Die häufigste Sprunggelenksarthrose – Ursachen, Symptome, Diagnose und Management
Schnellantwort: Spat ist eine Arthrose der kleinen Sprunggelenke (Tarsalgelenke) beim Pferd. Typisches Erkennungsmerkmal: Starkes "Einlaufen" – das Pferd ist anfangs steif, wird nach 10-20 Minuten besser. Häufig bei Spring-, Western- und Dressurpferden. Nicht heilbar, aber mit gutem Management können viele Pferde noch lange geritten werden. In manchen Fällen versteift das Gelenk (Ankylose) – dann paradoxerweise schmerzfrei!
⚠️ Wichtig: Dieser Ratgeber ersetzt nicht die tierärztliche Diagnose. Spat muss durch Röntgen und klinische Untersuchung diagnostiziert werden. Bei Lahmheit oder Steifheit der Hinterhand immer den Tierarzt konsultieren!
Das Wichtigste auf einen Blick
Spat ist eine der häufigsten Lahmheitsursachen beim Pferd – besonders bei Pferden, die viel springen, stoppen oder versammelt arbeiten.
- Was ist Spat? Arthrose der kleinen Sprunggelenke (Tarsitis)
- Hauptsymptom: "Einlaufen" – anfangs steif, wird besser
- Häufig betroffen: Spring-, Western-, Dressurpferde
- Heilbar? Nein – aber gutes Management möglich
- Besonderheit: Kann zur Versteifung führen (dann schmerzfrei!)
Was ist Spat genau?
Spat (Tarsitis, Bone Spavin) ist eine chronische, degenerative Gelenkerkrankung (Arthrose) der kleinen Sprunggelenke beim Pferd. Betroffen sind die Gelenke zwischen den Tarsalknochen im unteren Bereich des Sprunggelenks.
Anatomie des Sprunggelenks
Das Sprunggelenk des Pferdes ist ein komplexes Gelenk, das aus mehreren Einzelgelenken besteht:
- Tarsokruralgelenk (oberes Sprunggelenk): Das große, bewegliche Gelenk – hier findet die Hauptbewegung statt (Beugung/Streckung)
- Proximales Intertarsalgelenk: Zwischen den oberen Tarsalknochen – wenig beweglich
- Distales Intertarsalgelenk: Zwischen den unteren Tarsalknochen – wenig beweglich
- Tarsometatarsalgelenk: Zwischen Tarsus und Mittelfußknochen – wenig beweglich
Bei Spat sind die unteren, wenig beweglichen Gelenke betroffen – nicht das große obere Gelenk. Das erklärt, warum eine Versteifung (Ankylose) dieser kleinen Gelenke oft gut toleriert wird.
Was passiert bei Spat?
- Knorpelabbau: Der Gelenkknorpel wird abgebaut
- Knochenreaktion: Der Knochen reagiert mit Verdichtung und Zubildungen (Osteophyten)
- Entzündung: Chronische niedriggradige Entzündung
- Kapselveränderung: Gelenkkapsel verdickt sich
- Endstadium: Mögliche Versteifung (Ankylose) der betroffenen Gelenke
Die Versteifung als "Heilung"
Eine Besonderheit bei Spat: Wenn die kleinen Sprunggelenke vollständig versteifen (Ankylose), ist das Pferd oft wieder lahmheitsfrei! Die Gelenke waren ohnehin wenig beweglich – eine Versteifung wird gut kompensiert. Deshalb kann die Prognose bei Spat langfristig sogar gut sein.
Ursachen & Risikofaktoren
Spat entsteht meist durch eine Kombination mehrerer Faktoren:
Überlastung
Die Hauptursache!
- Häufiges Springen (Landung!)
- Sliding Stops (Western)
- Versammelte Arbeit
- Enge Wendungen
- Harte Böden
Fehlstellungen
Biomechanisches Problem
- Kuhhessigkeit (X-Beine hinten)
- Fassbeinigkeit (O-Beine hinten)
- Säbelbeinigkeit
- Zu steile Sprunggelenkswinkel
Genetik
Vererbbare Disposition
- Familiäre Häufung bekannt
- Manche Rassen anfälliger
- Anatomische Veranlagung
Alter & Verschleiß
Natürlicher Prozess
- Häufiger ab 10-15 Jahren
- Kumulative Mikrotraumata
- Regeneration nimmt ab
Welche Pferde sind besonders gefährdet?
| Risikogruppe | Warum? |
|---|---|
| Springpferde | Hohe Belastung bei Landung nach dem Sprung |
| Westernpferde | Sliding Stops, schnelle Wendungen, Spins |
| Dressurpferde | Versammelte Arbeit, Lastaufnahme der Hinterhand |
| Isländer | Genetische Disposition, Töltarbeit |
| Pferde mit Fehlstellungen | Ungleichmäßige Belastung der Gelenke |
Symptome: Spat erkennen
Das Leitsymptom: "Einlaufen"
Das typischste Zeichen für Spat ist das "Einlaufen": Das Pferd ist anfangs (morgens, nach dem Stehen) steif und unregelmäßig in der Hinterhand. Nach 10-20 Minuten Bewegung wird es deutlich besser und läuft nahezu normal.
Warum? Durch die Bewegung wird Gelenkschmiere produziert, die Muskulatur wird warm und durchblutet, und Endorphine werden ausgeschüttet.
Typische Symptome im Überblick
- 🟡 Einlaufen: Anfangs steif, nach Aufwärmen besser
- 🟡 Steife Hinterhand: Besonders bei Kälte oder nach längerem Stehen
- 🟡 Taktunreinheit: Unregelmäßiger Gang hinten
- 🟡 Zehenschleifen: Pferd hebt die Hinterbeine nicht richtig
- 🟡 Probleme beim Untertreten: Hinterhand tritt nicht genug unter
- 🟡 Unwilligkeit: Bei Versammlung, engen Wendungen, Rückwärtsrichten
- 🟡 Leistungsabfall: Besonders bei Lektionen mit Hinterhandbelastung
Fortgeschrittene Symptome
- 🔴 Deutliche Lahmheit: Auch nach Aufwärmen noch sichtbar
- 🔴 Sichtbare Verdickung: An der Innenseite des Sprunggelenks (medial)
- 🔴 Bewegungseinschränkung: Sprunggelenk lässt sich nicht mehr voll beugen
- 🔴 Muskelabbau: An der Hinterhand durch Schonhaltung
⚠️ Wichtig zu wissen
Spat betrifft oft beide Hinterbeine – manchmal ein Bein stärker als das andere. Bei beidseitigem Befall kann die Lahmheit schwer zu erkennen sein, weil das Pferd beide Seiten gleichmäßig schont. Hier fällt oft nur die allgemeine Steifheit auf.
Diagnose: Wie wird Spat festgestellt?
Der diagnostische Prozess
- Anamnese: Symptome, Verlauf, Nutzung des Pferdes
- Gangbeurteilung: Im Schritt und Trab, vor und nach Aufwärmen
- Palpation: Abtasten des Sprunggelenks auf Verdickungen, Wärme
- Beugeprobe: Sprunggelenk 60-90 Sekunden stark beugen, dann vortraben
- Diagnostische Anästhesie: Gezielte Betäubung zur Lokalisation
- Röntgen: Goldstandard zur Diagnose!
Die Sprunggelenksbeugeprobe
So funktioniert's: Der Tierarzt beugt das Sprunggelenk maximal und hält es 60-90 Sekunden in dieser Position. Dann wird das Pferd sofort angetrabt.
Positiv bei Spat: Das Pferd lahmt nach der Probe deutlich stärker als vorher.
Aber: Die Beugeprobe ist nicht spezifisch – auch andere Probleme können positiv sein. Sie dient der Orientierung, nicht der Diagnose!
Röntgenbefunde bei Spat
Im Röntgen zeigen sich typische Veränderungen:
- Osteophyten: Knochenzubildungen an den Gelenkrändern
- Gelenkspaltverschmälerung: Durch Knorpelabbau
- Sklerosierung: Verdichtung des Knochens unter dem Knorpel
- Ankylose: Im Endstadium Verschmelzung der Knochen
Wichtig: Röntgenbefund ≠ Lahmheitsgrad! Manche Pferde haben ausgeprägte Röntgenbefunde, aber kaum Symptome. Andere haben starke Schmerzen bei geringen Veränderungen. Die klinische Untersuchung ist entscheidend!
Management & Behandlung
Spat ist nicht heilbar – aber mit richtigem Management können viele Pferde noch Jahre geritten werden!
Die Säulen des Spat-Managements
Bewegung
Das Wichtigste!
- Täglich bewegen (nie Boxenruhe!)
- Langes Aufwärmen (20+ Min Schritt)
- Freie Bewegung auf Paddock/Weide
- Moderate, regelmäßige Arbeit
Hufbearbeitung
Biomechanik optimieren
- Regelmäßig alle 6-8 Wochen
- Korrekte Zehenrichtung
- Evtl. Keileisen/Beschlag
- Fehlstellungen korrigieren
Tierärztliche Therapie
Nach Bedarf
- NSAIDs bei akuten Schüben
- Intraartikuläre Injektionen
- Tiludronsäure (Tildren)
- Evtl. Verödung (bei Therapieresistenz)
Kräuter Unterstützung
Traditionelle Hilfe
- Teufelskralle, Mädesüß
- Weidenrinde, Ingwer
- Langfristige Fütterung
- Ergänzend zum Management
Training bei Spat
✅ Empfohlen
- Ausritte im Gelände (geradeaus, weiche Böden)
- Schrittarbeit – so viel wie möglich
- Leichte Dressurarbeit auf großen Linien
- Freie Bewegung auf Paddock/Weide
❌ Vermeiden
- Enge Wendungen (sehr belastend!)
- Häufiges Springen
- Harte Böden
- Longieren auf kleinen Zirkeln
- Versammelte Arbeit in der Akutphase
Prognose: Wie geht es weiter?
Die Prognose bei Spat ist oft besser als bei anderen Arthroseformen! Das liegt an der Besonderheit, dass eine Versteifung (Ankylose) der kleinen Sprunggelenke oft gut toleriert wird.
Mögliche Verläufe
| Szenario | Prognose |
|---|---|
| Früherkennung + gutes Management | ✅ Viele Jahre nutzbar, oft Freizeitreiten problemlos |
| Fortgeschritten, aber responsiv auf Therapie | ✅ Meist noch gut reitbar mit Anpassungen |
| Versteifung (Ankylose) | ✅ Oft sehr gut! Schmerzfrei, aber etwas steifer |
| Therapieresistent, keine Versteifung | ⚠️ Eingeschränkt, Fokus auf Lebensqualität |
Die paradoxe Heilung
Bei vielen Pferden mit Spat versteifen die kleinen Sprunggelenke irgendwann – und das ist oft positiv! Die Versteifung beendet die schmerzhafte Reibung. Da diese Gelenke ohnehin wenig beweglich waren, wird die Steifheit gut kompensiert. Viele Pferde sind nach der Versteifung wieder lahmheitsfrei und können sogar wieder geritten werden!
ARTHRO-PLUS – Kräuter für Pferde mit Spat
Unsere Kräutermischung vereint traditionelle Heilpflanzen wie Teufelskralle, Mädesüß, Weidenrinde und Ingwer – speziell für Pferde mit erhöhtem Gelenkbedarf.
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- 💪 Für erhöhten Bedarf – bei Arthrose und Gelenkproblemen
Häufig gestellte Fragen
Kann ich mein Pferd mit Spat noch reiten?
In den meisten Fällen: Ja! Viele Pferde mit Spat können noch jahrelang geritten werden – mit angepasstem Training. Wichtig: Langes Aufwärmen, große Linien, weiche Böden, keine engen Wendungen. Freizeitreiten ist oft problemlos möglich, Leistungssport muss meist reduziert werden. Besprich das individuelle Management mit deinem Tierarzt.
Wie lange muss ich mein Spat-Pferd aufwärmen?
Minimum 20 Minuten im Schritt, bevor du in den Trab gehst. Bei Kälte oder nach längeren Stehzeiten auch 25-30 Minuten. Das Aufwärmen ist bei Spat besonders wichtig, weil das steife Sprunggelenk Zeit braucht, um Gelenkschmiere zu produzieren. Beobachte dein Pferd: Erst wenn es locker und taktklar geht, solltest du intensivieren.
Ist Longieren bei Spat erlaubt?
Nur mit großer Vorsicht! Longieren auf kleinen Zirkeln ist bei Spat sehr belastend für die Sprunggelenke. Wenn longiert wird: Nur auf großen Zirkeln (mind. 18-20m Durchmesser), nicht zu lange, häufige Handwechsel. Besser: Geradeaus-Arbeit wie Ausritte oder Arbeit auf großen Bahnen.
Wird Spat irgendwann besser?
Paradoxerweise: Manchmal ja! Wenn die kleinen Sprunggelenke vollständig versteifen (Ankylose), endet die schmerzhafte Reibung. Viele Pferde sind nach der Versteifung wieder lahmheitsfrei. Diese "natürliche Heilung" kann Monate bis Jahre dauern. Mit gutem Management kann der Weg dorthin erleichtert werden.
Welche Haltung ist bei Spat am besten?
Bewegung ist essentiell! Ideal: Offenstall oder ganztägiger Paddock-/Weidegang mit ruhigen Artgenossen. Das Pferd sollte sich frei bewegen können, aber nicht wild toben müssen. Boxenhaltung ist ungünstig – wenn unvermeidbar, dann mit täglichem Paddock-/Weidegang. Die schlechteste Option: Ganztägige Boxenruhe.
Hilft ein spezieller Beschlag bei Spat?
Kann helfen! Ein guter Hufschmied kann durch angepassten Beschlag die Biomechanik verbessern. Möglichkeiten: Seitlich verkürzte Schenkel, Zehenrichtung korrigieren, bei Bedarf Keileisen. Wichtig: Der Beschlag muss individuell angepasst werden. Regelmäßige Korrektur alle 6-8 Wochen ist wichtig.