuche eingesetzt werden kann. Ohne Beseitigung der eigentlichen Ursache wird das Kotwasser nach Absetzen des Leinsamens oft wiederkommen.
Ja, etwa 8% der Kotwasserfälle sind parasitenassoziiert. Besonders kleine Strongyliden können Kotwasser verursachen, auch bei niedrigen Eizahlen in der Kotprobe. Problematisch sind eingekapselte Larvenstadien in der Darmwand, die per Kotprobe nicht nachweisbar sind. Eine regelmäßige parasitologische Kotuntersuchung und selektive Entwurmung sind wichtig. Bei Verdacht auf eingekapselte Larven sollte der Tierarzt konsultiert werden.
Kotwasser nach einer Wurmkur kann vorkommen und ist oft ein Zeichen für die vorübergehend gestörte Darmflora. Leichte Symptome, die innerhalb von 2-3 Wochen abklingen, sind nicht ungewöhnlich. Die Darmflora-Regeneration kannst Du mit Kräutern wie in DARMWOHL unterstützen. Bei anhaltendem Kotwasser (länger als 3-4 Wochen), starkem Durchfall oder zusätzlichen Symptomen sollte ein Tierarzt konsultiert werden.
Sofort zum Tierarzt bei: Wässrigem Durchfall (nicht nur Kotwasser), Fieber über 38,5°C, Futterverweigerung, Koliksymptomen, Blut oder Schleim im Kot, starker Mattigkeit oder Dehydratation. Auch bei persistierendem Kotwasser (länger als 4-6 Wochen trotz Maßnahmen) solltest Du tierärztliche Diagnostik in Anspruch nehmen. Eine Kotprobe auf Parasiten und ein Blutbild können wichtige Hinweise liefern.