Der umfassende Ratgeber zur Sprunggelenksarthrose – Erkennen, verstehen & erfolgreich managen
Schnellantwort: Spat ist die Arthrose der kleinen Sprunggelenke – die häufigste Arthrose Form beim Pferd. Typisches Symptom: Starkes "Einlaufen" nötig. Besonders betroffen: Springpferde, Westernpferde, Pferde mit Fehlstellungen. Nicht heilbar, aber gut managebar. In späten Stadien Versteifung (Ankylose) möglich → dann schmerzfrei, aber steif. Mit gutem Management viele Jahre reitbar!
⚠️ Wichtig: Dieser Ratgeber dient der Information über Spat beim Pferd. Er ersetzt NICHT die tierärztliche Diagnose und Behandlung. Spat muss immer tierärztlich diagnostiziert werden (Röntgen!). Bei Lahmheit oder Steifheit der Hinterhand immer den Tierarzt konsultieren!
Das Wichtigste auf einen Blick
Spat ist die häufigste Arthrose beim Pferd – besonders bei Spring- und Westernpferden gefürchtet. Früher galt Spat als "Karriere Ende". Heute wissen wir: Mit richtigem Management können Pferde viele Jahre nutzbar bleiben!
Was du wissen musst:
- Definition: Arthrose der kleinen Sprunggelenke (distale Tarsalknochen)
- Hauptsymptom: Starkes "Einlaufen" – anfangs steif, nach Aufwärmen besser
- Verlauf: Fortschreitend, oft mit Versteifung (dann paradoxerweise besser!)
- Prognose: Mit Management viele gute Jahre möglich, Freizeitreiten oft kein Problem
Die paradoxe gute Nachricht: Spat Gelenke können versteifen (Ankylose) – dann ist das Pferd schmerzfrei und oft wieder gut reitbar!
Grundlagen: Was ist Spat beim Pferd?
Definition & Anatomie
Spat (Knochenspat, Sprunggelenksarthrose) ist eine Arthrose der kleinen Gelenke des Sprunggelenks. Genauer: Der distalen (unteren) Tarsalgelenke – die Gelenke zwischen den kleinen Fußwurzelknochen.
Anatomie des Sprunggelenks:
Das Sprunggelenk (Tarsus) ist komplex und besteht aus mehreren Gelenken:
- Oberes Sprunggelenk (Talocrural): Zwischen Unterschenkel und Talus – das Hauptbewegungsgelenk (90% der Beugung/Streckung)
- Untere Sprunggelenke (Intertarsal): Zwischen den kleinen Tarsalknochen – geringe Beweglichkeit, aber hohe Belastung
Spat betrifft die UNTEREN Sprunggelenke! Speziell die Gelenke zwischen:
- Talus/Calcaneus und den Tarsalknochen
- Den Tarsalknochen untereinander (besonders T3/T4 - Centroquartale und Tarsometatarsale)
- Tarsalknochen und Mittelfußknochen
Diese Gelenke haben wenig Bewegungsspielraum, aber tragen extreme Lasten – perfekte Voraussetzungen für Arthrose!
Was passiert bei Spat?
- Knorpelabbau: Gelenkknorpel wird rau, rissig, dünner
- Knochenremodeling: Knochen reagiert mit Verdichtung (Sklerose) und Zubildungen (Exostosen, Osteophyten)
- Entzündung: Gelenkkapsel verdickt sich, Erguss entsteht
- Sichtbare Verdickung: Die knöchernen Zubildungen werden als "Spatbeule" sichtbar/tastbar
- Versteifung (Ankylose): Im fortgeschrittenen Stadium verknöchert das Gelenk komplett → keine Bewegung mehr möglich, ABER schmerzfrei!
Die Spat-Paradoxie
Anfangsphase: Schmerz, Lahmheit, Steifheit (Gelenk bewegt sich noch, Knorpel reibt)
Nach Versteifung: Schmerzfrei! (Kein Knorpel mehr, keine Reibung, starre Verbindung)
Deshalb die alte Reiter Weisheit: "Warte, bis der Spat durchgewachsen ist – dann läuft es wieder!" Das stimmt tatsächlich oft!
Spat Formen: Hoch vs. Tief
| Merkmal | Hochspat | Tiefspat |
|---|---|---|
| Lokalisation | Oberer Bereich des Sprunggelenks | Unterer Bereich, näher am Mittelfuß |
| Häufigkeit | Seltener | Häufiger |
| Sichtbarkeit | Oft schwer erkennbar | Meist gut sichtbar/tastbar |
| Prognose | Oft schlechter (mehr Bewegung in diesen Gelenken) | Besser (Versteifung möglich und vorteilhaft) |
Ursachen: Warum entsteht Spat?
Spat ist multifaktoriell – meist wirken mehrere Ursachen zusammen:
1. Mechanische Überlastung
Die häufigste Ursache!
- Springpferde: Extreme Belastung beim Absprung und Landen
- Westernpferde: Sliding Stops, schnelle Wendungen (Spins)
- Dressurpferde: Piaffe, Passage (hohe Sprunggelenkbeugung)
- Zu frühes Training: Intensives Training vor dem 4. Lebensjahr
- Harte Böden: Chronische Erschütterung
2. Fehlstellungen
Biomechanisches Problem
- Kuhhessigkeit: Sprunggelenke nach innen (X-Beine hinten) → ungleichmäßige Belastung
- Fassbeinigkeit: Sprunggelenke nach außen (O-Beine hinten)
- Zu steile Sprunggelenke: Mehr Belastung auf kleinen Gelenken
- Säbelbeinigkeit: Sprunggelenk zu weit vorne
- Unterbaut: Zu gerade gestelltes Hinterbein
3. Genetische Disposition
Vererbbare Faktoren
- Familiäre Häufung bekannt
- Bestimmte Zuchtlinien prädisponiert
- Anatomische Prädisposition (Gelenkwinkel)
- Knorpelqualität genetisch mitbestimmt
Rassen: Warmblüter (besonders Springpferdelinien), Quarter Horses, Standardbreds häufiger betroffen
4. Verletzungen & Trauma
Sekundärer Spat
- Frakturen der Tarsalknochen
- Bandverletzungen (Instabilität!)
- Chips (Knorpel-/Knochenfragmente)
- OCD (Osteochondrosis dissecans)
- Durchtrittigkeit
5. Schlechte Hufbearbeitung
Unterschätzter Faktor!
- Zu lange Zehen → erhöhte Hebelkraft auf Sprunggelenk
- Zu hohe Trachten → steiles Sprunggelenk
- Schiefe Hufe → einseitige Belastung
- Unregelmäßige Intervalle → kumulative Fehlbelastung
6. Weitere Risikofaktoren
- Übergewicht: Mehr Last auf Gelenke
- Alter: Häufiger ab 8-10 Jahren
- Mangelnde Fitness: Schwache Muskulatur → mehr Belastung auf Gelenke
- Intensive Nutzung: Turniersport, hohe Frequenz
Besonders gefährdet: Junge Springpferde!
Die Kombination aus intensivem Training in jungen Jahren, hoher mechanischer Belastung beim Springen und oft vorhandenen Fehlstellungen macht junge Springpferde extrem anfällig für Spat. Viele entwickeln bereits im Alter von 6-8 Jahren erste Anzeichen!
Prävention: Nicht vor 4 Jahren ernsthaft anreiten, Springtraining langsam aufbauen, auf korrekten Hufbeschlag achten, Fehlstellungen frühzeitig korrigieren.
Symptome: Wie erkenne ich Spat bei meinem Pferd?
Frühe Warnsignale
Das charakteristischste Spat Symptom: Starkes "Einlaufen" – die Hinterhand ist anfangs steif und verkürzt, nach 10-20 Minuten Bewegung deutlich besser. Typisch für Spat!
Frühe Symptome (Stadium 1-2):
- 🟡 "Einlaufen" nötig: Erste Schritte sehr steif, verbessert sich mit Bewegung
- 🟡 Steifheit morgens: Besonders nach Stehen über Nacht
- 🟡 Hinterhand steif geführt: Verkürzte Schritte, weniger Raumgriff
- 🟡 Probleme beim Untertreten: Hinterhand schiebt nicht mehr gut unter
- 🟡 Widersetzlichkeit: Bei Seitengängen, Außengalopp, engen Wendungen
- 🟡 Subtile Lahmheit: Oft nur im Trab auf hartem Boden erkennbar
- 🟡 Zehenspitzenfußung: Fußt vermehrt auf der Zehe, schont die Trachte
- 🟡 Verhaltensänderungen: Unwilligkeit beim Bergabgehen
Fortgeschrittene Symptome
Späte Symptome (Stadium 3-4, vor Versteifung):
- 🔴 Deutliche Lahmheit: Auch nach Aufwärmen sichtbar (2-3/5)
- 🔴 "Spatbeule" sichtbar: Knöcherne Verdickung innen am Sprunggelenk
- 🔴 Warmes Gelenk: Bei aktivierter Arthrose
- 🔴 Gelenkerguss: Zusätzliche weiche Schwellung (Gallen)
- 🔴 Stark verkürzte Schritte: Hinterhand schlurft
- 🔴 Positive Spatprobe: Deutlich schlechter nach Beugeprobe
- 🔴 Bewegungsunlust: Pferd will sich nicht mehr bewegen
Nach Versteifung (Ankylose)
Symptome bei versteiftem Spat:
- ✓ Schmerzfrei! Keine Lahmheit mehr (oder deutlich reduziert)
- ✓ Kein "Einlaufen" mehr nötig
- ✓ Gleichmäßiges Gangbild
- ⚠️ ABER: Mechanisch steif – verkürzter Schritt bleibt
- ⚠️ Weniger Beweglichkeit im Sprunggelenk
- ⚠️ Kompensation durch andere Gelenke (Risiko für Folgeprobleme)
Viele Pferde sind nach Versteifung wieder gut reitbar! Freizeitreiten oft problemlos, Sport je nach Anforderung.
Die Spatprobe (Beugeprobe Sprunggelenk)
Durchführung:
- Sprunggelenk wird 60-90 Sekunden maximal gebeugt (Unterschenkel wird zum Gesäß gezogen)
- Pferd wird sofort angetrabt
- Beurteilung: Lahmheit verstärkt?
Bei Spat: Deutlich schlechteres Gangbild nach der Probe! Oft hochgradige Lahmheit für 10-30 Schritte, dann Besserung.
ABER: Nicht spezifisch – positive Spatprobe kann auch andere Ursachen haben (Hufrolle, Sehnenschäden, etc.). Trotzdem sehr hilfreicher Hinweis!
Die "Spatbeule" – wie sieht sie aus?
Lokalisation: Innenseite (medial) des Sprunggelenks, etwa handbreit unterhalb der Sprunggelenksspitze
Erscheinung:
- Harte, knöcherne Verdickung (nicht verschieblich!)
- Meist beidseitig (oft ein Bein stärker betroffen)
- Größe variabel: Von kaum tastbar bis deutlich sichtbar
- Nicht schmerzhaft bei Berührung (im Gegensatz zu akuter Entzündung)
Verwechslungsgefahr: Gallen vs. Spatbeule
Gallen: Weiche Schwellungen, verschieblich, meist harmlos, oft ohne Lahmheit
Spatbeule: Harte knöcherne Verdickung, fest, mit Lahmheit verbunden
ABER: Bei Spat können zusätzlich Gallen auftreten (aktivierte Arthrose mit Erguss)!
Diagnose: Wie wird Spat festgestellt?
Der diagnostische Prozess
1. Klinische Untersuchung
- Anamnese: Seit wann? Wie entwickelt sich's? Wann schlimmer?
- Adspektion: Fehlstellungen? Schwellungen? Muskelatrophie?
- Gangbeurteilung: Im Schritt und Trab, auf hartem/weichem Boden
- Palpation: Spatbeule tastbar? Warm? Schmerzhaft?
- Spatprobe: Lahmheit nach Beugung verstärkt?
2. Diagnostische Anästhesie
Ziel: Schmerzquelle lokalisieren
Durchführung: Lokalanästhesie der unteren Sprunggelenke (Tarsus tief). Pferd wird nach 15-20 Minuten erneut vorgetrabt.
Bei Spat: Lahmheit verschwindet oder verbessert sich deutlich (60-90%)!
Das bestätigt: Schmerz kommt aus den unteren Sprunggelenken → Spat Diagnose gesichert.
3. Röntgen – Der Goldstandard!
Röntgen ist essenziell zur Spat Diagnose! Ohne Röntgen keine sichere Diagnose.
Aufnahmen: Mindestens 4 Projektionen pro Sprunggelenk:
- Lateromedial (seitlich)
- Dorsoplantar (von vorne)
- Schräge Projektionen (für kleine Gelenke)
Röntgenbefunde bei Spat:
- ✓ Gelenkspaltverschmälerung (Knorpel ist weg!)
- ✓ Sklerosierung (Knochenverdichtung)
- ✓ Osteophyten (knöcherne Zubildungen)
- ✓ Exostosen ("Spatbeule")
- ✓ Im späten Stadium: Ankylose (vollständige Verknöcherung)
4. Weitere Diagnostik (bei Bedarf)
- Szintigraphie: Bei unklarer Lokalisation, zeigt "Hotspots" (erhöhte Knochenaktivität)
- MRT/CT: Sehr teuer, meist nicht nötig. Bei Chips oder unklaren Fällen.
- Ultraschall: Zur Beurteilung von Weichteilen (Bänder, Sehnen, Erguss)
Spat Diagnose steht fest durch:
- ✓ Typische klinische Symptome ("Einlaufen", steife Hinterhand)
- ✓ Positive Spatprobe
- ✓ Positive diagnostische Anästhesie (Lahmheit verschwindet)
- ✓ Röntgenveränderungen (Osteophyten, Gelenkspaltverschmälerung)
Wichtig: Röntgen ≠ Lahmheit!
Paradox: Manche Pferde haben röntgenologisch hochgradigen Spat, laufen aber gut (besonders nach Ankylose). Andere haben leichte Veränderungen, aber deutliche Lahmheit.
Entscheidend ist die klinische Lahmheit, nicht das Röntgenbild!
Deshalb: Bei Ankaufsuntersuchung Spatveränderungen im Röntgen NICHT automatisch Ausschlusskriterium – kommt auf klinische Symptome an!
Verlauf & Stadien von Spat
Stadium 1: Früher Spat
Was passiert: Erste Knorpelschäden, Gelenkspaltverschmälerung beginnt. Im Röntgen oft noch wenig zu sehen (nur bei genauestem Hinsehen).
Symptome: Leichtes "Einlaufen", subtile Steifheit, Unwilligkeit bei bestimmten Lektionen
Dauer: Monate bis Jahre
Management: Jetzt gegensteuern! Ursachen beheben, Training anpassen, Kräuterunterstützung beginnen.
Stadium 2: Moderater Spat
Was passiert: Knorpel zunehmend zerstört. Knochen beginnt zu reagieren: Erste Osteophyten, Sklerosierung. Im Röntgen deutliche Veränderungen.
Symptome: Deutliches "Einlaufen" (10-20 Min), Steifheit morgens, leichte Lahmheit (1-2/5), evtl. erste Spatbeule tastbar
Dauer: 1-3 Jahre
Management: Konsequentes Management essentiell! Reiten meist noch gut möglich.
Stadium 3: Fortgeschrittener Spat (vor Ankylose)
Was passiert: Knorpel großflächig zerstört. Massive Osteophyten, deutliche Spatbeule. Gelenk zunehmend steif. Chronische Entzündung.
Symptome: Deutliche Lahmheit (2-3/5), auch nach Aufwärmen. Sichtbare Spatbeule. Verkürzte Schritte. Schmerzhaft.
Dauer: Monate bis Jahre, abhängig vom Management und ob Ankylose eintritt
Management: Fokus auf Schmerzlinderung. Reiten eingeschränkt möglich. Evtl. medikamentöse Unterstützung.
Stadium 4: Ankylose (Versteifung) – Das Ziel!
Was passiert: Gelenk verknöchert komplett. Keine Bewegung mehr zwischen den Knochen möglich. Die kleinen Tarsalknochen sind fest miteinander verwachsen.
Symptome: Schmerzfrei! Lahmheit verschwindet oder reduziert sich massiv. Kein "Einlaufen" mehr nötig. ABER: Mechanisch steif – verkürzter Schritt.
Prognose: Oft BESSER als Stadium 3! Viele Pferde sind wieder gut reitbar. Freizeitreiten meist problemlos. Sport je nach Anforderung möglich.
Warum besser? Kein Knorpel mehr = keine Reibung = kein Schmerz. Starre Verbindung = stabil.
Ankylose fördern – Das Ziel der Spat-Behandlung!
Früher versuchte man, die Versteifung zu verhindern. Heute wissen wir: Ankylose ist das Beste, was passieren kann! Deshalb:
- ✓ Bewegung fördern (fördert Verknöcherung)
- ✓ Keine dauerhafte Boxenruhe
- ✓ Manche Tierärzte: Intraartikuläre Injektionen zur Förderung der Ankylose
- ✓ In schweren Fällen: Chirurgische Arthrodese (künstliche Versteifung)
Zeitlicher Verlauf – Wie lange dauert's bis zur Ankylose?
Sehr individuell! Abhängig von:
- Alter des Pferdes (jüngere versteifen schneller)
- Schweregrad der Arthrose
- Management (Bewegung fördert Ankylose!)
- Genetische Faktoren
Typischer Verlauf: 1-5 Jahre von ersten Symptomen bis zur Ankylose. Manche schneller, manche langsamer, manche nie.
Behandlung & Therapie von Spat
Konservative Behandlung (Standard)
1. Bewegung – Das Wichtigste!
- Regelmäßige Bewegung: Täglich mehrere Stunden
- Weidegang: Ideal! Konstante sanfte Bewegung
- Kontrolliertes Training: Regelmäßig, dosiert, angepasst
- Keine Boxenruhe: Verschlimmert Spat!
Ziel: Ankylose fördern, Muskulatur erhalten, Steifheit reduzieren
2. Hufbearbeitung
- Regelmäßig alle 6-8 Wochen
- Kurze Zehen (reduziert Hebelkraft!)
- Evtl. leicht erhöhte Trachten
- Korrektur von Fehlstellungen
- Evtl. orthopädischer Beschlag
Ziel: Biomechanik optimieren, Belastung reduzieren
3. Gewichtsmanagement
- Normalgewicht halten
- Bei Übergewicht abnehmen
- Muskulatur aufbauen
Warum wichtig: Jedes kg zu viel belastet Sprunggelenk!
4. Kräuterunterstützung
- Traditionelle Arthrose-Kräuter
- Teufelskralle, Mädesüß
- Antioxidantien (Kurkuma, Hagebutte)
- Langfristige Fütterung
→ Produkt: ARTHRO-PLUS speziell für Arthrose
Medikamentöse Behandlung
1. NSAIDs (Nichtsteroidale Antiphlogistika)
- Wirkstoffe: Phenylbutazon ("Bute"), Firocoxib, Meloxicam
- Wirkung: Schmerzlinderung, Entzündungshemmung
- Anwendung: Bei akuten Schüben, kurzfristig
- ABER: Langfristig problematisch (Magen, Nieren, Leber!)
- Karenzzeit: Beachten bei Turnierpferden
2. Intraartikuläre Injektionen
Hyaluronsäure + Kortison:
- Direkt ins Gelenk gespritzt
- Hyaluronsäure: Verbessert Gelenkschmiere
- Kortison: Stark entzündungshemmend
- Wirkdauer: 3-6 Monate
- Wiederholbar, aber begrenzt (max. 2-3x/Jahr)
Gut bei: Aktivierter Arthrose (Schub), Stadium 2-3, vor Ankylose
3. Chondroprotektiva ("Gelenkschutzmittel")
- Wirkstoffe: Glucosamin, Chondroitinsulfat, MSM
- Wirkung: Sollen Knorpel unterstützen
- Evidenz: Umstritten – manche Studien positiv, andere nicht
- Anwendung: Langfristig oral oder intraartikulär
- Nicht schädlich: Versuch kann sich lohnen
4. Biologische Therapien
- IRAP (Interleukin-1 Rezeptor Antagonist Protein): Aus eigenem Blut gewonnen, entzündungshemmend
- ACP/PRP (Autologes Conditioniertes Plasma): Thrombozytenreiches Plasma, Wachstumsfaktoren
- Stammzellen: Noch experimentell bei Spat
- Kosten: Hoch (500-2000€/Behandlung)
- Evidenz: Vielversprechend, aber mehr Forschung nötig
Chirurgische Behandlung
Arthrodese (künstliche Versteifung)
Indikation: Therapieresistenter Spat mit hochgradiger Lahmheit, wenn konservative Therapie versagt
Methoden:
- Drilling: Löcher werden durch Gelenk gebohrt → fördert Verknöcherung
- Chemische Arthrodese: Alkohol-Injektion ins Gelenk → zerstört Knorpel → fördert Verknöcherung
- Chirurgische Arthrodese: Platten/Schrauben fixieren Knochen
Erfolgsrate: 60-80% werden wieder reitbar
Komplikationen: Infektion, unvollständige Versteifung, Kompensationsprobleme
Kosten: 2000-5000€
Alltagsmanagement:
Training & Bewegung
Die goldenen Regeln:
- ✓ Regelmäßig: Täglich bewegen, nicht nur 2x/Woche
- ✓ Aufwärmen: Mindestens 15-20 Min Schritt, langsam steigern
- ✓ Weicher Boden: Sand, Gras bevorzugen – harten Boden meiden
- ✓ Moderate Intensität: Kein Hochleistungssport, aber auch kein Nichtstun
- ✓ Abwechslung: Ausreiten, Bodenarbeit, leichte Dressur
- ✓ Auf Pferd hören: Bei Verschlechterung Pause, dann langsam wieder aufbauen
Was ist möglich mit Spat?
| Stadium | Freizeitreiten | Dressur | Springen | Western |
|---|---|---|---|---|
| Stadium 1-2 | Meist problemlos | Oft möglich (L-M) | Eingeschränkt (A-L) | Eingeschränkt |
| Stadium 3 (vor Ankylose) | Eingeschränkt möglich | Schwierig | Meist nicht | Meist nicht |
| Nach Ankylose | Oft gut möglich! | Je nach Versteifungsgrad | Meist nicht (zu steif) | Meist nicht |
Haltung & Fütterung
- Weidegang: So viel wie möglich! Ideal für Spat-Pferde
- Offenstall: Besser als Boxenhaltung (mehr Bewegung)
- Weiche Einstreu: In der Box – entlastet beim Liegen/Aufstehen
- Ernährung: Normalgewicht, entzündungshemmende Komponenten (Omega-3, Antioxidantien)
- Kräuter: ARTHRO-PLUS langfristig füttern
Winter-Management
Winter ist kritisch für Spat Pferde! Kälte und Nässe verschlimmern Symptome.
Winter-Tipps:
- Decke verwenden (hält Muskulatur warm)
- Länger aufwärmen (20-30 Min Schritt)
- Nicht auf gefrorenem Boden reiten
- Trotz Kälte täglich bewegen
- Evtl. Gamaschen beim Reiten (Wärme)
- Warme, trockene Box/Unterstand
Prognose & Lebensqualität
Realistische Erwartungen:
Günstige Prognose bei:
- ✓ Tiefem Spat (versteifen kann)
- ✓ Konsequentem Management
- ✓ Normalgewicht
- ✓ Regelmäßiger Bewegung
- ✓ Guter Hufbearbeitung
- ✓ Eintretender Ankylose
Ungünstige Prognose bei:
- ✗ Hohem Spat (versteifen schwieriger)
- ✗ Mehreren betroffenen Gelenken
- ✗ Übergewicht
- ✗ Boxenhaltung ohne Bewegung
- ✗ Fortgesetzter Überlastung
Die meisten Spat Pferde können bei gutem Management viele Jahre als Freizeitpferde genutzt werden! Besonders nach Ankylose oft schmerzfrei und zufrieden.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Spat beim Pferd?
Spat ist eine Arthrose der kleinen Sprunggelenke (zwischen den Tarsalknochen). Es ist die häufigste Arthrose Form beim Pferd. Der Gelenkknorpel wird abgebaut, Knochen bilden Zubildungen (Exostosen). In späten Stadien kann das Gelenk versteifen (Ankylose) - dann paradoxerweise schmerzfrei, aber steif.
Wie erkenne ich Spat bei meinem Pferd?
Frühe Symptome: Starkes "Einlaufen" nötig, Hinterhand steif geführt, Probleme beim Untertreten, Widersetzlichkeit bei Seitengängen. Späte Symptome: Deutliche Lahmheit, sichtbare knöcherne Verdickung am Sprunggelenk, Zehenfußung, verkürzte Hinterhandschritte. Bei Versteifung: Steifes Gangbild, aber schmerzfrei.
Kann ein Pferd mit Spat noch geritten werden?
Ja! Mit gutem Management können viele Pferde mit Spat jahrelang geritten werden. Freizeitreiten oft problemlos möglich. Wichtig: Regelmäßige Bewegung, angepasstes Training, gutes Gewichtsmanagement, optimale Hufbearbeitung. Sport/Turnier abhängig vom Stadium. Nach Versteifung oft sogar wieder besser reitbar (schmerzfrei, aber steif).
Welche Pferde sind besonders anfällig für Spat?
Besonders betroffen: Springpferde (hohe Belastung beim Absprung/Landen), Westernpferde (Sliding Stops, Spins), Pferde mit Fehlstellungen (kuhhessig, fassbeinig, steile Sprunggelenke), bestimmte Zuchtlinien (genetische Disposition), Pferde mit frühem intensivem Training.
Was ist der Unterschied zwischen Gallen und Spat?
Gallen sind weiche Schwellungen (Gelenkerguss oder Sehnenscheidenfüllung) - meist harmlos, oft ohne Lahmheit. Spat ist eine knöcherne Verdickung (Exostosen) durch Arthrose - schmerzhaft, mit Lahmheit. Gallen sind verschieblich/weich, Spat ist hart/fest. Gallen können bei Spat zusätzlich auftreten (aktivierte Arthrose).
Wie wird Spat behandelt?
Konservativ: Regelmäßige Bewegung, Gewichtsmanagement, optimale Hufbearbeitung, NSAIDs bei Schüben, Kräuterunterstützung (ARTHRO-PLUS). Medikamentös: Intraartikuläre Injektionen (Hyaluronsäure, Kortison), Chondroprotektiva, IRAP/ACP. Chirurgisch: Arthrodese (künstliche Versteifung) bei therapieresistenten Fällen. Ziel: Entzündung reduzieren, Schmerz lindern, Versteifung fördern.
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