Richtiges Training ist der beste Schutz für Sehnen und Bänder. Durch kontrollierte Belastung werden diese Strukturen stärker – aber nur, wenn das Training richtig aufgebaut ist. Zu viel, zu schnell oder auf falschem Untergrund kann genau das Gegenteil bewirken.
In diesem Ratgeber erfährst Du, wie Du durch korrektes Aufwärmen, progressive Steigerung und ausreichende Regeneration die Sehnen und Bänder Deines Pferdes stärken und Verletzungen vorbeugen kannst.
Das Grundprinzip: Belastung und Anpassung
Sehnen und Bänder werden durch kontrollierte Belastung stärker. Das Gewebe reagiert auf die mechanischen Reize und baut sich um – aber nur unter bestimmten Bedingungen:
Das Gleichgewicht von Belastung und Erholung
Ohne ausreichende Belastung keine Anpassung. Ohne ausreichende Erholung keine Regeneration. Beides muss im Gleichgewicht sein!
Das Problem: Sehnen sind langsamer als Muskeln
Muskeln passen sich in Wochen an erhöhte Belastung an. Sehnen und Bänder brauchen Monate bis Jahre! Wenn das Training zu schnell gesteigert wird, werden die Muskeln stärker als die Sehnen – ein gefährliches Ungleichgewicht, das zu Verletzungen führen kann.
Aufwärmen: Die wichtigsten 15 Minuten
Aufwärmen ist nicht verhandelbar. Es ist die wichtigste Präventionsmaßnahme für gesunde Sehnen und Bänder.
Mindestens 15-20 Minuten
- Erhöht die Durchblutung
- Macht Sehnen elastischer
- Schmiert Gelenke (Synovialflüssigkeit)
- Aktiviert Propriozeption
5-10 Minuten
- Langsam beginnen
- Große Linien, keine engen Wendungen
- Auf Losgelassenheit achten
- Takt und Rhythmus etablieren
Nach Aufwärmung
- Erst jetzt anspruchsvollere Lektionen
- Galopparbeit nach Trab-Aufwärmung
- Sprünge erst ganz am Ende
- Immer mit Abwärmen beenden
Wie lange aufwärmen?
- Standard: Mindestens 15-20 Minuten Schritt
- Im Winter: 20-30 Minuten (kalte Sehnen sind weniger elastisch!)
- Ältere Pferde: 25-30 Minuten
- Nach Sehnenproblemen: 30+ Minuten (nach tierärztlicher Empfehlung)
Niemals ein kaltes Pferd traben oder galoppieren!
Kalte Sehnen sind steifer und weniger elastisch. Die Gefahr von Mikroverletzungen ist deutlich erhöht. Auch wenn das Pferd motiviert ist – immer erst aufwärmen!
Der richtige Untergrund
Der Untergrund hat einen enormen Einfluss auf die Belastung von Sehnen und Bändern. Der falsche Boden kann mehr schaden als falsches Training.
✅ Geeignete Untergründe
- Gepflegter Reitplatz: 5-8 cm Tretschicht, federnd
- Rasen: Natürliche Dämpfung, aber nicht zu weich
- Waldboden: Gute Dämpfung, abwechslungsreich
- Fester Sandboden: Gibt nach, aber nicht zu tief
❌ Problematische Untergründe
- Asphalt: Keine Dämpfung, Stoßbelastung
- Tiefer Sand: Extreme Zerrbelastung der Sehnen
- Gefrorener Boden: Hart wie Beton
- Unebener Boden: Risiko von Umknicken
- Schlammiger Boden: Instabil, Rutschgefahr
Variation ist gut!
Sehnen und Bänder profitieren von abwechslungsreichen Untergründen. Verschiedene Böden trainieren verschiedene Anpassungsmechanismen. Variieren – aber meide die problematischen Böden konsequent!
Progressive Steigerung: Die 10%-Regel
Zu schnelle Steigerung ist der häufigste Grund für Sehnenverletzungen. Die Lösung ist einfach – aber erfordert Disziplin:
Die 10%-Regel
Steigern Sie Dauer ODER Intensität um maximal 10% pro Woche – niemals beides gleichzeitig!
Dauer steigern
Beispiel: Du reitest 30 Minuten Trab → nächste Woche maximal 33 Minuten (+10%)
Erst wenn die Dauer stabil ist, Intensität steigern.
Intensität steigern
Beispiel: Sie springen 60 cm → nächste Woche maximal 65 cm
Erst wenn die Höhe stabil ist, Anzahl oder Schwierigkeit steigern.
Neue Übungen
Neue Übungen immer mit reduzierter Dauer und Intensität beginnen. Das Gewebe muss sich an die neue Belastungsart anpassen.
Der häufigste Fehler
„Mein Pferd ist fit, das schafft es!" – Ja, die Muskeln schaffen es vielleicht. Aber die Sehnen sind noch nicht so weit. Muskelkraft steigt in Wochen, Sehnenbelastbarkeit in Monaten. Habe Geduld!
Regeneration: Ohne Pause keine Anpassung
Sehnen und Bänder regenerieren sich in Ruhephasen – nicht während der Belastung. Ohne ausreichende Erholung keine strukturelle Anpassung!
Tägliche Regeneration
- Nach intensivem Training: Leichter nächster Tag
- Cool down nach jeder Einheit (10-15 Min. Schritt)
- Beine kontrollieren, ggf. kühlen
Wöchentliche Regeneration
- 1-2 Ruhetage pro Woche einplanen
- Ruhetag ≠ Boxenruhe – leichte Bewegung (Weide, Schritt)
- Nach sehr intensiven Einheiten: 48h leichte Bewegung
Langfristige Regeneration
- Ruhephasen im Jahresverlauf einplanen
- Nach Turniersaison: Reduzierte Belastung
- Abwechslung: Nicht immer Höchstleistung
Regeneration ist Training!
Die strukturelle Anpassung von Sehnen und Bändern findet in der Ruhephase statt. Wer keine Pausen macht, gibt dem Gewebe keine Chance, sich zu stärken. Regeneration ist kein Zeitverlust – sie ist Teil des Trainings!
Beispiel-Wochenplan für sehnenfreundliches Training
Wochenübersicht
Legende: Ruhetag Leicht Mittel
Wichtige Prinzipien
- Nie zwei intensive Tage hintereinander
- Nach Springen immer leichten Tag
- Mindestens 1-2 Ruhetage pro Woche
- Abwechslung in der Art der Belastung
- Jede Einheit mit ausreichend Aufwärmen beginnen
Warnsignale erkennen
Achte auf frühe Warnsignale für Überlastung. Je früher Du reagierst, desto besser!
⚠️ Warnsignale – Training sofort reduzieren!
- Widerwilligkeit bei bestimmten Übungen
- Veränderte Bewegungsabläufe (kürzer treten)
- Taktunreinheiten oder Stolpern
- Wärme oder Schwellung an Sehnen nach Training
- Längere Erholungszeit als sonst
- Druckempfindlichkeit beim Abtasten
Tägliche Routine: Beine abtasten
Machen Sie es zur Gewohnheit, jeden Tag die Beine abzutasten:
- Vor und nach dem Training
- Beide Vorderbeine vergleichen
- Auf Wärme, Schwellung, Druckempfindlichkeit achten
- Bei Auffälligkeiten: Training reduzieren, beobachten
- Bei anhaltenden Symptomen: Tierarzt rufen
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Neben richtigem Training kannst Du Sehnen und Bänder auch ernährungsphysiologisch unterstützen. SEHNENSTARK vereint 7 Kräuter mit Kieselsäure (Schachtelhalm) und Vitamin C (Hagebutte).
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Mindestens 15-20 Minuten im Schritt vor jeder intensiveren Arbeit. Im Winter oder bei älteren Pferden auch länger (bis zu 30 Minuten). Das Aufwärmen erhöht die Durchblutung, macht Sehnen elastischer und reduziert das Verletzungsrisiko erheblich. Niemals ein kaltes Pferd traben oder galoppieren lassen!
Der ideale Untergrund ist federnd, aber nicht zu tief: Gepflegter Reitplatz mit ca. 5-8 cm Tretschicht, Rasen oder Waldboden. Vermeiden Sie: Harten Asphalt (Stoßbelastung), sehr tiefen Sand (Zerrung), unebene Böden (Umknicken), gefrorenen Boden (keine Dämpfung). Variieren Sie die Untergründe für optimale Anpassung.
Die goldene Regel: Maximal 10% Steigerung pro Woche bei Dauer oder Intensität. Sehnen passen sich viel langsamer an als Muskeln – während Muskeln in Wochen stärker werden, brauchen Sehnen Monate. Zu schnelle Steigerung ist der häufigste Grund für Sehnenverletzungen! Lieber zu langsam als zu schnell steigern.
Mindestens 1-2 Ruhetage pro Woche einplanen. An diesen Tagen leichte Bewegung (Weide, Schritt) statt vollständiger Boxenruhe. Nach intensiven Trainings (Springen, schwere Dressur) 48 Stunden Regeneration. Sehnen reparieren sich in Ruhephasen – ohne ausreichend Regeneration keine Anpassung!
Achte auf: Widerwilligkeit bei bestimmten Übungen, veränderte Bewegungsabläufe (kürzer treten, Taktunreinheiten), Wärme oder Schwellung an Sehnen nach dem Training, vermehrtes Stolpern, längere Erholungszeit nach Belastung. Bei diesen Zeichen Training reduzieren und Beine kontrollieren. Im Zweifel Tierarzt fragen!
Ja! Durch: (1) Ausreichendes Aufwärmen (15-20 Min.), (2) langsame, progressive Steigerung (max. 10%/Woche), (3) abwechslungsreiches Training auf verschiedenen Untergründen, (4) regelmäßige Regenerationstage, (5) tägliches Abtasten der Beine, (6) korrekte Hufbearbeitung, (7) Normalgewicht halten. Prävention ist immer besser als Behandlung!
Quellen & Literatur
- Dyson, S.J. (2004). Medical management of superficial digital flexor tendonitis. Equine Veterinary Journal.
- Smith, R.K.W. (2008). Tendon and ligament injury. Proceedings of the 54th Annual Convention of the AAEP.
- Söderwall, S. (2012). Rehabilitation of the equine athlete. Proceedings of the 11th International Congress of WEVA.
- Kasashima, Y., et al. (2004). Prevalence of superficial digital flexor tendonitis in Japanese Thoroughbred flat racehorses. Equine Veterinary Journal.
- Clayton, H.M. (2016). Horse Species Symposium: Biomechanics of the exercising horse. Journal of Animal Science.