Die Leber – das Kraftwerk des Stoffwechsels: Mit über 500 verschiedenen Funktionen ist die Leber das größte und vielseitigste Stoffwechselorgan Deines Pferdes. In diesem Ratgeber erfährst Du alles über die faszinierende Arbeit der Pferdeleber, wann sie besondere Unterstützung braucht und wie Du die Lebergesundheit auf natürliche Weise fördern kannst.
Anders als bei vielen anderen Säugetieren haben Pferde keine Gallenblase – eine anatomische Besonderheit, die besondere Anforderungen an die Lebergesundheit stellt.
Anatomie der Pferdeleber
Die Leber auf einen Blick
Die Leber liegt im vorderen Bauchraum, größtenteils rechts der Mittellinie, geschützt unter den letzten Rippen. Sie ist das einzige Organ im Körper, das sich selbst regenerieren kann – eine bemerkenswerte Fähigkeit, die aber auch ihre Grenzen hat.
Aufbau und Blutversorgung
Die Pferdeleber besteht aus vier Hauptlappen und wird von zwei Blutgefäßsystemen versorgt:
- Pfortader (Vena portae): Bringt nährstoffreiches Blut aus dem Verdauungstrakt zur Verarbeitung
- Leberarterie (Arteria hepatica): Versorgt das Lebergewebe mit sauerstoffreichem Blut
- Lebervenen: Führen das verarbeitete Blut zurück zum Herzen
- Gallengang: Transportiert die Galle direkt in den Zwölffingerdarm
Wusstest Du?
Die Leber verarbeitet pro Minute etwa 1,5 Liter Blut – das entspricht rund 2.000 Litern pro Tag! Jeder Nährstoff, der über den Darm aufgenommen wird, passiert zuerst die Leber, bevor er in den Körperkreislauf gelangt.
Die 500+ Funktionen der Leber
Die Leber ist ein wahres Multitalent. Ihre vielfältigen Aufgaben lassen sich in mehrere Hauptbereiche unterteilen:
Stoffwechsel
- Kohlenhydratstoffwechsel (Glykogenspeicherung)
- Fettstoffwechsel (Lipidsynthese)
- Proteinstoffwechsel (Albumin, Gerinnungsfaktoren)
- Energiebereitstellung
- Kontinuierliche Gallebildung (0,5-1 L/Tag)
- Fettverdauung ermöglichen
- Aufnahme fettlöslicher Vitamine (A, D, E, K)
- Ausscheidung von Stoffwechselprodukten
- Verarbeitung von Medikamenten
- Abbau von Stoffwechselendprodukten
- Umwandlung von Ammoniak zu Harnstoff
- Verarbeitung körperfremder Substanzen
- Glykogen (Energiereserve)
- Vitamin A, D, B12
- Eisen und Kupfer
- Blutreservoir (bis zu 10% des Blutvolumens)
- Synthese von Gerinnungsfaktoren
- Abbau alter Blutzellen
- Produktion von Immunproteinen
- Kupfer-Zellen: Abwehr von Krankheitserregern
- Blutzuckerregulation
- Cholesterinstoffwechsel
- Hormonabbau
- Wärmeproduktion
Die Leber als zentrales Stoffwechselorgan
Die Leber steht im Zentrum nahezu aller Stoffwechselprozesse. Sie ist eng mit anderen Organen vernetzt:
Leber-Darm-Achse: Über die Pfortader erhält die Leber alle Nährstoffe aus dem Darm. Gleichzeitig beeinflusst der Gallenfluss die Darmflora und die Verdauung.
Leber-Nieren-Verbindung: Was die Leber verarbeitet und wasserlöslich macht, scheiden die Nieren aus. Beide Organe arbeiten als Team.
Leber-Muskel-Stoffwechsel: Die Leber stellt Energie bereit (Glykogen) und verarbeitet Stoffwechselprodukte aus der Muskelarbeit.
Warum Pferde keine Gallenblase haben
Eine anatomische Besonderheit
Pferde gehören zu den wenigen Säugetieren ohne Gallenblase. Diese evolutionäre Anpassung hängt eng mit ihrer Ernährungsweise als Dauerfresser zusammen.
Der Unterschied zu anderen Säugetieren
Bei Hunden, Katzen oder Menschen speichert die Gallenblase Galle und gibt sie bei Bedarf – etwa nach einer fettreichen Mahlzeit – konzentriert in den Dünndarm ab. Pferde hingegen fressen in der Natur kontinuierlich kleine Mengen faserreiches Futter über den ganzen Tag verteilt.
Mit Gallenblase (z.B. Hund)
- → Galle wird gespeichert
- → Stoßweise Abgabe bei Bedarf
- → Angepasst an größere, seltenere Mahlzeiten
Ohne Gallenblase (Pferd)
- → Kontinuierliche Galleproduktion
- → Direkter Fluss in den Darm
- → Angepasst an ständige Futteraufnahme
Was bedeutet das für die Pferdefütterung?
Wichtig zu beachten
Da Pferde keine Galle speichern können, ist ein kontinuierlicher Gallefluss besonders wichtig. Unterbrechungen oder Verringerungen können folgende Konsequenzen haben:
- Gestörte Fettverdauung
- Verminderte Aufnahme fettlöslicher Vitamine (A, D, E, K)
- Beeinträchtigte Ausscheidung von Stoffwechselprodukten
- Verdauungsprobleme
So unterstützt Du den Gallefluss
- Regelmäßige Fütterung: Viele kleine Mahlzeiten statt wenige große
- Ausreichend Raufutter: Heu sollte immer zur Verfügung stehen
- Bitterstoffe: Kräuter wie Artischocke und Löwenzahn können den Gallefluss anregen
- Bewegung: Fördert die Verdauung und den Galletransport
Anzeichen für erhöhten Leberbedarf
Die Leber ist ein "stilles Organ" – sie zeigt Probleme oft erst spät und unspezifisch. Folgende Anzeichen können auf einen erhöhten Unterstützungsbedarf hindeuten:
Wichtiger Hinweis
Die folgenden Anzeichen sind unspezifisch und können viele Ursachen haben. Sie ersetzen keine tierärztliche Diagnose. Bei Verdacht auf Leberprobleme sollte immer ein Tierarzt konsultiert und ein Blutbild erstellt werden.
Mögliche Anzeichen
Fell & Haut
- • Stumpfes, glanzloses Fell
- • Verlängerter Fellwechsel
- • Schuppige Haut
- • Verstärkte Neigung zu Hautproblemen
Verhalten & Leistung
- • Verminderte Leistungsbereitschaft
- • Schnellere Ermüdung
- • Verhaltensveränderungen
- • Vermehrtes Gähnen
Verdauung
- • Appetitveränderungen
- • Kotwasser oder weicher Kot
- • Blähungen
- • Futterverwertungsprobleme
Weitere mögliche Anzeichen
- • Empfindlichkeit rechter Rippenbogen
- • Gewichtsverlust trotz Futter
- • Wassereinlagerungen
- • In schweren Fällen: Gelbfärbung
Leberwerte im Blutbild
Die zuverlässigste Methode zur Beurteilung der Leberfunktion ist ein Blutbild. Wichtige Leberwerte beim Pferd sind:
Wichtige Leberparameter
- GGT (Gamma-Glutamyl-Transferase): Empfindlicher Marker für Leberzellschäden
- GLDH (Glutamat-Dehydrogenase): Spezifisch für Leberzellschäden
- AST (Aspartat-Aminotransferase): Erhöht bei Leber- oder Muskelschäden
- AP (Alkalische Phosphatase): Kann bei Gallestau erhöht sein
- Bilirubin: Abbauprodukt des Hämoglobins, erhöht bei Leberproblemen
- Albumin: Erniedrigt bei chronischen Leberproblemen
Bespreche die Interpretation der Werte immer mit Deinem Tierarzt.
Wann wird die Leber besonders gefordert?
Es gibt verschiedene Situationen, in denen die Leber Deines Pferdes besonders hart arbeiten muss:
Nach Medikamentengabe
Antibiotika, Kortison, Schmerzmittel, Wurmkuren und andere Medikamente werden in der Leber verarbeitet. Nach intensiver Medikation kann eine Unterstützung sinnvoll sein.
Während des Fellwechsels
Der Fellwechsel im Frühjahr und Herbst erhöht den Stoffwechselbedarf um bis zu 40%. Die Leber muss mehr Proteine für das neue Fell synthetisieren und alte Zellen abbauen.
Bei unausgewogener Fütterung
Zu viel Kraftfutter, minderwertige Futtermittel, Schimmelbelastung oder unausgewogene Rationen belasten die Leber zusätzlich.
Im Alter
Mit zunehmendem Alter lässt die Regenerationsfähigkeit der Leber nach. Ältere Pferde können von regelmäßiger Unterstützung profitieren.
Bei Stoffwechselerkrankungen
EMS, Cushing und andere Stoffwechselstörungen belasten auch die Leber. Hier ist eine enge Abstimmung mit dem Tierarzt wichtig.
Nach dem Winter
Bewegungsmangel und oft energiereicheres Winterfutter können die Leber belasten. Eine Frühjahrskur kann sinnvoll sein.
Präventiv denken
Die Leber zeigt Probleme oft erst spät. Viele Pferdehalter setzen daher auf regelmäßige Stoffwechselkuren im Frühjahr und/oder Herbst – bevor Probleme entstehen.
Natürliche Unterstützung durch Phytotherapie
In der traditionellen Pflanzenheilkunde werden seit Jahrhunderten verschiedene Kräuter zur Unterstützung der Leberfunktion eingesetzt. Die moderne Forschung hat viele dieser traditionellen Anwendungen inzwischen wissenschaftlich untersucht.
Was ist Phytotherapie?
Phytotherapie bezeichnet die Behandlung und Vorbeugung von Beschwerden mit Heilpflanzen oder deren Zubereitungen. Sie verbindet traditionelles Wissen mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Bewährte Leberkräuter
Mariendistel (Silybum marianum)
Die Königin der Leberkräuter. Enthält den Wirkstoffkomplex SilymarinFlavonoidkomplex aus Silybinin, Silydianin und Silychristin – in der Phytotherapie traditionell zur Unterstützung der Leberfunktion geschätzt, der in über 300 wissenschaftlichen Studien untersucht wurde. Traditionell zur Unterstützung der Leberfunktion eingesetzt.
Artischocke (Cynara scolymus)
Reich an CynarinKann die Galleproduktion fördern – besonders wichtig für Pferde ohne Gallenblase. Kann die Galleproduktion anregen – besonders wichtig für Pferde, da sie keine Gallenblase haben. Unterstützt die Fettverdauung.
Kurkuma (Curcuma longa)
Enthält CurcuminStark antioxidativ – schützt Zellen vor oxidativem Stress, einen stark antioxidativen Pflanzenstoff. Kann die Galleproduktion anregen und die Leber vor oxidativem Stress schützen.
Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Enthält Bitterstoffe und Flavonoide. Wirkt choleretisch (gallebildend) und cholagog (galleflussfördernd). Traditionell als "Frühjahrskur" geschätzt.
Schafgarbe (Achillea millefolium)
Reich an ätherischen Ölen und Bitterstoffen. Wirkt gallebildend und krampflösend. Unterstützt traditionell die Leberfunktion und die Verdauung.
Odermennig (Agrimonia eupatoria)
Enthält bis zu 10% Gerbstoffe und Flavonoide. In der traditionellen Pflanzenheilkunde zur Unterstützung der Leberfunktion eingesetzt.
Synergieeffekte nutzen
Die Kombination verschiedener Leberkräuter kann Synergieeffekte erzielen: Leberschützende Kräuter (Mariendistel, Kurkuma) ergänzen sich optimal mit galleflussanregenden Kräutern (Artischocke, Löwenzahn). Bei der Unterstützung von Leber und Stoffwechsel sollten auch die Nieren nicht vergessen werden – sie arbeiten als Team!
Anwendungsempfehlungen
Wann ist eine Kräuterkur sinnvoll?
- Regelmäßige Stoffwechselkur: 4-6 Wochen im Frühjahr und/oder Herbst
- Nach Medikamentengabe: 4 Wochen nach Antibiotika, Kortison oder Wurmkur
- Während des Fellwechsels: 6-8 Wochen Unterstützung
- Bei erhöhten Leberwerten: In Absprache mit dem Tierarzt
Bitte beachten
Kräuter zur Unterstützung der Leberfunktion sind Ergänzungsfuttermittel und ersetzen keine tierärztliche Diagnose oder Behandlung. Bei gesundheitlichen Problemen oder auffälligen Blutwerten konsultieren Sie bitte immer Ihren Tierarzt.
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Mehr über LEBERWOHL erfahrenHäufig gestellte Fragen
Die Pferdeleber erfüllt über 500 verschiedene Funktionen. Zu den wichtigsten gehören: Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen, kontinuierliche Galleproduktion (Pferde haben keine Gallenblase), Speicherung von Vitaminen und Glykogen, Synthese von Blutgerinnungsfaktoren und Albumin sowie Verarbeitung von Stoffwechselprodukten und körperfremden Substanzen.
Mögliche Anzeichen können sein: Verminderte Leistungsbereitschaft, stumpfes oder glanzloses Fell, verlängerter Fellwechsel, Appetitveränderungen, Empfindlichkeit im Bereich des rechten Rippenbogens oder Veränderungen der Leberwerte im Blutbild. Bei Verdacht auf Leberprobleme sollte immer ein Tierarzt konsultiert werden.
Pferde haben evolutionär bedingt keine Gallenblase. Als Dauerfresser, die über den Tag verteilt kleine Mengen Futter aufnehmen, benötigen sie eine kontinuierliche Galleproduktion statt einer stoßweisen Abgabe. Die Leber produziert daher ständig Galle, die direkt in den Dünndarm fließt. Dies macht einen optimalen Gallefluss besonders wichtig für die Pferdegesundheit.
In der traditionellen Phytotherapie werden verschiedene Kräuter zur Unterstützung der Leberfunktion eingesetzt: Mariendistel (enthält Silymarin), Artischocke (enthält Cynarin), Kurkuma (enthält Curcumin), Löwenzahn und Schafgarbe. Diese Kräuter werden seit Jahrhunderten in der Pflanzenheilkunde geschätzt. Bei gesundheitlichen Problemen sollte immer ein Tierarzt konsultiert werden.
Besondere Unterstützung kann sinnvoll sein: Nach Medikamentengabe (Antibiotika, Kortison, Wurmkuren), während des Fellwechsels (erhöhter Stoffwechselbedarf), als Frühjahrs- oder Herbstkur, bei stoffwechselintensiven Lebensphasen oder wenn tierärztlich erhöhte Leberwerte festgestellt wurden.
Bei gesunden Pferden empfiehlt sich eine jährliche Blutuntersuchung im Rahmen der Routinekontrolle. Bei älteren Pferden, Pferden mit bekannten Stoffwechselproblemen oder nach intensiver Medikamentengabe kann eine häufigere Kontrolle sinnvoll sein. Besprechen Sie die optimalen Kontrollintervalle mit Ihrem Tierarzt.