Dein Pferd ist schreckhaft, hibbelig oder ständig angespannt? Nervosität beim Pferd kann viele Ursachen haben – von Haltung über Fütterung bis hin zu Schmerzen. Aber wusstest Du, dass der Darm eine Schlüsselrolle spielt? Die Darm-Hirn-Achse ist wissenschaftlich gut belegt: Etwa 90% des "Wohlfühl-Botenstoffs" Serotonin wird im Darm produziert. Ein gestörter Darm kann also direkt zu Nervosität beitragen. Dieser Ratgeber erklärt die Zusammenhänge und zeigt ganzheitliche Unterstützungsmöglichkeiten.
Anzeichen für Stress & Nervosität
Pferde zeigen Stress und Nervosität auf unterschiedliche Weise. Manche Anzeichen sind offensichtlich, andere subtiler:
Aufgerissene Augen
Weißes im Auge sichtbar
Hoher Kopf
Angespannte Oberlinie
Schreckhaftigkeit
Übertriebene Reaktionen
Hibbeligkeit
Kann nicht stillstehen
Schnelles Atmen
Auch in Ruhe
Vermehrtes Schwitzen
Ohne körperliche Anstrengung
Zähneknirschen
Zeichen innerer Anspannung
Stereotypien
Koppen, Weben, Boxenlaufen
Durchfall/Kotwasser
Stressbedingte Verdauung
Appetitlosigkeit
Frisst schlecht oder hastig
Schweifschlagen
Ständige Unruhe
Muskelverspannungen
Besonders Hals und Rücken
⚠️ Chronischer Stress macht krank
Dauerstress ist nicht nur unangenehm – er kann ernste Folgen haben:
- Magenprobleme: Bis zu 90% der Sportpferde haben Magenläsionen
- Geschwächte Abwehr: Stresshormone unterdrücken das Immunsystem
- Verdauungsprobleme: Kotwasser, Durchfall, Kolikanfälligkeit
- Verhaltensauffälligkeiten: Koppen, Weben können entstehen
Mögliche Ursachen für Nervosität
Nervosität beim Pferd hat selten nur eine Ursache. Oft spielen mehrere Faktoren zusammen:
Haltung
- Zu wenig Bewegung
- Fehlende Sozialkontakte
- Unruhige Stallumgebung
- Zu wenig Auslauf
- Einzelhaltung
Fütterung
- Zu viel Energie (Kraftfutter)
- Zu wenig Raufutter
- Magnesiummangel
- Zu viel Zucker/Stärke
- Fresspausen zu lang
Training
- Überforderung
- Zu wenig Abwechslung
- Fehlende klare Kommunikation
- Zu viel Druck
- Negative Erfahrungen
Körperlich
- Schmerzen (Rücken, Zähne, Hufe)
- Magenprobleme
- Hormonelle Störungen
- Sehprobleme
- Darmprobleme
Veranlagung
- Rassebedingte Sensibilität
- Individuelles Temperament
- Frühe Prägung
- Genetische Faktoren
Veränderungen
- Stallwechsel
- Neue Herde
- Besitzerwechsel
- Routineänderungen
- Transporte
Schmerzen ausschließen!
Bevor Du an Training oder Fütterung arbeitest: Lass Dein Pferd gründlich untersuchen! Viele "nervöse" Pferde haben eigentlich Schmerzen – Rückenprobleme, Zahnschmerzen, Magengeschwüre oder schlecht passende Ausrüstung. Wenn die Ursache Schmerz ist, hilft kein Training der Welt.
Die Darm-Hirn-Achse: Warum der Darm so wichtig ist
Hier wird es spannend: Darm und Gehirn sind viel enger verbunden, als man lange dachte. Die sogenannte Darm-Hirn-Achse ist ein Kommunikationssystem zwischen Verdauungstrakt und Nervensystem – und sie funktioniert in beide Richtungen.
Die Darm-Hirn-Achse
GEHIRN
Verarbeitet Emotionen, Stress, Angst
DARM
Produziert 90% des Serotonins, beherbergt Milliarden Bakterien
Wie der Darm die Psyche beeinflusst
- Serotonin-Produktion: Etwa 90% des "Wohlfühl-Botenstoffs" Serotonin wird im Darm produziert. Eine gestörte Darmflora kann die Produktion beeinträchtigen.
- Nervus vagus: Der "Wandernde Nerv" verbindet Darm und Gehirn direkt. Signale aus dem Darm beeinflussen Stimmung und Verhalten.
- Entzündungssignale: Eine gestörte Darmflora kann Entzündungsstoffe produzieren, die auch das Gehirn beeinflussen.
- Darmbakterien: Die Zusammensetzung der Darmflora beeinflusst nachweislich das Verhalten.
Die Erkenntnis: Wenn der Darm aus dem Gleichgewicht ist, kann das direkt zu Nervosität, Stress und Verhaltensauffälligkeiten beitragen – auch wenn die "eigentliche" Ursache woanders liegt.
Wann ist der Darm beteiligt?
Ein Zusammenhang zwischen Darm und Nervosität ist besonders wahrscheinlich, wenn:
- Das Pferd zusätzlich Verdauungsprobleme hat (Kotwasser, Blähungen, wechselnder Kot)
- Die Nervosität nach Antibiotika-Gabe aufgetreten ist
- Futterumstellungen vorausgegangen sind
- Das Pferd unter chronischem Stress steht (Teufelskreis!)
- Andere Ursachen (Schmerz, Haltung, Training) ausgeschlossen wurden
Was wirklich hilft
Ein ganzheitlicher Ansatz ist am erfolgversprechendsten. Nur an einer Stellschraube zu drehen reicht oft nicht:
1. Grundbedürfnisse erfüllen
- Bewegung: Täglich ausreichend freie Bewegung, nicht nur Boxenhaltung
- Sozialkontakte: Pferde sind Herdentiere – Artgenossen sind wichtig
- Raufutter: Ausreichend Heu, keine langen Fresspausen
- Routine: Feste Abläufe geben Sicherheit
2. Fütterung optimieren
- Energie anpassen: Kraftfutter reduzieren wenn Pferd zu "heiß" ist
- Raufutter-Basis: Heu ist das wichtigste Futter
- Mineralien prüfen: Besonders Magnesium kann relevant sein
- Zucker/Stärke reduzieren: Bei manchen Pferden ein Faktor
3. Training überdenken
- Überforderung vermeiden: Lieber kleine Schritte
- Positive Verstärkung: Lob statt Druck
- Abwechslung: Ausritte, Bodenarbeit, nicht nur Reithalle
- Ruhe ausstrahlen: Deine Anspannung überträgt sich!
4. Körperliche Ursachen abklären
- Tierarzt-Check: Rücken, Zähne, Magen, Augen
- Sattler/Osteopath: Ausrüstung und Bewegungsapparat prüfen
- Bei Magen-Verdacht: Gastroskopie erwägen
5. Darm und Nerven unterstützen
Wenn die Grundlagen stimmen, kann gezielte Unterstützung von Darm und Nerven sinnvoll sein:
DARM
Darmflora und Darmschleimhaut unterstützen – die Basis für Serotonin-Produktion und Wohlbefinden
→ DARMWOHLNERVEN
Traditionelle Nervenkräuter für mehr Gelassenheit und innere Ruhe
→ NERVENSTARKTraditionelle Kräuter
Verschiedene Kräuter werden traditionell zur Unterstützung von Nerven und Darm eingesetzt:
Nervenkräuter
| Kraut | Traditioneller Einsatz | Hinweis |
|---|---|---|
| Baldrian | Klassiker bei Nervosität und Unruhe | ⚠️ Dopingrelevant! |
| Hopfen | Traditionell bei Unruhe und Anspannung | Oft mit Baldrian kombiniert |
| Melisse | Ausgleichend, auch für die Verdauung | Sehr gut verträglich |
| Lavendel | Traditionell bei innerer Unruhe | Auch äußerlich anwendbar |
| Weißdorn | Traditionell bei nervöser Unruhe, unterstützt Herz-Kreislauf | Gut verträglich |
| Eisenkraut | Traditionelles Nervenkraut | Auch Verbene genannt |
| Mädesüß | Traditionell bei Anspannung | Enthält Salicylate |
| Eibischwurzel | Schleimstoffreich, für empfindlichen Magen | Ergänzt die Mischung |
Darmkräuter
| Kraut | Traditioneller Einsatz |
|---|---|
| Wegwartenwurzel | Reich an Inulin (Präbiotikum), unterstützt die guten Darmbakterien |
| Schafgarbe | Traditionelles Magen-Darm-Kraut |
| Odermennig | Gerbstoffe, traditionell für die Darmschleimhaut |
| Andorn | Bitterstoffe, traditionell verdauungsfördernd |
Die Kombination macht Sinn
Weil Darm und Nerven so eng verbunden sind, kann die gleichzeitige Unterstützung beider Bereiche besonders effektiv sein. Das ist der Gedanke hinter unserem Nervenbündel: Den Darm als Basis stärken UND die Nerven direkt unterstützen.
⚠️ Dopingrelevanz beachten!
Baldrian und einige andere Nervenkräuter stehen auf der FEI-Liste der verbotenen Substanzen. Bei Turnierpferden rechtzeitig absetzen (mindestens 48 Stunden vor dem Turnier). Bei Freizeitpferden ist das kein Problem.
NERVENBÜNDEL – Für Darm & Nerven
Die ganzheitliche Kombination: Darm unterstützen + Nerven stärken
DARMWOHL
Zur Unterstützung von Darmschleimhaut und Darmflora. Mit Wegwartenwurzel, Schafgarbe, Odermennig & Andorn.
NERVENSTARK
Traditionelle Nervenkräuter bei Unruhe und Anspannung. Mit Baldrian, Hopfen, Melisse, Lavendel, Weißdorn, Eisenkraut & Mädesüß.
"90% des Serotonins werden im Darm produziert – deshalb unterstützen wir beides!"
Häufige Fragen zu nervösen Pferden
Warum ist mein Pferd so nervös?
Nervosität beim Pferd kann viele Ursachen haben: Haltungsbedingungen (zu wenig Bewegung, Sozialkontakt), Fütterung (zu viel Energie, Magnesiummangel), Schmerzen, negative Erfahrungen, Überforderung im Training, oder auch Darmprobleme. Die Darm-Hirn-Achse spielt eine wichtige Rolle – ein gestörter Darm kann Nervosität verstärken.
Was hat der Darm mit Nervosität zu tun?
Mehr als man denkt! Etwa 90% des Serotonins (ein wichtiger Botenstoff für Wohlbefinden und Ausgeglichenheit) wird im Darm produziert. Darm und Gehirn kommunizieren ständig über die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Eine gestörte Darmflora kann diese Kommunikation stören und zu Nervosität, Stress und Verhaltensauffälligkeiten beitragen.
Welche Anzeichen zeigt ein gestresstes Pferd?
Typische Stressanzeichen sind: Schreckhaftigkeit, Nervosität, angespannte Muskulatur, hoher Kopf, aufgerissene Augen, schnelles Atmen, Schweifschlagen, Zähneknirschen, Koppen, Weben, Durchfall oder Kotwasser, schlechtes Fressen, und vermehrtes Schwitzen. Manche Pferde zeigen auch Magenprobleme als Stressfolge.
Kann Fütterung mein Pferd nervös machen?
Ja, definitiv! Zu viel Energie (Kraftfutter) bei zu wenig Bewegung macht viele Pferde hibbelig. Auch Magnesiummangel kann Nervosität verstärken. Zucker und Stärke können bei manchen Pferden zu Verhaltensänderungen führen. Umgekehrt kann eine angepasste Fütterung mit ausreichend Raufutter und Unterstützung der Darmflora zur Entspannung beitragen.
Welche Kräuter können nervöse Pferde unterstützen?
Traditionelle Nervenkräuter sind zum Beispiel Baldrian, Hopfen, Melisse, Lavendel, Weißdorn, Eisenkraut und Mädesüß. Da die Darm-Hirn-Achse eine wichtige Rolle spielt, kann auch die Unterstützung der Darmflora sinnvoll sein – mit Kräutern wie Wegwartenwurzel, Schafgarbe oder Odermennig.
Ist Baldrian für Pferde dopingrelevant?
Ja, Baldrian steht auf der FEI-Liste der verbotenen Substanzen und ist bei Turnieren nicht erlaubt. Die Karenzzeit sollte großzügig bemessen werden – mindestens 7-14 Tage vor dem Turnier absetzen. Bei Freizeitpferden ist Baldrian unproblematisch.
Wie kann ich meinem nervösen Pferd helfen?
Ganzheitlich ansetzen: Haltung optimieren (Bewegung, Sozialkontakte, Routine), Fütterung anpassen (weniger Energie, mehr Raufutter), Training überdenken (Überforderung vermeiden), mögliche Schmerzursachen abklären, und Darm sowie Nerven mit traditionellen Kräutern unterstützen. Geduld ist wichtig – Verhaltensänderungen brauchen Zeit.
Kann Stress meinem Pferd körperlich schaden?
Ja, chronischer Stress kann ernste Folgen haben: Magenläsionen (bei bis zu 90% der Sportpferde!), geschwächte Abwehr, Verdauungsprobleme, Muskelverspannungen, und Verhaltensauffälligkeiten wie Koppen oder Weben. Deshalb ist es wichtig, Stressursachen zu erkennen und zu reduzieren.