Wie Du die Gelenke Deines Pferdes lange gesund hältst – und worauf es wirklich ankommt
Zusammenfassung: Gesunde Gelenke sind die Grundlage für ein bewegungsfreudiges Pferd. Die wichtigsten Faktoren für langfristige Gelenkgesundheit sind regelmäßige, angepasste Bewegung, optimales Körpergewicht und korrekte Hufbearbeitung. Risikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und falsche Belastung sollten vermieden werden. Traditionelle Bewegungskräuter können unterstützend gefüttert werden. Vorbeugung ist deutlich effektiver als Behandlung – einmal geschädigter Knorpel regeneriert kaum.
Gelenke sind die Drehpunkte der Bewegung. Sie ermöglichen Deinem Pferd zu laufen, zu springen, sich zu wälzen – kurz: zu leben. Doch Gelenke sind auch empfindliche Strukturen, die bei falscher Belastung Schaden nehmen können.
Die gute Nachricht: Du kannst viel tun, um die Gelenkgesundheit Deines Pferdes zu erhalten. In diesem Ratgeber erfährst Du, wie Gelenke funktionieren, was ihnen schadet und wie Du sie langfristig gesund hältst.
Das Gelenk verstehen: Aufbau & Funktion
Um Gelenke gesund zu halten, hilft es, ihren Aufbau zu verstehen. Jedes Gelenk ist ein kleines Wunderwerk der Natur.
Anatomie eines Gelenks
Ein typisches Gelenk besteht aus mehreren Strukturen, die perfekt zusammenarbeiten:
- Gelenkknorpel: Überzieht die Knochenenden, ermöglicht reibungsfreies Gleiten, dämpft Stöße. Hat keine eigene Blutversorgung – wird durch Diffusion aus der Gelenkflüssigkeit ernährt.
- Gelenkflüssigkeit (Synovia): Zähflüssige Schmiere, die Reibung minimiert und den Knorpel ernährt. Enthält Hyaluronsäure.
- Gelenkkapsel: Umschließt das Gelenk, hält die Flüssigkeit im Gelenk, schützt vor äußeren Einflüssen.
- Bänder: Stabilisieren das Gelenk, begrenzen die Bewegung auf das normale Maß.
- Sehnen: Verbinden Muskeln mit Knochen, übertragen die Kraft.
Warum Bewegung für Knorpel essentiell ist
Der Gelenkknorpel hat keine eigene Blutversorgung. Er wird ausschließlich durch die Gelenkflüssigkeit ernährt – und diese muss durch Bewegung „gepumpt" werden. Bei Belastung wird verbrauchte Flüssigkeit aus dem Knorpel gedrückt, bei Entlastung saugt er frische Nährstoffe auf.
Konsequenz: Ohne Bewegung verhungert der Knorpel! Dauerstehen in der Box ist Gift für Gelenke.
Besonderheiten beim Pferd
Das Pferd als Lauftier hat einen hochspezialisierten Bewegungsapparat:
- Hohe Belastung: Ein 500 kg Pferd belastet seine Gelenke bei jedem Schritt enorm – beim Galopp oder Springen vervielfacht sich die Kraft
- Viele Gelenke: Allein im Bein gibt es zahlreiche Gelenke (Huf-, Fessel-, Kron-, Karpal-/Tarsalgelenk...)
- Stoßdämpfung: Hufe, Fesselträger und Gelenke arbeiten zusammen, um Stöße abzufedern
- Lange Nutzungsdauer: Pferde werden alt – Gelenke müssen 20-30 Jahre halten
Knorpel regeneriert kaum
Einmal geschädigter Gelenkknorpel kann sich kaum regenerieren. Anders als viele andere Gewebe hat Knorpel eine sehr begrenzte Heilungsfähigkeit. Daher ist Vorbeugung so wichtig – ist der Schaden einmal da, lässt er sich nur noch managen, nicht mehr rückgängig machen.
Risikofaktoren für Gelenkprobleme
Manche Faktoren erhöhen das Risiko für Gelenkprobleme deutlich. Die gute Nachricht: Viele davon kannst Du beeinflussen!
Beeinflussbare Risikofaktoren
✗ Übergewicht
Jedes Kilo zu viel belastet die Gelenke zusätzlich. Übergewicht ist einer der größten Risikofaktoren für frühzeitige Gelenkprobleme.
Tipp: Rippen sollten ohne Druck fühlbar sein!
✗ Bewegungsmangel
Dauerstehen in der Box lässt Knorpel „verhungern". Gelenke werden steif, Muskeln bauen ab, die Stabilität leidet.
Tipp: Täglicher Weidegang oder Paddock!
✗ Falsche Belastung
Überlastung (zu intensives Training), aber auch Unterforderung schaden. Fehlende Aufwärm-/Abkühlphasen belasten kalte Gelenke.
Tipp: 15-20 Min. Schritt vor der Arbeit!
✗ Ungünstige Böden
Zu harte Böden (Asphalt, gefrorener Boden) erhöhen die Stoßbelastung. Zu tiefe Böden überlasten Sehnen und Bänder.
Tipp: Abwechslungsreiche, federnde Böden!
✗ Schlechte Hufbearbeitung
Falsche Hufstellung verändert die Gelenkwinkel und belastet Strukturen einseitig. Zu lange Intervalle lassen Hufe aus der Balance wachsen.
Tipp: Alle 6-8 Wochen zum Hufbearbeiter!
✗ Unpassender Sattel
Ein drückender Sattel führt zu Schonhaltung und Verspannungen. Dies belastet indirekt auch die Gelenke.
Tipp: Jährliche Sattelkontrolle!
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
- Alter: Mit den Jahren nimmt die Regenerationsfähigkeit ab, Knorpel wird dünner
- Genetik: Manche Pferde sind anfälliger für Gelenkprobleme (z.B. bestimmte Linien)
- Fehlstellungen: Angeborene Stellungsfehler belasten Gelenke ungleichmäßig
- Frühere Verletzungen: Alte Traumata können später zu Problemen führen
Arthrose: Der schleichende Prozess
Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung beim Pferd. Sie entsteht, wenn der Knorpel schneller abgebaut wird als er sich regenerieren kann:
- Überlastung, Fehlstellung oder Alter führen zu Mikro-Schäden im Knorpel
- Der Körper reagiert mit Entzündungsprozessen
- Die Entzündung schädigt den Knorpel weiter
- Der Körper bildet Knochen nach (Osteophyten) – das Gelenk wird steif
- Dieser Kreislauf setzt sich fort
Wichtig: Arthrose kann verlangsamt, aber nicht geheilt werden. Prävention ist der Schlüssel!
Vorbeugung: So bleiben Gelenke gesund
Die beste Strategie für gesunde Gelenke ist Vorbeugung. Mit dem richtigen Management kannst Du das Risiko für Gelenkprobleme deutlich senken.
1. Bewegung – Der wichtigste Faktor
✓ Regelmäßige, angepasste Bewegung
- Täglicher Weidegang: Mindestens 4-6 Stunden, besser ganztags
- Freie Bewegung: Paddock, Offenstall, Paddock Trail – Bewegungsanreize schaffen
- Kontrolliertes Training: Dem Alter und Zustand angepasst
- Abwechslung: Verschiedene Gangarten, Böden, Anforderungen
- Keine Boxen-Dauerhaltung: Bewegung ist nicht verhandelbar!
2. Optimales Körpergewicht
Gewichtsmanagement
Übergewicht ist einer der größten Risikofaktoren für Gelenkprobleme. Jedes Kilo zu viel belastet Knorpel, Sehnen und Bänder bei jedem Schritt.
- Rippen fühlbar? Ohne Druck fühlbar = gut. Nicht fühlbar = zu dick
- Halsansatz: Kein Speckkamm
- Kruppe: Keine ausgeprägten Fettpolster
Bei Übergewicht: Heu limitieren (1,5-2% des Körpergewichts), kein Kraftfutter ohne Bedarf, mehr Bewegung.
3. Korrekte Hufbearbeitung
- Regelmäßig: Alle 6-8 Wochen, je nach Hufwachstum
- Fachkundig: Erfahrener Hufbearbeiter/Hufschmied
- Korrekte Balance: Zehenrichtung, Trachtenbalance, Hufwinkel
- Anpassung: An Nutzung, Untergrund, individuelle Bedürfnisse
4. Training mit Köpfchen
| Gut für Gelenke | Belastend für Gelenke |
|---|---|
| Lange Aufwärmphase (15-20 Min. Schritt) | Kaltes Pferd direkt belasten |
| Langsame Steigerung der Intensität | Sofort Höchstleistung fordern |
| Abwechslungsreiches Training | Monotone, einseitige Belastung |
| Ausreichend Erholungspausen | Tägliches intensives Training |
| Gute Böden (federnd, griffig) | Harte oder tiefe Böden |
| Cavaletti, Stangen (Koordination) | Häufiges Springen auf hartem Boden |
| Abkühlphase nach Training | Abrupt aufhören |
5. Gute Haltungsbedingungen
- Bewegungsanreize: Heu/Wasser/Unterstand an verschiedenen Stellen
- Guter Untergrund: Nicht zu hart, nicht zu tief, trocken
- Offenstall/Paddock Trail: Fördern natürliche Bewegung
- Soziale Kontakte: Pferde in Gesellschaft bewegen sich mehr
Vorbeugung Checkliste
- Tägliche freie Bewegung (Weide/Paddock)
- Optimales Körpergewicht (Rippen fühlbar)
- Regelmäßige Hufbearbeitung (6-8 Wochen)
- Lange Aufwärmphase vor dem Training
- Abwechslungsreiches Training auf guten Böden
- Jährliche Sattelkontrolle
- Bei älteren Pferden: regelmäßige tierärztliche Checks
Ernährung & Nährstoffe für Gelenke
Eine ausgewogene Ernährung liefert die Bausteine, die der Körper für gesunde Gelenke braucht. Die Basis ist immer gutes Heu!
Wichtige Nährstoffe
| Nährstoff | Bedeutung für Gelenke | Natürliche Quellen |
|---|---|---|
| Mangan | Knorpelaufbau, Bindegewebe | Heu, Hafer, Mineralfutter |
| Kupfer | Bindegewebsbildung, Kollagen | Mineralfutter, Luzerne |
| Zink | Regeneration, Enzyme | Mineralfutter |
| Silizium (Kieselsäure) | Bindegewebe, Knorpel | Schachtelhalm, Brennnessel |
| Omega-3-Fettsäuren | Unterstützung des Stoffwechsels | Leinsamen |
⚠️ Die Basis muss stimmen
Bevor Du Ergänzungsfutter in Betracht ziehst: Ist die Grundversorgung optimal?
- Gutes Heu in ausreichender Menge (mind. 1,5 kg/100 kg Körpergewicht)
- Mineralfutter bei Bedarf (Heuanalyse hilft!)
- Salzleckstein zur freien Verfügung
- Frisches Wasser immer verfügbar
Kräuter zur Unterstützung der Gelenkgesundheit
Neben gutem Management können traditionelle Kräuter die Gelenkgesundheit unterstützen. In der Phytotherapie werden bestimmte Pflanzen seit Jahrhunderten zur Unterstützung der Beweglichkeit eingesetzt.
Traditionelle Bewegungskräuter
Teufelskralle
Harpagophytum procumbens
Das bekannteste Bewegungskraut. Enthält Iridoidglykoside (Harpagosid). In der traditionellen Medizin Afrikas seit Jahrhunderten eingesetzt.
Weidenrinde
Salix alba
Klassisches europäisches Bewegungskraut. Enthält Salicin. Seit über 2.000 Jahren in der Medizin verwendet.
Mädesüß
Filipendula ulmaria
Enthält Salicylsäure-Verbindungen und Flavonoide. In der traditionellen europäischen Pflanzenheilkunde seit Jahrhunderten verwendet.
Stoffwechselaktivierende Kräuter
Brennnessel
Urtica dioica
Reich an Mineralien (Eisen, Calcium, Magnesium), Kieselsäure und Vitaminen. Traditionell zur Stoffwechselaktivierung eingesetzt.
Löwenzahn
Taraxacum officinale
Bitterstoffe fördern Verdauung und Stoffwechsel. In der Kräuterkunde traditionell zur ganzheitlichen Stoffwechselunterstützung eingesetzt.
Goldrute
Solidago virgaurea
Traditionell zur Unterstützung der Nierenfunktion und Ausscheidung eingesetzt. Enthält Flavonoide und Saponine.
Anwendung zur Vorbeugung
Präventive Kräuterkuren
Auch ohne akute Probleme können Bewegungskräuter präventiv eingesetzt werden:
- Frühjahrs-/Herbstkur: 2x jährlich 6-8 Wochen
- Bei älteren Pferden: Regelmäßige Unterstützung, auch langfristig
- Nach intensiven Phasen: Nach Turniersaison oder intensivem Training
- Wetterumschwung: Bei Kälte und Nässe zur Unterstützung
GELENKAKTIV – 7 Kräuter für Beweglichkeit
GELENKAKTIV vereint traditionelle Bewegungskräuter in einer Rezeptur: Teufelskralle, Weidenrinde, Mädesüß, Brennnessel, Löwenzahn, Goldrute und Eschenblatt. Zur Unterstützung der Gelenkgesundheit und Beweglichkeit.
Mehr über GELENKAKTIV erfahren⚠️ ADMR-Hinweis für Turnierpferde
Teufelskralle, Weidenrinde und Mädesüß stehen auf der ADMR-Liste der FN. Bei Turnierpferden rechtzeitig vor Wettkämpfen absetzen (mindestens 48-96 Stunden).
Warnsignale erkennen
Je früher Gelenkprobleme erkannt werden, desto besser können sie gemanagt werden. Achte auf folgende Anzeichen:
Mögliche Warnsignale
- Längeres Einlaufen nötig als früher
- Steifheit nach Ruhephasen (morgens, nach Boxenruhe)
- Kürzere Schritte, weniger Schwung
- Unwilligkeit bei bestimmten Übungen (enge Wendungen, Seitengänge)
- Schwierigkeiten beim Hufe geben
- Weniger Bewegungsfreude auf der Weide
- Empfindlichkeit bei Beugeproben
- Schwellungen oder Wärme an Gelenken
- Lahmheit (immer sofort Tierarzt!)
Bei diesen Anzeichen sollte ein Tierarzt hinzugezogen werden. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht besseres Management und kann das Fortschreiten von Problemen verlangsamen.
Regelmäßige Checks
Bei älteren Pferden (ab ca. 15 Jahren) oder Pferden mit hoher Belastung kann eine jährliche tierärztliche Kontrolle des Bewegungsapparates sinnvoll sein – auch wenn keine offensichtlichen Probleme vorliegen. So können Veränderungen früh erkannt werden.
Häufig gestellte Fragen
Die wichtigsten Maßnahmen sind: regelmäßige, angepasste Bewegung (täglicher Weidegang, kontrolliertes Training), optimales Körpergewicht, korrekte Hufbearbeitung alle 6-8 Wochen, gute Böden (nicht zu hart, nicht zu tief), ausreichende Aufwärm- und Abkühlphasen beim Training sowie eine ausgewogene Mineralstoffversorgung.
Ein erhöhtes Risiko haben: ältere Pferde (ab ca. 15 Jahren), übergewichtige Pferde, Sportpferde mit hoher Belastung, Pferde mit Fehlstellungen, Pferde mit wenig Bewegung (Boxenhaltung), Pferde auf zu harten oder zu tiefen Böden sowie Pferde mit genetischer Veranlagung.
Grundsätzlich ist Vorbeugung in jedem Alter sinnvoll. Besonders wichtig wird es ab etwa 12-15 Jahren, wenn altersbedingte Veränderungen beginnen können. Bei Sportpferden oder Pferden mit hoher Belastung sollte schon früher auf gelenkschonendes Management geachtet werden.
Für gesunde Gelenke sind wichtig: Mangan (Knorpelaufbau), Kupfer (Bindegewebe), Zink (Regeneration), Schwefel/MSM (Bindegewebsstrukturen), Silizium/Kieselsäure (Bindegewebe) sowie Omega-3-Fettsäuren. Eine ausgewogene Grundversorgung durch gutes Heu und bei Bedarf Mineralfutter ist die Basis.
Ja, traditionelle Bewegungskräuter können die Gelenkgesundheit unterstützen. Bewährt sind Teufelskralle, Weidenrinde und Mädesüß zur Mobilitätsunterstützung sowie Brennnessel und Löwenzahn zur Stoffwechselaktivierung. Diese können präventiv als Kur (2x jährlich 6-8 Wochen) oder bei Bedarf gefüttert werden.
Schädlich für Gelenke sind: Übergewicht (belastet alle Strukturen), Bewegungsmangel (Knorpel braucht Belastung für Ernährung), zu harte Böden (erhöhte Stoßbelastung), zu tiefe Böden (Überlastung von Sehnen), falsches Training (Überlastung, fehlende Aufwärmphase), schlechte Hufstellung und Fehlstellungen.
Frühe Anzeichen können sein: längeres Einlaufen nötig, Steifheit nach Ruhephasen, kürzere Schritte, weniger Bewegungsfreude, Unwilligkeit bei bestimmten Lektionen, Schwierigkeiten beim Hufe geben, Empfindlichkeit bei Beugeproben. Bei diesen Anzeichen sollte ein Tierarzt hinzugezogen werden.
Bewegung ist essentiell für gesunde Gelenke! Der Gelenkknorpel hat keine eigene Blutversorgung und wird durch Diffusion ernährt – dafür braucht er Be- und Entlastung durch Bewegung. Wichtig ist jedoch die richtige Dosis: regelmäßige, moderate Bewegung ist ideal. Überlastung oder kompletter Bewegungsmangel schaden gleichermaßen.